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Verfassungsschutzbericht 2011 - Bundesamt für Verfassungsschutz

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Ideologische<br />

Wurzeln<br />

Islamismus / islamistischer Terrorismus<br />

- 249 -<br />

Kulturvereine 144 , davon 323 in Deutschland 145 . Die IGMG wird seit Mai<br />

<strong>2011</strong> von Kemal Ergün geleitet, nach außen zumeist jedoch von<br />

ihrem Generalsekretär Oguz Ücüncü repräsentiert. Mit der Verwaltung<br />

des umfangreichen Immobilienbesitzes der IGMG ist seit 1995 die<br />

„Europäische Moscheebau- und Unterstützungsgemeinschaft e.V.“<br />

(EMUG) betraut. Als Geschäftsführer fungiert Ibrahim el-Zayat, der<br />

bis Januar 2010 zugleich Vorsitzender der IGD war (vgl. Kap.III,<br />

Nr. 1.4).<br />

Die ideologischen Wurzeln der IGMG sind auf Ideen des türkischen<br />

Politikers Necmettin Erbakan zurückzuführen, der Ende der 1960er<br />

Jahre die „Millî Görüş“-Bewegung gründete. Die von Erbakan geprägten<br />

Schlüsselbegriffe seines politischen Denkens lauten „Millî Görüş“<br />

(„Nationale Sicht“) und „Adil Düzen“ („Gerechte Ordnung“). Nach seinem<br />

Geschichtsverständnis stehen sich in einzelnen Epochen gegensätzliche<br />

Zivilisationen unversöhnlich gegenüber, die entweder auf<br />

grundsätzlich „gerechten“ oder auf „nichtigen“ Voraussetzungen beruhen.<br />

„Gerecht“ sind <strong>für</strong> Erbakan die Ordnungen, die auf „göttlicher<br />

Offenbarung“ gegründet, „nichtig“ jene, die von Menschen entworfen<br />

wurden. Gegenwärtig dominiere mit der westlichen Zivilisation eine<br />

„nichtige“, also nach Erbakan eine auf Gewalt, Unrecht und Ausbeutung<br />

der Schwachen basierende Ordnung. Dieses „nichtige“ System<br />

müsse durch eine „gerechte Ordnung“ ersetzt werden, die sich ausschließlich<br />

an islamischen Grundsätzen ausrichte, anstatt an von<br />

Menschen geschaffenen und damit „willkürlichen Regeln“. Als zentrale<br />

Ziele propagierte Erbakan in Anlehnung an das Osmanische Reich<br />

die Schaffung einer „neuen großen Türkei“, die Überwindung des<br />

Laizismus sowie – letztlich mit globalem Anspruch – die Errichtung<br />

einer islamischen Gesellschaftsordnung. Konsequenz dieser Sichtweise<br />

ist die Ablehnung westlicher Demokratien.<br />

So hieß es in einem Kommentar in der „Millî Gazete“ vom 4. Juli <strong>2011</strong><br />

zur Bedeutung von „Millî Görüş“:<br />

„Millî Görüş ist die Sichtweise, die in dem von der Erschaffung des<br />

Menschen bis zum Tage der Auferstehung andauernden Kampf zwischen<br />

dem Rechten und dem Nichtigen das Rechte vertritt. (...)<br />

Millî Görüş ist die Gerechte Ordnung. Sie ist der Samen zur Rettung<br />

der Nation. (...)<br />

Millî Görüş ist eine lebenswürdige Türkei, eine neue große Türkei,<br />

eine Neue Welt. (...)“<br />

(„Millî Gazete“ vom 4. Juli <strong>2011</strong>, S. 14)<br />

144 Interview mit dem ehemaligen IGMG-Vorsitzenden Yavuz Celik Karahan (15. März <strong>2011</strong>).<br />

145 Homepage der IGMG (10. August <strong>2011</strong>).

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