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Gîza : Bericht über die von der Akademie der Wissenschaften in ...

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Beeicht übee <strong>die</strong> Geabungen auf dem Feiedhof <strong>von</strong> Giza. 53<br />

wie bei unserem zweiten Boot o<strong>der</strong> Deir el Ge-<br />

bräwi II, Taf. XIX vollkommen ruhig und ent-<br />

spannt wie<strong>der</strong>geben, gew<strong>in</strong>nt man den E<strong>in</strong>druck,<br />

daß er e<strong>in</strong> vielbeschäftigter Mann war, <strong>der</strong> fl<strong>in</strong>k zu-<br />

greifen und oft se<strong>in</strong>e ganze Kraft e<strong>in</strong>setzen mußte.<br />

Läge aber <strong>in</strong> Wirklichkeit das Richten des<br />

Segels ihm alle<strong>in</strong> ob, o<strong>der</strong> auch nur <strong>die</strong> Haupt-<br />

arbeit, so hätte er Übermenschliches zu leisten.<br />

Wer e<strong>in</strong>mal das Segel e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Bootes, des<br />

sogenannten , Kutters', bei heftigem W<strong>in</strong>d auf dem<br />

Nil be<strong>die</strong>nt hat, kennt <strong>die</strong> starke Spannung des<br />

Taues, den unwahrsche<strong>in</strong>lich heftigen Druck des<br />

Segels, und kann sich nicht erklären, wie e<strong>in</strong><br />

Mann alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong> so mächtiges Segel regiert. Die<br />

Lösung liegt dar<strong>in</strong>, daß <strong>die</strong> Hauptarbeit des<br />

Segelstellens bei <strong>der</strong> unteren Raa geleistet wurde.<br />

Zwar hat man auch bisher angenommen, daß<br />

<strong>die</strong>se entsprechend <strong>der</strong> oberen gewendet werden<br />

müsse, aber man hat <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> eigentümlichen<br />

Darstellungs weise nicht erkannt, daß bei den<br />

meisten Seglern das Manöver wie<strong>der</strong>gegeben<br />

und <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er größeren Anzahl Matrosen aus-<br />

geführt wird.<br />

Auf Taf. III sehen wir neben <strong>der</strong> Kab<strong>in</strong>e<br />

acht Leute mit vorgebeugtem Oberkörper und<br />

gesenkten Armen, und <strong>in</strong> ähnlicher Haltung zwei<br />

weitere, aber hockend, l<strong>in</strong>ks <strong>der</strong> unteren Raa,<br />

neben dem Grabherru. An<strong>der</strong>e Darstellungen<br />

zeigen, daß hier e<strong>in</strong> Fehler vorliegt und daß <strong>die</strong><br />

beiden Leute neben dem Segel genau <strong>die</strong> gleiche<br />

Haltung haben müßten wie <strong>die</strong> Mannschaft neben<br />

<strong>der</strong> Kab<strong>in</strong>e; siehe so unser zweites Boot, Mrj-ib<br />

L.D. II, 22, Ki-nj-njküt I Giza II, Abb. 22,<br />

Akhethetep-Louvre, Boreux, Nautique, Taf. III.<br />

Wenn <strong>die</strong> neben dem Segel stehenden Matrosen<br />

größer gezeichnet werden als ihre Kameraden am<br />

Bordrand, so geschieht das, weil <strong>der</strong> Maler bei<br />

ersteren ke<strong>in</strong>e Rücksicht auf Überschneidungen<br />

zu nehmen brauchte, während er bei letzteren<br />

<strong>die</strong> Köpfe unter dem Teppichmuster halten mußte.<br />

Bei Boot 3 s<strong>in</strong>d hier <strong>die</strong> Leute <strong>über</strong>haupt weg-<br />

gelassen, um <strong>die</strong> Gestalt des Grabherrn nicht zu<br />

stören. In an<strong>der</strong>en Beispielen ist <strong>die</strong> Größe <strong>der</strong><br />

Mannschaften bei<strong>der</strong> Gruppen <strong>die</strong> gleiche. Der<br />

unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zahl erklärt sich auf ähnliche<br />

Weise: Der Grabherr mußte geson<strong>der</strong>t stehen,<br />

vor ihm noch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er freier Raum bleiben.<br />

