Gîza : Bericht über die von der Akademie der Wissenschaften in ...
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30 Hekmakn Junkek.<br />
l<strong>in</strong>ke Hand faßt den Strick. Hier ist deutlich<br />
<strong>die</strong> Natürlichkeit und Lebendigkeit <strong>der</strong> heldi-<br />
schen Haltung des Herrschers geopfert worden.<br />
Die gleiche Rücksicht war maßgebend bei<br />
<strong>der</strong> Schaffung <strong>der</strong> Gestalt des fischstechenden<br />
Königs.<br />
3. Der Darstellung des Spießens <strong>der</strong> Fische<br />
ist meist <strong>die</strong> Vogeljagd mit dem Wurfholz zur<br />
Seite gesetzt. Bei SiJ}ic-R' stand sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen<br />
Bildreihe, meist aber stehen sich <strong>die</strong> beiden<br />
Szenen gegen<strong>über</strong>, rechts und l<strong>in</strong>ks vom E<strong>in</strong>gang.<br />
So dürfen wir es wohl für das kle<strong>in</strong>ere Torgebäude<br />
im Tal annehmen, wo noch Reste <strong>von</strong><br />
Bil<strong>der</strong>n aus dem Papyrussumpf gefunden wurden.<br />
Aus den Privatgräbern s<strong>in</strong>d zahlreiche Beispiele<br />
vorhanden, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z, wie Deir el<br />
Gebräwi H, Taf. HI und V. Die Verb<strong>in</strong>dung war<br />
so stark, daß im Grabe des Nfr-irtnf beide Szenen<br />
auf <strong>der</strong>selben Wand gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gesetzt wurden,<br />
Abb. 8 a, 1 oben. Nach dem <strong>in</strong> <strong>der</strong> ägyptischen Kunst<br />
herrschenden Gesetz <strong>der</strong> Gegengleiche mußten<br />
dabei <strong>die</strong> beiden Hauptgestalten <strong>in</strong> ihrer Haltung<br />
aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt werden, jedenfalls durften<br />
<strong>die</strong> Hauptl<strong>in</strong>ien nicht wesentlich verschieden se<strong>in</strong>.<br />
In <strong>der</strong> Tat ist <strong>die</strong> Haltung <strong>in</strong> beiden Fällen<br />
fast <strong>die</strong> gleiche: das weite Ausschreiten, das<br />
Heben <strong>der</strong> Ferse, <strong>die</strong> leichte Neigung des Oberkörpers;<br />
und selbst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewegung <strong>der</strong> Arme<br />
i^t e<strong>in</strong>e gewisse Annäherung nicht zu verkennen,<br />
<strong>die</strong> nach vorn gestreckte Hand liegt beidemal<br />
etwa <strong>in</strong> Schulterhöhe. Mau darf nicht vergessen,<br />
daß <strong>die</strong> Bil<strong>der</strong> und ihre Zusammenstellung für<br />
Monumentalbauten entworfen wurden, bei denen<br />
sich das Abweichen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Symmetrie<br />
ganz an<strong>der</strong>s auswirken mußte als etwa In e<strong>in</strong>er<br />
Grabkammer. Wer sich <strong>von</strong> <strong>der</strong> Bedeutung solcher<br />
sche<strong>in</strong>bar nebensächlicher D<strong>in</strong>ge <strong>über</strong>zeugen will,<br />
<strong>der</strong> vergleiche Abb. 8a, 1 mit dem gleichen Bilde<br />
aus dem Neuen Reich, Schäfer, ebenda, Taf. XXX,<br />
wo <strong>der</strong> gespießte Fisch tiefer sitzt, <strong>der</strong> Kopf und<br />
Oberkörper des Herrn sich e<strong>in</strong> wenig mehr nei-<br />
gen und <strong>die</strong> Hand bis zur Körpermitte gesenkt<br />
ist. Das ist <strong>der</strong> Wirklichkeit entsprechen<strong>der</strong>, aber<br />
<strong>die</strong> Gegengleiehe leidet darunter, und vor allem<br />
das Gefestigtse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gestalt — und als ob <strong>der</strong><br />
Künstler das gefühlt hätte, läßt er sie durch <strong>die</strong><br />
Frau halten und stutzen. Und nun stelle man sich<br />
vor, <strong>die</strong> Fische würden hier noch wesentlich tiefer,<br />
unter <strong>der</strong> Wasseroberfläche, gespießt. Das ergäbe<br />
Haltungen des Körpers, <strong>die</strong> nicht nur e<strong>in</strong>e Gegen-<br />
