Abschlußbericht - Sicherheit und Gesundheit im Operationssaal
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1 Einleitung<br />
1.1 Ausgangslage<br />
SiGOS – <strong>Sicherheit</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>im</strong> <strong>Operationssaal</strong><br />
Projektbericht<br />
Seite 2<br />
Hinzu kommen in vielen Kliniken tradierte Führungshierarchien. Diesbezüglich ist "tradiert"<br />
aber nicht mit "vergangenheitsorientiert" gleichzusetzen. Die Konzentration von Fach-, Prozess-<br />
<strong>und</strong> Personalautorität in einer Person - i. d. R. des Chefarztes - hat den für den klinischen<br />
Betrieb enorm wichtigen Vorteil einer insgesamt kongruenten Abst<strong>im</strong>mung zwischen<br />
den verschiedenartigen Anforderungen. Nur leider steht der Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
selten ausreichend weit oben auf der Prioritätenskala hoch belasteter Führungskräfte.<br />
Es besteht die Tendenz, diese Aufgaben weiter zu deligieren, <strong>und</strong> damit verliert der<br />
Arbeitsschutz einen wichtigen Anwalt. Dies hängt darüber hinaus auch mit einer stellenweise<br />
unternehmerischen Denkweise der Führungspersonen zusammen. Diese sind <strong>im</strong><br />
Unterschied zu Industriemanagern jedoch selten ausreichend qualifiziert, die strategische<br />
Bedeutung des Arbeitsschutzes für das Unternehmen geeignet zu würdigen.<br />
C Prioritätskonflikte<br />
Im <strong>Operationssaal</strong> gibt es zwei "<strong>Sicherheit</strong>sbedürftige" - den Mitarbeiter <strong>und</strong> den Patienten.<br />
Diese sind jedoch nicht unabhängig voneinander, sondern der Patient ist - in hilfloser Lage<br />
- auf das richtige Verhalten der dort aktiven Mitarbeiter angewiesen. Die <strong>Sicherheit</strong> des<br />
Patienten ist vor allem in kritischen Phasen gefährdet, wie beispielsweise einer plötzlichen<br />
Kreislaufinstabilität des Patienten während der OP. Genau in diesen Phasen herrscht oft<br />
"besondere Hektik" - mit entsprechend größeren Gefahren für die Mitarbeiter. Maßnahmen,<br />
die die <strong>Sicherheit</strong> der Mitarbeiter garantieren sollen, dürfen die Patienten keiner<br />
zusätzlichen Gefährdung aussetzen. Im Prinzip liegt hier ein ähnlicher Konflikt vor, wie wir<br />
ihn von Feuerwehreinsätzen mit der Abwägung des Risikoeinsatzes von Feuerwehrleuten<br />
kennen. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass <strong>im</strong> Krankenhaus selten das Leben<br />
der Mitarbeiter in akuter Gefahr ist <strong>und</strong> daher – zu Recht – das Patientenwohl Vorrang<br />
erhält.<br />
Als Konsequenz daraus rangieren <strong>Sicherheit</strong>s- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsinteressen der Mitarbeiter<br />
in der Regel zum Teil deutlich nach denen der Patienten.<br />
D Stress als St<strong>im</strong>ulanz<br />
Die ärztliche Tätigkeit ist - speziell <strong>im</strong> OP - durch häufige, mehr oder minder regelmäßig<br />
auftretende Stresssituationen gekennzeichnet. Dies betrifft sowohl zeitlichen Stress (z.B.<br />
Handlungsdruck am Patienten) als auch durch Handlungsentscheidungen <strong>und</strong> deren Risiken<br />
erzeugten Stress. Weiterhin entsteht Ausdauerstress einerseits bei länger andauernden<br />
Eingriffen bzw. Arbeitsabschnitten <strong>und</strong> andererseits durch die organisatorisch bedingte<br />
Dauer <strong>und</strong> Lage von Arbeits- <strong>und</strong> Einsatzzeiten.<br />
Medizinisches Personal ist folglich mit nahezu allen Facetten von Stress alleine durch die<br />
medizinischen Gegebenheiten konfrontiert - Überlastsituationen gehören zum Alltag. Dies<br />
führt zunächst zur Tendenz, alle nebengelagerten Aufgaben zu umgehen, zu verschieben