Aus dem gleichen Grunde wurden <strong>die</strong> Matrosen<br />

an <strong>der</strong> Bordwand nach l<strong>in</strong>ks gerückt, sie durften<br />

erst <strong>in</strong> Höhe <strong>der</strong> Kab<strong>in</strong>e beg<strong>in</strong>nen. — Faßt man,<br />

was sich aus den verschiedenen Wie<strong>der</strong>gaben des<br />

gleichen Bildes ergibt, zusammen, so zeigt sich,<br />

daß auf beiden Seiten des Bootes, Steuerbord und<br />

Backbord, je e<strong>in</strong>e lange Reihe <strong>von</strong> Matrosen auf-<br />

gestellt war, angefangen <strong>von</strong> den Enden <strong>der</strong><br />

unteren Raa bis zum Ende <strong>der</strong> Kab<strong>in</strong>e. Hat man<br />

das e<strong>in</strong>mal erkannt und hält sich dabei <strong>die</strong> Ge-<br />

setze <strong>der</strong> ägyptischen Zeichner vor Augen, so<br />

wird es klar, daß <strong>die</strong> beiden Reihen gar nicht<br />

an<strong>der</strong>s wie<strong>der</strong>gegeben werden konnten.<br />

Die Haltung <strong>der</strong> Matrosen ist immer <strong>die</strong><br />

gleiche: sie stehen mehr o<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong> gebückt,<br />

<strong>die</strong> Arme hängen parallel herab o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

Arme ist e<strong>in</strong> wenig vorgestreckt. Was soll aber<br />

<strong>die</strong>se Stellung und Armhaltung bedeuten? E<strong>in</strong>e<br />

Ruhestellung ist es nicht, wie ich bei Ki-nj-njsw-t<br />

angenommen hatte; das verbieten schon <strong>die</strong> Hal-<br />

tungen <strong>in</strong> Boot 1— 3. Die Matrosen s<strong>in</strong>d im<br />

Gegenteil <strong>in</strong> voller Tätigkeit, aber <strong>die</strong> strenge,<br />

zurückhaltende Darstellungsweise ließ das nicht<br />

sofort erkennen. Je<strong>der</strong> Zweifel wird durch das<br />

Bild Petrie, Deshasheh, Taf. VI behoben; hier,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> B<strong>in</strong>dungen des Stiles<br />

nicht so stark, und außerdem ist das Grab <strong>in</strong><br />

das spätere Alte Reich zu setzen. Da ist <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

Matrosen neben <strong>der</strong> Kab<strong>in</strong>e mehr Leben gekommen;<br />

zwei <strong>von</strong> ihnen geben Zeichen mit hocherhobenem<br />

Arm, e<strong>in</strong> dritter hält <strong>die</strong> Hand zum<br />

Kopf. Aber alle s<strong>in</strong>d, wie auch ihre sonstige<br />

Haltung beweist, <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Beschäftigung<br />

wie <strong>die</strong> auf an<strong>der</strong>en Darstellungen an <strong>der</strong>selben<br />

Stelle arbeitenden Matrosen, und ihre Arbeit<br />

kann ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e se<strong>in</strong> als das Richten <strong>der</strong> un-<br />

teren Raa; das zeigen schon <strong>die</strong> an ihrem an<strong>der</strong>en<br />

Ende dicht neben dem Segel Beschäftigten. Die<br />

Lage ist also folgende: Die untere Segelstange<br />

war wie <strong>die</strong> obere <strong>in</strong> ihrer Mitte durch e<strong>in</strong>e Ose<br />

so befestigt, daß sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ebene leicht nach<br />

je<strong>der</strong> Richtung h<strong>in</strong> beweglich war. An jedem<br />

<strong>der</strong> beiden Enden war e<strong>in</strong> Lenktau angebracht.<br />

Die Taue liefen durch <strong>die</strong> Hände <strong>der</strong> Matrosen,<br />

<strong>die</strong> steuerbord und backbord h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auf-<br />

gestellt waren und nach dem Kommando anzogen<br />

o<strong>der</strong> nachließen. L^m <strong>die</strong> Raa <strong>in</strong> <strong>der</strong> gewünschten<br />

Stellung zu halten, mußten <strong>die</strong> Leuktaue um<br />

e<strong>in</strong>en Zapfen o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>e Öse laufen; durch<br />

<strong>die</strong> Reibung erhielten sie Halt, und zugleich<br />

wurde vermieden, daß sie beim Ziehen zu stark<br />

aus ihrer waagrechten Lage kamen. E<strong>in</strong> solcher<br />

Zapfen ist vielleicht Reisner, Models, Abb. 196<br />

erhalten; siehe Boreux, ebenda, S. 379.<br />

So lag <strong>die</strong> Hauptarbeit des Segelrichtens <strong>in</strong><br />

den Händen <strong>der</strong> Matrosen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> untere Raa<br />

lenkten, und nun verstehen wir, wie das Richten<br />

<strong>der</strong> oberen Raa auch <strong>in</strong> den großen Booten e<strong>in</strong>em<br />

Mann alle<strong>in</strong> <strong>über</strong>geben werden konnte; er hatte

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