Gîza : Bericht über die von der Akademie der Wissenschaften in ...
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Beeicht <strong>über</strong> <strong>die</strong> Grabungen auf dem Friedhof <strong>von</strong> Giza. 31<br />
erklären; denn im späteren Alten Reicli faßt <strong>der</strong><br />
am Speisetiscli Sitzende oft e<strong>in</strong>e Salbvase und<br />
führt sie zur Nase, wie <strong>die</strong> Grabherr<strong>in</strong> <strong>die</strong> Lotos-<br />
blume. Aber essen darf er nicht. Das dürfen nur<br />
im Grabe dargestellte Nebenpersonen. Zwei Scbul-<br />
beispiele mögen <strong>die</strong>se Regel erläutern. Nj-wj-ntr<br />
(Vorbericht 1928, Taf. VI) sitzt <strong>in</strong> <strong>der</strong> oberen<br />
Bildreibe <strong>in</strong> <strong>der</strong> üblichen strengen Haltung vor<br />
dem Opfer. In <strong>der</strong> unteren Reihe bocken Frau<br />
und Tochter auf Hatten vor nie<strong>der</strong>en, mit Speise<br />
beladenon Tischen. Die Frau streckt <strong>die</strong> Hand<br />
zum Brote am Tischrand, <strong>die</strong> iiir gegen<strong>über</strong>sitzende<br />
Tochter aber labt sich aus e<strong>in</strong>er Flasche, <strong>die</strong> sie<br />
zum Munde geführt hat. — Bei dem großen , Fest-<br />
mahl' sitzt <strong>der</strong> Grabherr im Kreise se<strong>in</strong>er Familie;<br />
<strong>die</strong> Speisen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> verschwen<strong>der</strong>isciier Fülle um<br />
ilm aufgehäuft, aber er streckt nicht e<strong>in</strong>mal <strong>die</strong><br />
Hand nacli ihnen aus, riecht nur an e<strong>in</strong>er Lotos-<br />
blume. Aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ecke tut sich das Ges<strong>in</strong>de, an<br />
nie<strong>der</strong>en Tischen hockend, an den Speisen gütlich.'<br />
Die Körperhaltung, <strong>die</strong> uns alle<strong>in</strong> lässig er-<br />
sche<strong>in</strong>t, zeigt den Grabherrn auf se<strong>in</strong>en Stab<br />
gelehnt, das vorgestellte Be<strong>in</strong> entlastet, das Knie<br />
gebogen, <strong>die</strong> Ferse gehoben, wie Giza III, Abb. 27.<br />
Diese bequeme Ruhestellung nimmt er oft gerade<br />
da e<strong>in</strong>, wo er dem g-eschäftio-en Treiben se<strong>in</strong>er<br />
Leute zuschaut, und hier mag <strong>die</strong> Betonung des<br />
Gegensatzes e<strong>in</strong>gewirkt haben. Aber <strong>die</strong>se ent-<br />
spannte Haltung wurde erst allniählicii , hoffähig',<br />
auch zeigt sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Darstellung e<strong>in</strong>e ganze<br />
Reibe <strong>von</strong> Abwandlungen, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong> Zwiespalt<br />
des Künstlers zum Ausdruck kommt, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>er-<br />
seits das lässige Ruhen wie<strong>der</strong>geben, an<strong>der</strong>erseits<br />
<strong>die</strong> aufrechte Haltung nicht opfern möchte. Man<br />
vergleiche, wie KlJijf (Vorbericiit 1913, Taf. VII)<br />
auf den Stab gelehnt beide Füße ganz aufsetzt,<br />
und beachte, wie <strong>in</strong> dem späten Grab Wiedemann-P.<br />
Karlsruhe 'Ij-nfr-t mit dem Stab vollkommen<br />
gerade steht, nicht nur auf <strong>der</strong> Sche<strong>in</strong>tür<br />
Taf. II, son<strong>der</strong>n auch bei <strong>der</strong> Besichtigung <strong>der</strong><br />
Feldarl)eiten Taf. VI, <strong>der</strong> Aufseher <strong>in</strong> <strong>der</strong> mittleren<br />
Szene vor ihm aber (Taf. V) sich wirklich auf<br />
den Stock lehnt. -<br />
' Bei <strong>der</strong> Besichtigung <strong>der</strong> Feldarbeiten mag <strong>der</strong> Grab-<br />
lierr sich bequem h<strong>in</strong>stellen, aber er darf sich nicht e<strong>in</strong>fach h<strong>in</strong>-<br />
setzen o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> drückenden Hitze sich e<strong>in</strong>en Trunk reichen<br />
lassen. Als aber <strong>die</strong> Dame IJlp-t sich <strong>die</strong> Flachsernte anschauen<br />
g<strong>in</strong>g (Klebs, Reliefs, Abb. 40), brachte man ilir e<strong>in</strong>en Sessel<br />
und <strong>der</strong> Diener SnI) kommt mit e<strong>in</strong>er Tr<strong>in</strong>kschalc; aber sie<br />
