Abschlußbericht - Sicherheit und Gesundheit im Operationssaal
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6 Stress <strong>und</strong> psychische Belastungen<br />
6.2 Konzepte zur Erfassung <strong>und</strong> Beschreibung<br />
SiGOS – <strong>Sicherheit</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>im</strong> <strong>Operationssaal</strong><br />
Projektbericht<br />
Seite 104<br />
Re<strong>im</strong>er 2001), sondern muss als wesentliche Ursache für den überdurchschnittlichen Alkohol<br />
<strong>und</strong> Drogenmissbrauch von Ärzten (Goldman et al. 2002), die erhöhte Prävalenzrate<br />
psychiatrischer Erkrankungen sowie die gegenüber der Allgemeinbevölkerung höhere Suizidrate<br />
von Krankenhausärzten gesehen werden (König, 2001, Hohner 2003).<br />
Obwohl ein großer Teil der Belastung aufgr<strong>und</strong> der o.g. Ursachen als tätigkeits<strong>im</strong>manent<br />
(<strong>und</strong> damit nicht direkt beeinflussbar) anzusehen ist, reicht es nicht aus, sich nur auf die<br />
Bewältigung von Stress <strong>im</strong> Sinne eines nachträglichen Abbaus zu konzentrieren. Wesentliche<br />
Belastungen gehen auch aus den organisationalen, kooperativen, sozialen <strong>und</strong> ausführungsbezogenen<br />
Gegebenheiten hervor. Die Min<strong>im</strong>ierung solcher Belastungen <strong>im</strong> Sinne<br />
der ursächlichen Verringerung von Stress hat somit eine erhebliche Bedeutung für den<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz.<br />
Obwohl die Identifikation einfacher Ursache-Wirkungsbezüge wegen des komplexer Ineinandergreifen<br />
der einzelnen Arbeitsabläufe nicht sinnvoll möglich erscheint, wurde das<br />
Thema Stress <strong>im</strong> SiGOS-Projekt thematisiert, um der Frage nachzugehen, ob <strong>und</strong> ggf. arbeitsbedingte<br />
Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung durch Stress zu reduziert werden kann.<br />
6.2 Konzepte zur Erfassung <strong>und</strong> Beschreibung<br />
6.2.1 Stress <strong>und</strong> Stressbewältigung<br />
Der Begriff Stress wird sehr unterschiedlich verwendet. In allgemeiner Hinsicht hat Stress<br />
etwas mit der Anpassung von Lebewesen an ihre jeweilige Umwelt zu tun: Stress ist mit<br />
Situationen verb<strong>und</strong>en, in denen sich ein Anpassungsproblem stellt, man also einen erreichten,<br />
aber gefährdeten Anpassungszustand verteidigen, sich an neue oder veränderte<br />
Umweltgegebenheiten anpassen, gegen Widerstände sein eigenes Leben gestalten muss<br />
(Nitsch, 1981, S. 40).<br />
Stress wird als Synonym für diverse Reaktionen verwendet. Der Physiologe Selye (1981)<br />
beschreibt Stress als eine „unspezifische Reaktion des Organismus auf jede Anforderung“.<br />
Umgangssprachlich wird Stress eher als unangenehm erlebte Beanspruchung aufgefasst.<br />
Menschen können situationsabhängig <strong>und</strong> persönlichkeitsabhängig ganz unterschiedlich<br />
auf Stressoren in ihrer Umgebung reagieren. Die Reaktionen reichen von Aggressivität <strong>und</strong><br />
Aufgeregtheit über Zeitstress bis hin zu völliger Apathie <strong>und</strong> Handlungsunfähigkeit. Das<br />
macht die Schwierigkeiten bei der Erfassung von Stress deutlich: Stressreaktionen sind nur<br />
teilweise von außen beobachtbar <strong>und</strong> auch nur teilweise für die betreffenden Personen<br />
bewusstseinsfähig. Die Messung von Stresshormonen ist prinzipiell möglich, lässt sich<br />
aber in der Praxis schwer durchführen. Andere physiologische Reaktionen (Pulsfrequenz,<br />
Blutdruck etc.) sind sehr abhängig von der Form, in der sich Stress äußert <strong>und</strong> eignen sich<br />
daher schlecht als spezifischer Messparameter.