Gîza : Bericht über die von der Akademie der Wissenschaften in ...
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Stengel mit mehr o<strong>der</strong> weniger Kraft faßt und<br />
heranzieht. Bei e<strong>in</strong>igen Bil<strong>der</strong>n spricht <strong>die</strong> Bei-<br />
schrift ausdrücklich vom „Herausziehen" sss und<br />
gibt <strong>der</strong> Handlung e<strong>in</strong>e religiöse Bedeutung. —<br />
Daß <strong>die</strong>se kultischen Fahrten ke<strong>in</strong>e Trauerzüge<br />
waren und man dabei <strong>die</strong> Freuden <strong>der</strong> Dschun-<br />
gel grenoß, ist bei <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Gött<strong>in</strong> selbst-<br />
verständlich.'<br />
4. Balcz, A.Z. 75, S. 32 ff., sieht <strong>in</strong> den Dar-<br />
stellungen L. D. II, 12, 43 und Kij-m-'nh Bil<strong>der</strong>,<br />
<strong>die</strong> <strong>der</strong> Urbedeutung des s§s-wid näherstehen<br />
als <strong>die</strong> übrigen. Er <strong>über</strong>setzt sss mit , Schütteln<br />
und Rütteln', , Schütteln und Zerren' und verweist<br />
auf das Schütteln des sss-i-Sistrums. , Damit soll<br />
nicht gesagt se<strong>in</strong>, daß . . . sss-ivid nicht zugleich<br />
auch das Ausreißen' bedeute (S. 36). Man rüttelt<br />
an den Stauden, um <strong>die</strong> Vögel aufzuscheuchen,<br />
<strong>die</strong> dann mit dem Bumerang erlegt werden. ,So<br />
ersche<strong>in</strong>t <strong>die</strong> Jagdfahrt <strong>in</strong> den Sümpfen des<br />
Deltas <strong>in</strong>sgesamt als e<strong>in</strong>e Weihefahrt an <strong>die</strong><br />
Gött<strong>in</strong>, bei <strong>der</strong> im beson<strong>der</strong>en das Aufrauschen-<br />
lassen des Papyrichts als Opfer dargebracht<br />
wurde, wohl als alt<strong>über</strong>kommener Jagdglaube,<br />
womit man <strong>die</strong> Herr<strong>in</strong> <strong>der</strong> Jagd gnädig stimmen<br />
wollte. Die bei <strong>die</strong>ser Betätigung ausgerissenen<br />
Papyruspflanzen wird man als Zeichen <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Gött<strong>in</strong> dargebrachten Handlung <strong>in</strong> <strong>die</strong> Heimat<br />
mitgenommen und dem Bilde <strong>der</strong> Gött<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Heimat geweiht haben.' Zum Schluß faßt er zusammen,<br />
daß <strong>die</strong> Fahrten auf uralte Jagdfahrten<br />
zurückgehen, daß <strong>die</strong> Jäger <strong>der</strong> Vorzeit <strong>die</strong> Vor-<br />
bereitung <strong>der</strong> Jagd <strong>der</strong> großen mütterlichen Gottheit<br />
weihten, daß dann <strong>die</strong> Jagd <strong>in</strong> Umdeutung<br />
<strong>der</strong> Gött<strong>in</strong> zu Ehren unternommen wurde, wobei<br />
als Höhepunkt <strong>der</strong> Weihe das Aufschütteln des<br />
Papyrus galt; endlich sei <strong>die</strong> Jagd vielleicht <strong>über</strong>-<br />
haupt nicht mehr ausgeübt worden, aber <strong>die</strong><br />
Zeremonie verblieben.<br />
Zu je<strong>der</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelneu geäußerten Ansichten<br />
Stellung zu nehmen, führte zu weit. E<strong>in</strong>e Dar-<br />
legung bestimmter e<strong>in</strong>schlägiger Tatsachen dürfte<br />
zur Klärung <strong>der</strong> Fragen mehr beitragen.<br />
a) Der Papyrus als geheiligtes S<strong>in</strong>nbild.<br />
Der Papyrus war <strong>die</strong> Wappenpflanze Unter-<br />
ägyptens. Aus <strong>der</strong> Vorzeit stammt das S<strong>in</strong>nbild<br />
<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> beiden Hälften des Delta<br />
(gstcj) <strong>in</strong> Gestalt <strong>von</strong> zwei unter den Dolden<br />
umschnürten Papyrusstengeln. Es wurde an den<br />
Außenseiten des unterägyptischen Palastes als<br />
