Gîza : Bericht über die von der Akademie der Wissenschaften in ...
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24 Hermann Junker.<br />
gehen begriffen und wendet se<strong>in</strong> Gesicht zurück.<br />
Der S<strong>in</strong>n des Wegdrehens und <strong>der</strong> Kopfwendung<br />
ist nicht ersichtlich; <strong>der</strong> Gehilfe hätte doch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Nähe des Vorlesepriesters bleiben müssen. Der<br />
Verdacht liegt nahe, daß dem Vorzeichner o<strong>der</strong><br />
dem Ste<strong>in</strong>metz e<strong>in</strong> Versehen unterlaufen ist. Er<br />
verwechselte <strong>die</strong> Figur mit <strong>der</strong> des Priesters,<br />
<strong>der</strong> das <strong>in</strong>-t rd vollzieht und dabei den Besen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Hand hält. — Dieser ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> darunter-<br />
liegenden Reihe nahe am Opfertisch wie<strong>der</strong>ge-<br />
geben, wegschreitend, aber den Kopf nicht zu-<br />
rückwendend.* Das A<br />
Jj<br />
, Verwischen<br />
<strong>der</strong> Fußspuren' besagt, daß <strong>der</strong> Platz, an dem <strong>die</strong><br />
Opfer nie<strong>der</strong>gelegt werden sollen, vorher gere<strong>in</strong>igt<br />
wird, o<strong>der</strong> daß man nach <strong>der</strong> Opferhandlung jede<br />
Spur menschlicher Anwesenheit tilgen wollte,<br />
damit <strong>die</strong> re<strong>in</strong>e Stelle dem Verstorbenen alle<strong>in</strong><br />
gehöre; siehe auch Giza HI, S. 110—111.<br />
An zweiter Stelle kauert e<strong>in</strong> Priester am Boden,<br />
<strong>die</strong> Hände auf den vor ihm stehenden ü—iJ- Kasten<br />
gelegt. Dieser Kasten enthält <strong>die</strong> Zubehör für das<br />
Totenopfer, <strong>die</strong> Brothälften, Bier, Kuchen, <strong>über</strong>-<br />
haupt alle Gaben für e<strong>in</strong>e vollkommene Spende.<br />
Vielleicht steckte auch <strong>der</strong> Opfertisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
solchen Behälter, denn wir müssen uns denken,<br />
daß zur Zeremonie mehrere solcher Kasten be-<br />
nötigt wurden, <strong>von</strong> denen nur e<strong>in</strong>er dargestellt<br />
ist; vergleiche, wie Giza H, Abb. 27 zu 28 <strong>die</strong><br />
Diener e<strong>in</strong>e Anzahl <strong>der</strong>selben Kasten br<strong>in</strong>gen. Für<br />
den Opfertisch <strong>in</strong> dem Behälter siehe <strong>die</strong> Dar-<br />
stellung aus dem Grab des Hsj, Quibell, Excav.<br />
Saqq. 1911/12, Taf. XXH, 78. — Durch das Auf-<br />
legen <strong>der</strong> Hände soll <strong>der</strong> Inhalt dem Grabherrn<br />
<strong>über</strong>wiesen werden.<br />
Die folgende Gruppe zeigt e<strong>in</strong>en am Boden<br />
hockenden Priester, <strong>der</strong> mit beiden Händen e<strong>in</strong>en<br />
Napf hält, <strong>in</strong> den e<strong>in</strong> zweiter aus e<strong>in</strong>er Flasche<br />
Wasser gießt. Die Zeremonie wird mit ZI ö J<br />
bezeichnet und soll <strong>die</strong> Re<strong>in</strong>igung des Verstorbenen<br />
vers<strong>in</strong>nbilden; siehe Giza HI, S. 107 und<br />
vergleiche das Ausgießen des Wassers <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en \J-<br />
Napf vor dem Grabberrn Giza HI, Abb. 30, im<br />
Grab des iV/V=: Capart, Memphis, Abb. 344, im<br />
Grab des Mtn L. D. H 3 und 4.<br />
Anschließend kauert e<strong>in</strong> Priester am Boden,<br />
neigt den Oberkörper leicht nach vorn, läßt <strong>die</strong><br />
Arme herabhängen und berührt mit den F<strong>in</strong>gerspitzen<br />
<strong>die</strong> Erde. Die Zeremonie wird mit ^ ^<br />
Nr. 17.<br />
' Siehe <strong>die</strong> regelmäßige Darstellung Giza III, Abb. 10,<br />
ö S O bezeichnet. Sie ist nur <strong>in</strong> unserer Dar-<br />
