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Verfassungsschutzbericht 2011 - Bundesamt für Verfassungsschutz

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Rechtsextremismus<br />

oder verunglimpfenden Zuschreibungen. Überdies greift die Partei<br />

vielfach auf antisemitische, zumeist verschwörungstheoretisch abgeleitete<br />

Erklärungsmuster zurück, um aus ihrer Sicht Geschichtsabläufe,<br />

internationale politische Zusammenhänge oder ökonomische Krisen<br />

zu beschreiben. Ein häufig angewandtes Klischee ist dabei der<br />

Vorwurf, Juden strebten globale Dominanz an und versuchten dieses<br />

Ziel vor allem durch die Zersetzung der sich ihnen entgegenstellenden<br />

Staaten und Völker zu erreichen.<br />

Der frühere Geschäftsführer der „Deutschen Stimme“ Henrik<br />

Ostendorf brachte seine antisemitische Haltung in einem Interview zur<br />

„nationalen Publizistik-Szene“ zum Ausdruck. Im Hinblick auf die notwendige<br />

variable Strategie zwischen „Frontalangriff gegen das System“<br />

und „Veränderung durch Mitarbeit“ führte er aus, das nationale<br />

Lager müsse „beweglich und kreativ sein und notfalls auch mit dem<br />

Teufel zusammenarbeiten, solange er nicht aus Jerusalem“ komme. 18<br />

Judentum und Israel sind aus Sicht Ostendorfs demnach das Feindbild<br />

schlechthin, ein absoluter Gegner, gegenüber dem die NPD keinerlei<br />

Konzessionsbereitschaft zeigen dürfe. Die Vorsitzende der<br />

NPD-Frauenorganisation „Ring Nationaler Frauen“ (RNF) Edda<br />

Schmidt 19 kommentierte den 62. Sudetendeutschen Tag in Augsburg<br />

(Bayern) am 11./12. Juni <strong>2011</strong> mit abfälligen Bemerkungen über jüdische<br />

Veranstaltungsteilnehmer. Die Vertreter der tschechischen „Bürgervereinigung<br />

Jägerndorfer Synagoge“ hätten die Reden in schlechtem<br />

Deutsch vorgelesen und ihr, Schmidts, Bild vom „auserwählten<br />

Volk“ bestätigt. Die jüdischen Referenten hätten sich wie üblich als<br />

die einzigen und finanziell nicht entschädigten Überlebenden ihrer<br />

Familien dargestellt. 20 Schmidt nimmt hier Bezug auf das antisemitische<br />

Stereotyp des geldgierigen Juden.<br />

Der 50. Todestag des am 1. Juli 1961 verstorbenen antisemitischen<br />

französischen Schriftstellers und Kollaborateurs Louis-Ferdinand<br />

Céline war Anlass <strong>für</strong> den sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten<br />

Gansel, dessen dichterisches und politisches Wirken zu würdigen und<br />

die Judenverfolgung im nationalsozialistisch okkupierten Frankreich<br />

zu bagatellisieren. Céline habe sich darüber erstaunt gezeigt, dass<br />

die deutschen Besatzungssoldaten die Juden nicht einfach erschossen,<br />

aufgehängt oder ausgerottet hätten. Diese Ansichten eines<br />

Franzosen widersprächen den üblichen Behauptungen der Umerziehungshistoriker,<br />

die die deutsche Besatzungspolitik in Frankreich so<br />

darstellten, wie sie Céline zu seinem eigenen Befremden nicht vorge-<br />

18 „Deutsche Stimme“ Nr. 1/<strong>2011</strong> vom Januar <strong>2011</strong>, S. 3.<br />

19 Schmidt ist Ende Februar 2012 als Vorsitzende des RNF zurückgetreten.<br />

20 „Deutsche Stimme“ Nr. 8/<strong>2011</strong> vom August <strong>2011</strong>, S. 21.

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