Gîza : Bericht über die von der Akademie der Wissenschaften in ...
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84 Hermann Junker.<br />
standen. Die Darstellungen zeigen bei dem<br />
Worfeln zu beiden Seiten des Kornbehälters<br />
Leisten; durch sie wird e<strong>in</strong>deutig Frucht und<br />
Spreu angegeben, <strong>in</strong> denen <strong>die</strong> Füße <strong>der</strong> Ernte-<br />
arbeiter verschw<strong>in</strong>den, und das Bild aus Tj<br />
Montet, Scenes, Taf. XVIII wirkt wie <strong>die</strong> Hiero-<br />
glyphe. Die schräg aufstrebenden Zipfel <strong>in</strong><br />
den unteren Ecken stellen wohl nur den Schnitt<br />
dar, so daß wir uns r<strong>in</strong>gs um den Boden <strong>der</strong><br />
Scheune e<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>ne vorzustellen haben. In den<br />
wenigen Fällen, <strong>in</strong> denen <strong>die</strong> Farbe erhalten ist,<br />
liegt <strong>die</strong> gleiche Tönung wie bei <strong>der</strong> Scheune vor;<br />
es kann sich also wohl nur um e<strong>in</strong>e mit Nilschlamm<br />
<strong>über</strong>zogene Konstruktion handeln, wenn man nicht<br />
annehmen will, daß man <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>e Farbengebung<br />
des w<strong>in</strong>zigen Details vernachlässigte.<br />
Dann könnte angedeutet se<strong>in</strong>, daß <strong>der</strong> Behälter<br />
auf <strong>der</strong> Tenne tief <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spreu stünde.<br />
Jedenfalls stellt <strong>der</strong> auf unserem Bilde ge-<br />
zeichnete stumpfe Kegel, dem das Saatgut entnommen<br />
wird, e<strong>in</strong>e Scheune ganz alter Art dar.<br />
Die Aufbewahrung <strong>der</strong> Körnerfrucht war <strong>von</strong><br />
<strong>der</strong> Vorzeit an e<strong>in</strong>e wichtige Angelegenheit für<br />
<strong>die</strong> Ägypter. In Merimde und <strong>in</strong> <strong>der</strong> wohl gleichzeitigen<br />
Siedlung im Fajjüm verwendete man<br />
große, außen mit Lehm beschmierte Körbe, <strong>die</strong><br />
man <strong>in</strong> den Boden versenkte und mit Geflechtdeckeln<br />
<strong>der</strong> gleichen Art verschloß. Gegen Ende<br />
beg<strong>in</strong>nt man, <strong>die</strong> Körbe durch Tongefäße zu er-<br />
setzen, und riesige Behälter <strong>die</strong>ser Art s<strong>in</strong>d für<br />
das spätere Ma'adi bezeichnend. Diese Vorrich-<br />
tungen mochten für Kle<strong>in</strong>wirtschaften genügen,<br />
nicht aber für den Großbetrieb. In den Dar-<br />
stellungen <strong>der</strong> Sargräume aus <strong>der</strong> VI. Dynastie<br />
f<strong>in</strong>det mau häufig offene Getreidehaufen wie <strong>in</strong><br />
den heutigen Sehünen. Aber es ist nicht ausge-<br />
macht, <strong>in</strong>wieweit e<strong>in</strong>e solche Weise <strong>der</strong> Darstel-<br />
lung <strong>über</strong>haupt <strong>der</strong> Wirklichkeit entsprach, denn<br />
<strong>die</strong>selben Bil<strong>der</strong> zeigen daneben <strong>die</strong> großen<br />
Scheunen mit Ziegelgewölbe.' Diese stehen <strong>in</strong> den<br />
Höfen <strong>der</strong> Wirtschaftsgebäude des Grabherrn,<br />
<strong>der</strong> <strong>die</strong> Frucht auf Schiffen <strong>von</strong> se<strong>in</strong>en Gütern<br />
hierherbr<strong>in</strong>gen ließ. Auf <strong>die</strong>sen Gehöften aber<br />
lebte <strong>die</strong> alte e<strong>in</strong>fache Form <strong>der</strong> Scheune weiter.<br />
Neben <strong>der</strong> Zuteilung des Saatgetreides ist<br />
das Pflügen dargestellt; <strong>in</strong> Wirklichkeit spielen<br />
sich <strong>die</strong> Szenen an zwei weit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>liegenden<br />
Orten ab. Den Pflug ziehen zwei Stiere, e<strong>in</strong><br />
brauner und e<strong>in</strong> gefleckter ; bei letzterem, <strong>der</strong><br />
' Es sollen wohl <strong>die</strong> neben den Scheunen stehenden<br />
