Gîza : Bericht über die von der Akademie der Wissenschaften in ...
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12 Heemann Junkee.<br />
II. Die Innenräiime.<br />
(Abb. 3 und 4.)<br />
Der ganzen Ostwand entlang ist e<strong>in</strong> breiter<br />
Korridor angelegt. An se<strong>in</strong>em Nordende, also<br />
gleich beim E<strong>in</strong>tritt rechter Hand, liegt <strong>die</strong> Kultkammer,<br />
offen, ohne Trennungswand. Die Öffnung<br />
ist oben durch e<strong>in</strong>en Architrav abgeschlossen;<br />
er geht <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ecke, <strong>die</strong> Südwand des Raumes<br />
und Westwand des Ganges bilden, <strong>in</strong> <strong>die</strong> Mauer<br />
<strong>der</strong> Front, und trägt hier <strong>die</strong> Ost—West gelegten<br />
Deckplatten des Ganges.<br />
Die Anordnung <strong>der</strong> Räume ersche<strong>in</strong>t zu-<br />
nächst selbstverständlich. Sie bedeutet aber <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Tat e<strong>in</strong>en Bruch mit <strong>der</strong> Überlieferung. Zunächst<br />
ist <strong>die</strong> Lage <strong>der</strong> Hauptkultstelle im Norden<br />
ungewöhnlich. Hätte man sich damit begnügt)<br />
nur den Kultraum auszusparen und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Westwand<br />
zwei Sche<strong>in</strong>türen anzubr<strong>in</strong>gen, so wäre man<br />
im wesentlichen bei <strong>der</strong> üblichen Anordnung geblieben.<br />
Daß <strong>der</strong> Raum, statt wie gewöhnlich im<br />
Süden, hier im Norden lag, war dann eben durch<br />
den Bauplatz und se<strong>in</strong>en Zugang bestimmt. Diese<br />
Lösung ist wie<strong>der</strong>holt belegt, wie bei Ki-hjf. Meist<br />
liegt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gang dabei am Ostende <strong>der</strong> Nord-<br />
seite und <strong>der</strong> schmale Raum reicht bis zum Süd-<br />
ende; so bei Mrio-ki = Vorbericht 1926, S. 95,<br />
Wsr = Vorbericht 1912, S. 15, Si-nfr = Vor-<br />
bericht 1926, S. 107, Nfr = Vorbericht 1912,<br />
S. 11; auf dem Felde südöstlich <strong>der</strong> Chephreu-<br />
Pyramide mehrere Anlagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Straße <strong>der</strong><br />
Priester <strong>der</strong> König<strong>in</strong>.<br />
Wenn aber Gang und Kammer ausgespart<br />
werden, so ist es <strong>die</strong> Regel, daß <strong>die</strong> Kammer im<br />
Süden liegt. Am Ende des Ganges öffnet sich<br />
dann e<strong>in</strong>e Tür zum eigentlichen Kultraum o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Gang erhält am Südende gegen<strong>über</strong> <strong>der</strong><br />
Sche<strong>in</strong>tür e<strong>in</strong>e Erweiterung nach Osten. Von<br />
den zahlreichen Beispielen <strong>die</strong>ser Anordnung<br />
seien erwähnt ^^ ^iz:?^ i r ^ Vorbericht 1913,<br />
S. 7 und 1926, S. 92 und Nj-m}H-r' = S. Hassan,<br />
Excavations 2, S. 211 f., <strong>von</strong> den Ziegel-Mastabas<br />
Mnj = Vorbericht 1926, Abb. 1; siehe auch <strong>die</strong><br />
entsprechenden Anlagen auf dem Vorbericht 1927<br />
beigefügten Plan. Überall kommt dabei das alte<br />
Gesetz zur Geltung, daß <strong>die</strong> Hauptopferstelle im<br />
Süden <strong>der</strong> Anlage liegen müsse.<br />
Das selbständige Vorgehen des Kij-m-'nh kann<br />
nur so erklärt werden, daß er <strong>von</strong> <strong>der</strong> Regel abwich,<br />
weil er <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en D<strong>in</strong>gen dem Geschmack <strong>der</strong><br />
Zeit folgen wollte. Am Ende des Alten Reiches<br />
wird <strong>die</strong> Auflockerung des Grabblocks immer<br />
stärker; er besteht zum Schluß nur mehr aus<br />
e<strong>in</strong>er Reihe <strong>von</strong> Gängen und Kammern, und <strong>die</strong><br />
