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Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...

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<strong>Margaret</strong> Fuller: Kulturelle Vermittlerin 101<br />

gebend und nehmend, sich ‚unterhaltend‘ und ‚amüsierend‘.“ 175 Auch Fuller fasst<br />

ihren literarischen Club als eine Institution auf, in dem es den Mitgliedern vergönnt<br />

ist, sich darzustellen und eigene Überzeugungen zu vertreten, ohne diskriminiert zu<br />

werden.<br />

<strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> Konzept einer frauenzentrierten Gesellschafts- und<br />

Gesprächsform weicht jedoch in zentralen Punkten von dem deutschen Vorbild<br />

des Salons ab. Während in den Berliner Frauensalons zum Beispiel nur Frauen<br />

zugelassen sind, die zu der Familie eines männlichen Teilnehmers gehören, und<br />

ungebundenen Frauen die Teilnahme verwehrt wird, konzipiert Fuller die<br />

Conversations explizit für Frauen. 176 Trotz ihres ursprünglichen Plans, nur Frauen<br />

zuzulassen, nehmen bei einer Reihe von Treffen Männer an den Gesprächen teil,<br />

wie es Caroline Healey Dall in ihrem Buch <strong>Margaret</strong> and Her Friends or Ten<br />

Conversations with <strong>Margaret</strong> Fuller schildert. Bei diesem Bericht handelt es sich jedoch<br />

nicht um die Beschreibung typischer Treffen, sondern um eine Ausnahme:<br />

Während die Treffen üblicherweise am späten Vormittag in Elizabeth Peabodys<br />

Buchhandlung abgehalten werden und sich die Gruppe der Mitglieder auf Frauen<br />

beschränkt, finden die Zusammenkünfte im Frühjahr 1841, von denen Dall<br />

berichtet, am Abend statt. Ort dieser Treffen, bei denen zum ersten und einzigen<br />

Mal Männer zugelassen sind, ist das Haus von George und Sophia Ripley. Neben<br />

Sophia Ripley, Elizabeth Peabody, Eliza Farrar, Sarah B. Shaw, Ann Wilby Clarke,<br />

Ida White, Caroline Sturgis, Anna Barker Ward, Elizabeth Hoar, Sophia Peabody,<br />

Marianne Jackson, nehmen bei diesen gemischtgeschlechtlichen Treffen die folgenden<br />

Männer teil: George Ripley, James Freeman Clarke, Ralph Waldo Emerson,<br />

Francis G. Shaw, William White, William W. Story, Jones Very, Amos Bronson<br />

Alcott und Charles Stearnes Wheeler. 177 In ihrer Schilderung der Gespräche über<br />

die griechische Mythologie geht Dall nicht auf <strong>Fullers</strong> Ziel ein, die teilnehmenden<br />

Frauen anzuleiten, selbständig Gedanken zu entwickeln und sich von<br />

vorherrschenden Auffassungen zu lösen.<br />

Obwohl Emerson in dem Kapitel „Conversations in Boston“, das er für die<br />

Memoirs zusammenstellt, nicht auf die Konversationsthemen eingeht, die sich mit<br />

dem Wesen der Frau beschäftigen, legen einige Beiträge, die er zitiert, Zeugnis von<br />

<strong>Fullers</strong> eigentlichem didaktischem Anliegen ab. Emerson zitiert einen Brief <strong>Fullers</strong><br />

an Sophia Ripley, in dem Fuller von ihrem Plan berichtet, einen literarischen Club<br />

für „well-educated and thinking women“ zu gründen, in dem Frauen<br />

175 WILHELMY, Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert, 1.<br />

176 SEIBERT, Der literarische Salon, 186. Peter Seibert erläutert, dass der Eintritt einer Frau in<br />

den literarischen Kreis von der „Zugehörigkeit der Frau zu einem Mann“ abhing und ihre<br />

Integration „über die Kooperation des Mannes [verlief], dem sie zugeordnet war“.<br />

Dorothea Medelson durfte als verheiratete Veit zum Beispiel in einer literarischen<br />

Gesellschaft teilnehmen; nach der Trennung von ihrem Mann verschloss sich ihr der Kreis<br />

und sie verlor ihre privilegierte Position.<br />

177 Vgl. DALL, <strong>Margaret</strong> and Her Friends, 17-22.

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