Haufen das herausgenommene und für <strong>die</strong> Verarbeitung be-<br />
stimmte Korn bezeichnen.<br />
dem Beschauer entfernter steht, s<strong>in</strong>d auf <strong>der</strong><br />
Zeichnung <strong>die</strong> H<strong>in</strong>terbe<strong>in</strong>e weggelassen. H<strong>in</strong>ter<br />
dem Bauer, <strong>der</strong> den Pflug führt, steht e<strong>in</strong> Mann<br />
mit hocherhobenen Armen; durch <strong>die</strong> Vorzeichnung<br />
läßt sich noch erkennen, daß er e<strong>in</strong>en Stock<br />
schw<strong>in</strong>gt. Diese Figur des Bauern, <strong>der</strong> das Pflug-<br />
gespann mit Schlägen antreibt, darf bei den Darstellungen<br />
<strong>der</strong> Feldarbeit nicht fehlen; Tj CXI<br />
ersche<strong>in</strong>t er bei allen Gespannen, jedesmal <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Haltung; zu <strong>der</strong> Armbewegung<br />
auf unserem Bilde vergleiche man L. D. II, 56.<br />
Meist ist er zwischen dem Pflug und den Zug-<br />
tieren gezeichnet, soll also nebenher gehen. In<br />
unserem Falle hat ihn <strong>der</strong> Maler, wenig <strong>über</strong>-<br />
zeugend, ganz ans Ende gestellt, so daß es aus-<br />
sieht, als haue er mit aller Kraft auf den gebückten<br />
Bauern am Pflug e<strong>in</strong>.<br />
Südlich schließt sich <strong>die</strong> Ernte an, zunächst<br />
das Mähen des Kornes. Entgegen dem Brauch<br />
ist <strong>über</strong> dem Kornfeld ke<strong>in</strong> freier Raum gelassen,<br />
<strong>die</strong> Halme nehmen <strong>die</strong> ganze Höhe des Bildstreifens<br />
e<strong>in</strong>. Nicht zum Schaden <strong>der</strong> Wirkung,<br />
denn so wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er gut geratenen,<br />
mannshohen Frucht erhöht. Wir sehen zwei<br />
Mäher tiefgebückt bei <strong>der</strong> Arbeit; eigentlich un-<br />
nötig tief gebückt, denn <strong>die</strong> Halme werden ziem-<br />
lieh hoch abgeschnitten, wie auch <strong>der</strong> abgeerntete<br />
Teil am l<strong>in</strong>ken Ende zeigt. Der Schnitter faßt<br />
dabei e<strong>in</strong>en Büschel e<strong>in</strong> wenig höher und schneidet<br />
ihn darunter mit <strong>der</strong> Sichel ab. Dieser erste<br />
Augenblick ist hier <strong>über</strong>haupt nicht wie<strong>der</strong>gegeben,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> folgende, <strong>in</strong> dem <strong>der</strong> Schnitter <strong>die</strong><br />
abgeschnittenen Büschel an sich zieht; sie werden<br />
auf dem Boden zu Garben zusammengelegt; dabei<br />
kommen <strong>die</strong> Ähren e<strong>in</strong>mal nach rechts, das an<strong>der</strong>e<br />
Mal nach l<strong>in</strong>ks zu liegen; siehe für alle E<strong>in</strong>zel-<br />
heiten Tj, Taf. CXXIV. — Bei den Schnittern<br />
hat sieh <strong>der</strong> Maler ke<strong>in</strong>e Mühe gegeben, den<br />
Schurz regelmäßig zu zeichnen, so daß es aus-<br />
sieht, als hätten sie e<strong>in</strong> zerrissenes und ausge-<br />
franstes Stück Le<strong>in</strong>wand umgebunden. — Die<br />
zweireihigen Ähren s<strong>in</strong>d nur auf <strong>der</strong> Südhälfte<br />
mit Sorgfalt ausgeführt; für den Rest begnügte<br />
man sich mit e<strong>in</strong>igen Tupfen.<br />
Unmittelbar au den abgeernteten T il des<br />
Feldes schließt sich <strong>die</strong> Flachsernte an. I<br />
ier ist<br />
<strong>der</strong> Maler wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> wenig großzügig vorgegan-<br />
gen. E<strong>in</strong>e uocli erkennbare vorgezeichnete L<strong>in</strong>ie<br />
gab <strong>die</strong> Höhe des Feldes an; kurz <strong>über</strong> ihr sollten<br />
<strong>die</strong> blauen Blüten aufgesetzt werden; das ist auch<br />
am südlichen Teil geschehen. Dann aber schien<br />
ihm <strong>die</strong>se Höhe zu dem Erntearbeiter nicht zu<br />
passen und er fügte rechts oben e<strong>in</strong> Stück h<strong>in</strong>zu.