häufige Verlegung <strong>der</strong> Mündung des Grabschachtes<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Räume dürfte damit <strong>in</strong> Zusammenhang<br />
stehen. Des weiteren war es immer mehr<br />
Sitte geworden, <strong>die</strong> Grabräume, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Besucher<br />
zunächst betrat, luftiger und heller zu halten. Es<br />
sei <strong>in</strong> Giza an <strong>die</strong> Gräber <strong>der</strong> Sndm-ih mit großem<br />
geme<strong>in</strong>samen Vorhof, an Ssm-nfr IV mit Torbau,<br />
Hof und Pfeilerhalle und an B'In-hhio er<strong>in</strong>nert, <strong>in</strong><br />
Sakkära an <strong>die</strong> Familiengruppe des Pth-htp und<br />
an Pth-htp II nördlich des TF?«s-Aufwegs. Gewiß<br />
s<strong>in</strong>d alle <strong>die</strong>se Anlagen <strong>in</strong> ihrem Plan <strong>von</strong> dem<br />
des Kij-m-'nh verschieden, aber sie zeigen den<br />
Geschmack <strong>der</strong> Zeit und <strong>die</strong> Auffassungen, aus<br />
denen <strong>die</strong> Anordnung entstanden ist. Er wollte<br />
nicht, daß man zunächst e<strong>in</strong>en dunklen Gang<br />
betrete und an se<strong>in</strong>em Ende e<strong>in</strong>e noch dunklere<br />
Kultkammer, wollte bei den Besuchern des Grabes<br />
nicht den E<strong>in</strong>druck düsterer Enge aufkommen<br />
lassen. Die Mastaba war längst nicht mehr dem<br />
Totenkult und den D<strong>in</strong>gen des Jenseits alle<strong>in</strong><br />
gewidmet, das irdische Leben des Grabherrn, wie<br />
es sich nach dem Tode fortsetzen sollte, tritt <strong>in</strong><br />
den Vor<strong>der</strong>grund (Giza III, S. 64—66). Diese<br />
Gedanken, <strong>die</strong> <strong>in</strong> den großen Anlagen so <strong>über</strong>-<br />
zeugend zum Ausdruck kommen, haben auch auf<br />
<strong>die</strong> Anordnung unserer bescheidenei'en Mastaba<br />
e<strong>in</strong>gewirkt. E<strong>in</strong>en Beweis für <strong>die</strong>se Zusammenhänge<br />
liefert <strong>die</strong> Bebil<strong>der</strong>ung des Kultraumes. Auf<br />
<strong>der</strong> Nordwand ist Kij-m-'nh beim Fischstechen <strong>in</strong><br />
den Papyrussümpfen dargestellt. Wie unten S. 16<br />
nachgewiesen wird, ist <strong>die</strong>se Szene <strong>in</strong> den großen<br />
Grabanlagen meist am Torbau o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Vorräumen<br />
angebracht. Wenn sie daher <strong>in</strong> unserer<br />
Mastaba gleicii rechts vom E<strong>in</strong>gang steht, so ist<br />
e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung <strong>von</strong> Ausschmückung und Raum-<br />
vorstellung nicht <strong>von</strong> <strong>der</strong> Hand zu weisen. Jetzt<br />
verstehen wir, warum <strong>die</strong> Kammer gleich beim<br />
E<strong>in</strong>gang liegt, warum ihre Ostwand <strong>in</strong> Wegfall<br />
kam, und Licht durch e<strong>in</strong> dreiteiliges Fenster<br />
e<strong>in</strong>gelassen wurde. Man wollte den E<strong>in</strong>druck <strong>der</strong><br />
Geräumigkeit und Helle hervorrufen, wie bei den<br />
Vorhallen <strong>der</strong> reicheren Mastabas. So zeigt uns<br />
Kij-m-'nh im kle<strong>in</strong>en, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> VI. Dynastie <strong>der</strong><br />
Gral)bau se<strong>in</strong>e alte Strenge verloren hat, und wie<br />
Räume und Bil<strong>der</strong> <strong>von</strong> dem Gedanken <strong>der</strong> Fortsetzung<br />
e<strong>in</strong>es bunten, sonnigen Lebens auf Erden<br />
beherrscht werden.<br />
Kammer und Gang s<strong>in</strong>d ganz mit geglätteten<br />
Werkste<strong>in</strong>blöcken verkleidet. Es wurde fast aus-<br />
schließlich Nummulit verwendet, auch für <strong>die</strong> Deck-<br />
balken. Nur <strong>die</strong> Westwand des Kultraumes, <strong>die</strong>