Abschlußbericht - Sicherheit und Gesundheit im Operationssaal

6 Stress und psychische Belastungen
6.2 Konzepte zur Erfassung und Beschreibung
SiGOS – Sicherheit und Gesundheit im Operationssaal
Projektbericht
Seite 106
Belastung spricht man, wenn man ausschließlich objektive, von außen auf den Menschen
einwirkende Größen meint, die unabhängig von ihrer Auswirkung auf den Menschen definiert
werden. Die Einflussfaktoren sind personenunabhängig vorhanden und definieren sich
über Belastungshöhe und Belastungsdauer (Gebert & Rosenstiel, 2002, S. 121). Erst
durch situative Rahmenbedingungen und Merkmale und Verhaltensweisen des Menschen
übersetzt sich die Belastung während des Tätigkeitsvollzugs in Beanspruchung (a.a.O., S.
121).
Die Beanspruchung wird als die Folge der Belastung für den Menschen verstanden. Zu
den Personenmerkmalen zählen psychische Voraussetzungen wie Motivation, Bewältigungsstrategien,
Fähigkeiten und Fertigkeiten und andere Voraussetzungen wie Allgemeinzustand,
körperliche Konstitution, Geschlecht, Alter, Aktivierungszustand und ähnliches
(Gebert & Rosenstiel, 2002, S. 121).
Belastung und Beanspruchung sind gewöhnlich wertfreie Begriffe (Richter, 2000, S. 9).
Sie beschreiben die genannten Sachverhalte, ohne diesen zugleich eine positive oder negative
Bewertung zuzuweisen. Letztere ergibt sich in jedem Einzelfall aus der Konstellation
der einwirkenden Belastung zur individuellen Belastbarkeit bzw. dem Adaptationsvermögen
der beanspruchten Funktionseinheiten der konkret betroffenen Person.
Im Sinne des Belastungs-Beanspruchungs-Konzepts sind die Arbeitsbedingungen Merkmale
der konkreten Beschaffenheit der Arbeit, die eine spezifische Erklärung der Entstehung
der Belastungen und daraus weiter dann der individuellen Beanspruchungen ermöglichen
und deren Beziehungen hierzu durch Erfahrungen beziehungsweise durch wissenschaftliche
Erkenntnisse untermauert sind. Diese Arbeitsbedingungen sind dann zugleich
auch als direkte Gestaltungsmerkmale für die eigentliche Gestaltung heranzuziehen. So
bestimmt beispielsweise eine vorliegende Höhe der Arbeitsfläche des Arbeitstisches (=
Arbeitsbedingung) in Verbindung mit der Arbeitsaufgabe - und noch weiteren Arbeitsbedingungen
- die mögliche Körperstellung und Körperhaltung (= Belastung), die dann in Verbindung
mit den individuellen Eigenschaften der Arbeitsperson - Körperabmessungen und
andere - entsprechend dem Belastungs-Beanspruchungs-Konzept zu einer bestimmten
physischen Beanspruchung (= Beanspruchung) führt.
Die konkreten Arbeitsbedingungen, die für alle der zuvor bereits genannten Wirkungen/
Auswirkungen menschlicher Arbeit von Einfluss sein können, lassen sich angelehnt an die
Empfehlungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Joiko et al., 2002,
S. 10) pragmatisch gliedern in: Arbeitsaufgabe, Arbeitsmittel, Arbeitsumgebung, Arbeitsorganisation
und Arbeitsplatz.