<strong>über</strong>stellung <strong>der</strong> Vogeljagd unmöglich machten,<br />
son<strong>der</strong>n auch für e<strong>in</strong>en königlichen Jagdherrn<br />
undenkbar wären.<br />
4. Die Bil<strong>der</strong> des Fischstechens <strong>in</strong> den Privat-<br />
gräbern müssen wir nach dem Gesagten im Zusammenhang<br />
mit den gleichen Darstellungen auf<br />
den königlichen Denkmälern betrachten. Wie eng<br />
<strong>die</strong>se Verb<strong>in</strong>dungen se<strong>in</strong> können, zeigt das Beispiel<br />
des Ssni-nfr IV,^ dessen Torbau nach dem Vorbild<br />
des Nebene<strong>in</strong>gangs <strong>der</strong> Talkapelle des Sihw-R'<br />
gebaut und bebil<strong>der</strong>t zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Denn<br />
auch bei S)hw-R' waren <strong>die</strong> Seitenwände mit den<br />
Abgabenbr<strong>in</strong>genden bedeckt, und <strong>die</strong> H<strong>in</strong>terwand<br />
trug Darstellungen aus dem Papyrusdickicht.<br />
Aber wenn auch klar geworden ist, wie bei dem<br />
jagenden König <strong>die</strong> Rücksicht auf Gestalt und<br />
Haltung so vorherrschte, daß <strong>die</strong> Wirklichkeit<br />
sich unterordnen mußte und <strong>der</strong> ,Wasserberg'<br />
zustande kam — so bedarf es doch <strong>der</strong> Erläuterung,<br />
daß das gleiche Gesetz auch für <strong>die</strong> Darstellung<br />
des Grabherrn beibehalten wurde.<br />
Es liegt nicht e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfall vor, es zeigt<br />
sich vielmehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen Ausschmückung des<br />
Grabes e<strong>in</strong>e Entsprechung mit den Bil<strong>der</strong>n auf<br />
königlichen Denkmälern. Wie dort <strong>der</strong> Herrscher,<br />
ist hier <strong>der</strong> Grabherr <strong>der</strong> Mittelpunkt aller Szenen.<br />
Mächtig ragt se<strong>in</strong>e Gestalt aus <strong>der</strong> Umgebung<br />
hervor. In manchen <strong>der</strong> älteren Mastabas, <strong>in</strong><br />
denen <strong>die</strong> Szenen auf das M<strong>in</strong>destmaß <strong>von</strong> Per-<br />
sonen beschränkt werden, beherrscht sie alle<br />
Wände des Raumes so, daß man zunächst nur<br />
ihrer gewahr wird. O<strong>der</strong> es füllt das Bild des<br />
Verstorbenen und se<strong>in</strong>er Frau alle<strong>in</strong> <strong>die</strong> Wand,<br />
wie bei Nfr (Giza III, S. 36, Nr, 17) und K)-nfr<br />
(ebenda, S. 37, Nr. 19). Auch <strong>in</strong> reicher geglie<strong>der</strong>-<br />
ten Darstellungen ist alles sichtbar und betont<br />
auf den Herrn bezogen, am häufigsten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Weise, daß se<strong>in</strong>e große Gestalt <strong>die</strong> vor ihm <strong>in</strong><br />
Streifen geordneten Bil<strong>der</strong> zusammenfaßt. Er ist<br />
<strong>über</strong>all <strong>der</strong> feste Halt, ist Ziel und Mittelpunkt,<br />
ganz wie <strong>der</strong> König auf den Darstellungen <strong>der</strong><br />
Grabtempel.<br />
In gleicher Weise gilt für ihn auch das<br />
Gesetz <strong>der</strong> Haltung. Am häufigsten ist er am<br />
Speisetisch dargestellt. Immer sitzt er aufrecht,<br />
<strong>die</strong> L<strong>in</strong>ke an <strong>die</strong> Brust gelegt, <strong>die</strong> Rechte nach<br />
den Broten ausgestreckt; meist berührt sie wie<br />
schüchtern den Speisetisch, oft bleibt sie gar auf<br />
dem Oberschenkel ruhen, ganz vere<strong>in</strong>zelt s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />
Fälle, <strong>in</strong> denen er wirklich zuzugreifen sche<strong>in</strong>t,<br />
aber nie führt er das Brot zum Munde. Das<br />
wurde als ungeziemend empfunden. Das Fest-<br />
halten an <strong>der</strong> steifen Haltung ist nicht etwa als<br />
Beharren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er uralten unbeholfenen Form zu<br />
' Vorbericht 1929, Abb. 3 und S. 101.