berührt sie nur mit den F<strong>in</strong>gerspitzen, während <strong>der</strong> durstige<br />
Schnitter L. D. II, y und Deir el Gebräwi II, (i e<strong>in</strong>en langen<br />
Zug aus <strong>der</strong> Flasche tut.<br />
' Für e<strong>in</strong>e ganz bequeme Haltung siehe daliei den<br />
Aufseher <strong>der</strong> Vogelfänger Tj CXVII.<br />
5. Halten wir uns <strong>die</strong>s Betonen <strong>der</strong> äußeren<br />
Form, <strong>der</strong> wurdevollen Haltung vor Augen, so<br />
werden wir <strong>die</strong> Gestalt des Kij-m-'nh auf Abb. 8<br />
zu deuten wissen. Nichts weist darauf h<strong>in</strong>, daß<br />
er <strong>die</strong> großen Fische ans dem Wasser hebt; <strong>der</strong><br />
Körper müßte sich dabei eher e<strong>in</strong> wenig nach<br />
rückwärts neigen, jedenfalls aber <strong>die</strong> Ferse des<br />
rückwärts gestellten Fußes fest aufsitzen. Zum<br />
Vergleich sei auf das Herausheben des Gabel-<br />
netzes verwiesen, das <strong>der</strong> Künstler unter fe<strong>in</strong>er<br />
Beobachtung <strong>der</strong> Körperhaltung <strong>in</strong> verschiede-<br />
nen Phasen wie<strong>der</strong>gibt, wie Davies, Ptahhetep II,<br />
Taf. XIV, XVI, Deir el Gebräwi II, 4, II, 5.<br />
Sollte an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong> Grabherr <strong>die</strong> Fische im<br />
tiefen AVasser spießen, so müßte <strong>der</strong> Oberkörper<br />
sich stark nach vorne neigen, das Knie sich<br />
beugen. Aber das war unmöglich, für ihn kam<br />
nur e<strong>in</strong>e aufrechte, herrische Haltung <strong>in</strong> Betracht.<br />
Er darf sich bei <strong>der</strong> Ausübung <strong>der</strong> Jagd nicht<br />
mühen. "Wie se<strong>in</strong>e Hand den Speer leicht und<br />
spielend hält, wie er <strong>die</strong> Fische mit unfehlbarer<br />
Sicherheit h<strong>in</strong>ter <strong>die</strong> Kiemen trifft, so durfte auch<br />
<strong>der</strong> Körper sich nicht mehr neigen, als <strong>über</strong>haupt<br />
nötig war, um das Stechen anzudeuten. Konnte<br />
hei <strong>die</strong>ser vorgeschriebenen Haltung <strong>die</strong> Speerspitze<br />
<strong>die</strong> Wasserfläche nicht erreichen, so mußte<br />
das Wasser zu ihr emporgehoben werden. E<strong>in</strong>en<br />
durchschlagenden Beweis, daß <strong>die</strong> vorgetragene<br />
Erklärung zu Recht besteht, ergibt <strong>die</strong> Tatsache,<br />
daß <strong>die</strong> Männer, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Gegenwart des Grabherrn<br />
den Sport ausüben, <strong>die</strong> Fische im Wasser stechen.<br />
Siehe Mrrw-ld, Taf. CXXVIII.<br />
Der Wasserberg ist bei <strong>der</strong> fast waagrechten<br />
Haltung <strong>der</strong> Arme höher als bei dem ältesten<br />
Vorbild aus 6ilnü-R'. Solche Übertreibungen<br />
waren wohl <strong>die</strong> Veranlassung, daß man dann <strong>die</strong><br />
Szene als Herausheben <strong>der</strong> Fische deutete. So<br />
tat es <strong>der</strong> Künstler <strong>von</strong> Deir el Gebräwi I, 3,<br />
<strong>der</strong>, fern <strong>der</strong> Residenz und weniger durch <strong>die</strong><br />
Überlieferung beschwert, <strong>die</strong> Fische hoch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Luft schweben läßt, ohne jedoch au <strong>der</strong> Haltung<br />
des Grabherrn etwas zu än<strong>der</strong>n. Aber nie zeigt<br />
e<strong>in</strong> Bild <strong>die</strong>se Verlegung des Schwergewichtes<br />
durch Rückwärtsbeugen des Oberkörpers und Auf-<br />
setzen <strong>der</strong> Ferse.<br />
6. Die Gestalt des ,Wasserberges' ist bei<br />
den Darstellungen immer <strong>die</strong> gleiche: er erhebt<br />
sicli <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kurve <strong>von</strong> <strong>der</strong> Oberfläche des<br />
Fahrwassers, rundet sich am oberen, dem Speer<br />
zugewandten Ende und fällt auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite steil ab. Die Erklärung für <strong>die</strong>se Form<br />
gibt uns wie<strong>der</strong> das Vorbild aus dem Grabtempel<br />
des Miiv-R' = Abb. 8 a, 2. Hier erhebt sich das