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Verfassungsschutzbericht 2011 - Bundesamt für Verfassungsschutz

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„Volksgemeinschaft“<br />

als<br />

ideologisches<br />

Kernelement<br />

Rechtsextremismus<br />

1.1 Ideologische Merkmale<br />

- 63 -<br />

Die NPD ist nach ihrem Selbstverständnis eine entschieden weltanschaulich<br />

geprägte Partei, die ungeachtet interner Debatten über strategische<br />

Fragen konsequent an ihren ideologischen Grundpositionen<br />

festhält. Sie verfolgt die Idee einer „Volksgemeinschaft“, die eine strikt<br />

ethnisch definierte Homogenität voraussetzt. Dieses völkische Konzept<br />

prägt die Herangehensweise der NPD an unterschiedliche – politische,<br />

ökonomische oder soziale – Themenfelder und fügt sich zu<br />

einem geschlossenen rechtsextremistischen Weltbild zusammen.<br />

Die Partei macht das eigene antipluralistische Gesellschafts- und<br />

Menschenverständnis zum Maßstab <strong>für</strong> die Beurteilung politischer<br />

Ordnungen, ohne in der Regel die Demokratie als solche ausdrücklich<br />

abzulehnen. Vielmehr wird der parlamentarischen Demokratie in<br />

Deutschland die Legitimität abgesprochen, weil sie, so etwa das NPD-<br />

Bundesvorstandsmitglied Matthias Faust, nicht auf einer „Volksgemeinschaft“<br />

beruhe und damit die Grundlage <strong>für</strong> eine wirkliche<br />

„Volksherrschaft“ fehle. 6 Die beiden ebenfalls dem NPD-<br />

Bundesvorstand angehörenden Eckart Bräuniger und Karl Richter<br />

stellten in einem Beitrag mit dem programmatischen Titel „Ja zu<br />

Deutschland – ja zum Reich!“ heraus, die Kanzlerschaft Otto von<br />

Bismarcks habe das damalige Deutschland nicht nur zu einem „gefestigten<br />

Machtstaat“ gewandelt, sondern wegen der eingeleiteten Sozialreformen<br />

die Voraussetzungen <strong>für</strong> einen fundierten „Gemeinschaftsstaat“<br />

gelegt. Es sei aber der „‚Volksgemeinschaft‘ der dreißiger<br />

und vierziger Jahre vorbehalten“ geblieben, das sozialpolitische<br />

Erbe Bismarcks zu vollenden. Die nationalsozialistische Epoche<br />

scheint also <strong>für</strong> die NPD in der Umsetzung des Gedankens der<br />

„Volksgemeinschaft“ weiterhin Vorbildcharakter zu haben. 7 Die <strong>für</strong> die<br />

NPD alles überragende Bedeutung einer unbedingt zu erhaltenden<br />

„Volkssubstanz“ wird im aktuellen Parteiprogramm durch die Aussage<br />

„Integration ist Völkermord“ dramatisch zugespitzt. 8 Ausgehend von<br />

diesen völkischen Prämissen erhebt die NPD beispielsweise <strong>für</strong> den<br />

Bildungsbereich die rigorose Forderung, deutsche und ausländische<br />

Schüler möglichst konsequent zu trennen. Diese Forderung der NPD<br />

fand sich nahezu durchgehend in ihren Landtagswahlprogrammen<br />

<strong>2011</strong>. Bei den insgesamt sieben Landtagswahlen verzichtete lediglich<br />

die NPD Rheinland-Pfalz darauf, einen entsprechenden Programm-<br />

6 Homepage „DS-Aktuell“ (23. Oktober <strong>2011</strong>).<br />

7 „Deutsche Stimme“ Nr. 2/<strong>2011</strong> vom Februar <strong>2011</strong>, S. 22.<br />

8 NPD-Parteiprogramm 2010, S. 13.

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