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Verfassungsschutzbericht 2011 - Bundesamt für Verfassungsschutz

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- 74 -<br />

Bekräftigung der<br />

„Volksfront“<br />

Rechtsextremismus<br />

chen „Symbol- und Gedenkfanatikern“ trennen, denen die nötige Einsicht<br />

in die Erfordernisse des parteipolitisches Kampfes fehle (vgl.<br />

Kap V, Nr. 3). 29<br />

Aus den zahlreichen Verlautbarungen zur Strategie der NPD kristallisierten<br />

sich drei Grundvarianten heraus: Eine erste Gruppe plädierte<br />

<strong>für</strong> eine offensive Rückbesinnung auf ideologische Prinzipien und<br />

eine klare Freund-Feind-Bestimmung. Der zweite, innerhalb der NPD<br />

mehrheitlich vertretene Strategieansatz sah vor, das Erscheinungsbild<br />

der Partei konsequent zu modernisieren und zu professionalisieren,<br />

ohne jedoch ideologische Positionen aufzuweichen oder gar aufzugeben.<br />

Vereinzelte, einer dritten Kategorie zuzuordnende Stellungnahmen<br />

enthielten über die allgemeine Forderung nach einer äußerlichen<br />

Parteierneuerung hinaus auch das vage Zugeständnis, inhaltlich-ideologische<br />

Anpassungen in Ansätzen in Kauf nehmen zu müssen.<br />

Ungeachtet der intensiv geführten Debatte verfügt die NPD nach<br />

wie vor nicht über ein strategisch schlüssiges Gesamtkonzept. Der<br />

Spagat zwischen modernisierter Oberfläche und ideologischer Dogmatik<br />

birgt ein zu hohes Spannungspotenzial. Die von der Parteiführung<br />

geforderte Hinwendung zu gegenwartsbezogenen, ideologisch<br />

anschlussfähigen Themen wird häufig durch einen Rückfall in tradierte<br />

rechtsextremistische Argumentationsmuster konterkariert.<br />

Auch das Verhältnis der NPD zu den sogenannten Freien Kräften ist<br />

nicht widerspruchsfrei. Angesichts eines regional z.T. sehr hohen Verflechtungsgrads<br />

mit der neonazistischen Szene und der Abhängigkeit<br />

von dessen Mobilisierungskraft kommt ein klarer Bruch mit diesem<br />

Spektrum <strong>für</strong> die NPD nicht in Betracht. Innerhalb der Partei werden<br />

allerdings die Vor- und Nachteile der Zusammenarbeit mit „Freien<br />

Nationalisten“ kontrovers diskutiert und demzufolge der <strong>für</strong> die NPD<br />

zu erzielende „Kooperationsgewinn“ unterschiedlich bewertet. Wie<br />

groß die ideologischen Schnittmengen und die übereinstimmenden<br />

politischen Zielvorstellungen sind, wurde auf dem Pressefest des<br />

NPD-Parteiorgans „Deutsche Stimme“ am 1./2. Juli <strong>2011</strong> in<br />

Jänkendorf (Sachsen) deutlich. Bei der Vergabe des „Widerstandspreises<br />

der Deutschen Stimme“ an drei Initiativen des „parteiungebundenen<br />

nationalen Lagers“ – nämlich an die Organisatoren der<br />

„Tage der deutschen Zukunft“ und des „Gedenkmarschs Dresden“<br />

sowie an das neonazistische Netzwerk „Freies Netz Süd“ (FNS) –<br />

betonte der Laudator Richter nachdrücklich die Gemeinsamkeiten im<br />

politischen Kampf. Zwar handele es sich nicht um ein reibungsloses,<br />

29 Karl Richter, „‚Raus aus dem Vergangenheitsghetto – Gegenwart gestalten!‘ - Vier Thesen zu einer<br />

künftigen Positionierung der NPD“, Internetplattform „Altermedia“, 7. Juni <strong>2011</strong>.

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