stellung belegt und ihre Deutung bleibt ungewiß.<br />
])liwj7ih-t soll vielleicht das ,Ende des Opfers'<br />
bezeichnen; siehe Giza IH, S. 109.<br />
Am Schluß <strong>der</strong> Reihe steht e<strong>in</strong> Räuchern<strong>der</strong>, <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Hand das Becken mit Kohle und Weih-<br />
rauch haltend, mit <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en den Deckel hebend;<br />
dar<strong>über</strong> |<br />
Die Räucherung fehlt auch <strong>in</strong><br />
früheren Zeiten nie, sie wird meist auf <strong>der</strong> Sche<strong>in</strong>-<br />
tür dargestellt, ersche<strong>in</strong>t gelegentlich auch als<br />
e<strong>in</strong>zige Zeremonie vor dem Speisetisch, Klebs,<br />
Reliefs, Abb. 102.<br />
Die dritte Bildreihe füllen Opferträger. Es<br />
s<strong>in</strong>d nicht etwa Geschenkbr<strong>in</strong>gende, wie sie auch<br />
außeriialb <strong>der</strong> Totenspeisung vor dem Grabherrn<br />
ersche<strong>in</strong>en, ihre Gaben gehören vielmehr zu dem<br />
rituellen Mahle. Zuerst kommt das Gänseopfer,<br />
das stets e<strong>in</strong>e bevorzugte Stellung e<strong>in</strong>nimmt und<br />
oft <strong>von</strong> dem ältesten Sohne dargebracht wird; es<br />
steht auch bei dem Opfer vor <strong>der</strong> Statue des<br />
Dbhnj an erster Stelle, L. D. H, 35. — Der Speise-<br />
tisch, den <strong>der</strong> zweite und <strong>der</strong> letzte Diener<br />
br<strong>in</strong>gen, ist wohl mit Nr. 15 <strong>der</strong> Opferliste, h)-t,<br />
<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung zu setzen, siehe Giza HI, S. 109<br />
und vergleiche <strong>die</strong> Überreichung des mit Speisen<br />
beladenen Tisches auf dem Pfosten <strong>der</strong> Sche<strong>in</strong>tür<br />
ebenda Abb. 27. Der dritte Diener br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e<br />
Mastgans, <strong>der</strong> vierte e<strong>in</strong> riesiges Rippenstück, das<br />
spr ^ Nr. 49 <strong>der</strong> Speiseliste; daneben balanciert<br />
er auf <strong>der</strong> bis zur Schulter erhobenen, rückwärtsgebogenen<br />
Hand e<strong>in</strong>e schlanke We<strong>in</strong>flasche. Uns<br />
mag <strong>die</strong>se Art des Tragens unwahrsciie<strong>in</strong>lich<br />
dünken, aber es liegt nicht etwa e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fall des<br />
Künstlers vor. In Ägypten werden noch heute<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Weise Flaschen und an<strong>der</strong>e<br />
D<strong>in</strong>ge getragen, <strong>die</strong> man nach unserem Urteil sehr<br />
viel leichter <strong>in</strong> <strong>der</strong> herabhängenden Hand hielte;<br />
aber das ist offenbar Sache des Brauches und<br />
<strong>der</strong> Übung. — In <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> Gabentragenden<br />
fehlt sonst <strong>der</strong> Diener mit dem Ochsenschenkel<br />
nie; hier ist er schon bei <strong>der</strong> Schlachtszene,<br />
dicht beim Opfertisch, wie<strong>der</strong>gegeben.<br />
Die <strong>über</strong> <strong>der</strong> Darstellung aufgezeichnete<br />
Speiseliste hat <strong>die</strong> Putzschicht vollkommen ver-<br />
loren, und da <strong>die</strong> kle<strong>in</strong>en Hieroglyphenzeichen <strong>in</strong><br />
dem <strong>von</strong> Nummuliten durchsetzten Kalkste<strong>in</strong> nicht<br />
so sorgfältig gearbeitet werden konnten, wurde<br />
<strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Zeichnung abgesehen. Die Anordnung<br />
<strong>der</strong> Darstellung aber wird im Hieroglyphendruck<br />
beibehalten. Jedem Gericht ist <strong>die</strong> Nummer <strong>der</strong><br />
späteren Fassung des Verzeichnisses beigegeben,<br />
siehe Giza II, S. 85 ff.