Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...
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<strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> integratives Konzept einer Nationalliteratur und die deutsche Literatur<br />
entscheidend zum Transfer deutscher Ideen nach Anglo-Amerika beitragen,<br />
diskutiert Thomas Carlyle die zentralen Aspekte des deutschen Idealismus. Carlyle<br />
äußert sich in einer Reihe von Artikeln enthusiastisch über die deutsche Literatur<br />
und verbreitet die Ideen deutschsprachiger Dichter, wie zum Beispiel von E.T.A.<br />
Hoffmann, Friedrich de la Motte Fouqué, Ludwig Tieck, Heinrich Heine, Zacharias<br />
Werner, Franz Grillparzer, Jean Paul Richter, Goethe, Schiller oder Novalis. 1827<br />
erscheint in der Oktober Ausgabe des Edinburgh Review Carlyles Aufsatz „State of<br />
German Literature“, in dem er versucht zwei vorherrschende Einwände gegen die<br />
deutsche Literatur zu entkräftigen. Zum einen ist es sein Anliegen zu widerlegen,<br />
dass die Deutschen einen schlechten Geschmack hätten, zum anderen verteidigt er<br />
die Schule des deutschen Idealismus. 27 Carlyle betont die Wichtigkeit der deutschen<br />
Literatur, mit der sich alle Gelehrten befassen sollten: „There is, in fact, much in<br />
the present aspect of German Literature, not only deserving notice but deep<br />
consideration from all thinking men, and far too complex for being handled in the<br />
way of epigram.“ 28<br />
Wie Mackintosh erkennt auch Carlyle die Bedeutung von de Staëls De<br />
l’Allemagne für die Verbreitung deutscher Kultur und betont die Unabhängigkeit der<br />
deutschen Nation, die sich auf dem Gebiet der Literatur äußere: „[A]ll of Europe is<br />
now aware that the Germans are something; something independent and apart<br />
from others; nay something deep, imposing and, if not admirable, wonderful.“ 29<br />
Carlyles Ausführungen zum deutschen Idealismus finden ihren Eingang in die<br />
Werke der amerikanischen Transzendentalisten, die durch Carlyle an die<br />
Metaphysik Kants, Fichtes und Schellings herangeführt werden. Carlyle betont die<br />
Bedeutung der Intuition und der unsichtbaren Welt für die deutschen Philosophen<br />
und erläutert die Kant’sche Unterscheidung zwischen Vernunft und Verstand, die<br />
er in seinem Aufsatz zu Novalis von 1829 aufgreift. 30 In der Novalis-Studie, die in<br />
The Foreign Review erscheint, vergleicht Carlyle englische und deutsche<br />
Lesegewohnheiten und erläutert, die Deutschen seien den Briten voraus; darüber<br />
hinaus hätten die Briten keinen so großartigen Dichter wie Novalis hervorgebracht.<br />
In diesem Zusammenhang vergleicht Carlyle Novalis’ Schriften mit Coleridges Friend<br />
und Biographia Literaria und stellt fest, Coleridges Werke seien „slight business“ im<br />
27 CARLYLE verwendet den Begriff ‚Mysticism‘ als Synonym für Idealismus. Er hebt den<br />
Unterschied zwischen der Schule Lockes und der Kant’schen Metaphysik hervor und<br />
betont den Wert der Philosophie der Deutschen, die sich mit Erscheinungen und<br />
Interpretationen beschäftige: „The Kantist, in direct contradiction to Locke and all his<br />
followers, both of the French and English or Scotch school, commences from within, and<br />
proceeds outwards; instead of commencing from without [.] The ultimate aim of all<br />
Philosophy must be to interpret appearances, – from the given symbol to ascertain the<br />
thing.“ CARLYLE, „State of German Literature“, 67.<br />
28 CARLYLE, „State of German Literature“, 25.<br />
29 CARLYLE, „State of German Literature“, 30.<br />
30 Vgl. CARLYLE, „State of German Literature“, 69, CARLYLE, „Novalis“, 200-06.