Verzierung angebracht; siehe Balcz, Mitteilungen<br />
Kairo I, S. 58 und Abb. 11. Als später Ober-<br />
Heemajs'n Junkee.<br />
und Unterägypten vere<strong>in</strong>t wurden, knüpfte man<br />
B<strong>in</strong>se und Papyrus um das swi-Zeichen = täEw.<br />
Wie lebendig <strong>die</strong>se s<strong>in</strong>nbildliche Verwendung des<br />
Papyrus war, zeigt sich gelegentlich auch da, wo<br />
se<strong>in</strong>e Dolde sche<strong>in</strong>bar nur als Schmuck verwendet<br />
wurde; so enden <strong>die</strong> Leisten des Sitzbretts <strong>der</strong><br />
Stühle meist <strong>in</strong> Papyrusdolden, bei KJj aber tragen<br />
sie <strong>die</strong>se Verzierung nur auf <strong>der</strong> nördlichen Tür-<br />
wange, auf <strong>der</strong> südlichen ist statt dessen <strong>die</strong> Blüte<br />
<strong>der</strong> B<strong>in</strong>se verwendet, Giza III, Abb. 15.<br />
ist das Lesezeichen für , frisch', ,grün', und<br />
es ist e<strong>in</strong> uralter Brauch <strong>der</strong> Ägypter, solche<br />
Zeichen für gute Worte als glückbr<strong>in</strong>gende S<strong>in</strong>n-<br />
bil<strong>der</strong> zu verwenden, wie "¥",,](, T Wenn wir<br />
daher das X <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong> Gött<strong>in</strong>nen sehen,<br />
dürfen wir <strong>die</strong>se Beziehung nicht außer acht<br />
lassen. ]f war aber auch das Schriftzeichen <strong>der</strong><br />
tvhl-t, <strong>der</strong> Gött<strong>in</strong> <strong>von</strong> Buto, <strong>die</strong> <strong>in</strong> dem Delta <strong>der</strong><br />
Vorzeit als Königsgött<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle<br />
spiehe; und es muß hervorgehoben werden, daß<br />
<strong>die</strong> erste Gött<strong>in</strong>, <strong>die</strong> uns mit dem ifirZ-Zepter<br />
begegnet, eben <strong>die</strong> Uto ist, <strong>in</strong> <strong>der</strong> II. Dynastie<br />
unter H'-shmwj, siehe Sethe, ebenda, S. 6.<br />
P)<br />
Der Papyrus als Zeichen <strong>der</strong> Freude.<br />
Blumen und Freude gehören zusammen,<br />
Blumen zum Fest, zum Tanz, zum Mahl. In<br />
Ägypten wird <strong>die</strong>ser Zusammenhang durch alle<br />
Zeiten <strong>in</strong> den Darstellungen offenbar. Aber wir<br />
haben uns daran gewöhnt, als <strong>die</strong> Blume des<br />
Landes den Lotos anzusehen. Er tritt ja auch<br />
allenthalben hervor, er ge<strong>die</strong>h <strong>über</strong>all, konnte <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Hand gehalten, zu Kränzen gewunden und<br />
zur Verzierung <strong>der</strong> Tafel verwendet werden. Der<br />
Papyrus dagegen mit <strong>der</strong> großen Dolde und dem<br />
festen Stengel eignete sich weniger für <strong>die</strong>se<br />
Zwecke. Und doch wollte man ihn bei dem fest-<br />
lichen Blumenschmuck nicht missen. Wenn Bauern<br />
und Bäuer<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Güter zum Grabherrn kamen,<br />
trugen sie nicht nur <strong>die</strong> schuldigen Abgaben, son-<br />
<strong>der</strong>n fügten ihnen noch beson<strong>der</strong>e Geschenke<br />
h<strong>in</strong>zu — und Blumen. Die Bäuer<strong>in</strong>nen Giza III,<br />
Taf. IV halten e<strong>in</strong>e Lotosblume o<strong>der</strong> -knospe <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Hand, <strong>der</strong> erste Bauer <strong>in</strong> <strong>der</strong> obersten Reihe<br />
aber hat e<strong>in</strong>en Strauß aus Papyrus gewunden.<br />
Und solche Sträuße werden <strong>in</strong> großer Anzahl<br />
<strong>von</strong> den Dienern des Mrriv-k) gebracht; <strong>die</strong> E<strong>in</strong>zel-<br />
heiten <strong>die</strong>ser wohl aus jungen Pflanzen hergestellten<br />
Geb<strong>in</strong>de kann man auf Taf. IL, CXCIII,