Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...
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<strong>Margaret</strong> Fuller: Kulturelle Vermittlerin<br />
zusammenkommen, um sich über Literatur, Kunst und Philosophie auszutauschen,<br />
ihre Bestimmung kritisch zu betrachten und zu ergründen, wie sie als Frauen ein<br />
erfüllendes Leben führen und ihr Wissen anwenden können. Fuller schreibt:<br />
To systematize thought, and give a precision and clearness in which<br />
our sex are so deficient, chiefly, I think, because they have so few<br />
inducements to test and classify what they perceive. To ascertain what<br />
pursuits are best suited to us, in our time and state of society, and how we<br />
may make best use of our means for building up the life of thought upon the<br />
life of action. Could a circle be assembled in earnest, desirous to answer the<br />
questions, – What were we born to do? and how shall we do it? 178<br />
In ihrem Aufsatz „<strong>Margaret</strong> Fuller’s Boston Conversations: The 1839-1840 Series“ stellt<br />
Nancy Craig Simmons zum ersten Mal zwölf Konversationen vor, die ausschließlich<br />
von Frauen besucht werden und in denen das Wesen und die Bestimmung der Frau<br />
thematisiert werden. 179 Simmons Aufsatz rückt frühere Zeugnisse von <strong>Fullers</strong><br />
Conversations in ein neues Licht: Bell Gale Chevigny zitiert in ihrem 1976 erschienenen<br />
Buch The Woman and the Myth: <strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> Life & Writings Passagen aus den Memoirs,<br />
um einen Eindruck von den Boston Conversations zu vermitteln. Chevigny, die sich auf<br />
Emersons und Dalls Zeugnisse bezieht, sieht die Conversations nicht als ein<br />
Unternehmen, das sich kritisch mit der sozialen Rolle der Frau beschäftigt:<br />
If any records of her [Fuller’s] later Conversation series – especially<br />
those on women and education – had survived, we might gain an<br />
altogether different impression. But the existing records suggest that<br />
nothing Fuller said directly perjured True Womanhood; on the<br />
contrary, she clearly endorsed women’s ‘special’ capacity for love and<br />
morality. In her treatment of the fine arts, she also affirmed women’s<br />
sense of duty, though, of course in her own idiom. 180<br />
Simmons Aufzeichnungen liefern ein anderes Bild und verdeutlichen, dass Fuller<br />
sich explizit mit der Frage nach Gleichberechtigung auseinander setzt und die<br />
Mitglieder dazu anregt, die zeitgenössische Wirklichkeit kritisch zu beurteilen.<br />
Insbesondere die 16. und 17. Conversation beschäftigen sich mit feministischen<br />
Fragestellungen – undenkbar für einen Berliner Frauensalon, in dem die Frau die<br />
Rolle als Gastgeberin und Unterhalterin einnimmt und der sich durch<br />
„anspruchsvolle Geselligkeit“ und nicht durch ein radikales Infragestellen der<br />
Geschlechterdifferenz auszeichnet. 181 Während sich die 16. Conversation mit der<br />
178 EMERSON, CHANNING & CLARKE, Memoirs, 324-24.<br />
179 Simmons veröffentlicht ihre Transkription eines Manuskriptes aus Elizabeth Palmer<br />
Peabody Papers der American Antiquarian Society und glaubt feststellen zu können, dass<br />
es sich um die Aufzeichnungen von Elizabeth Peabody handelt. Vgl. SIMMONS, „<strong>Margaret</strong><br />
Fuller’s Boston Conversations“, 195.<br />
180 CHEVIGNY, The Woman and the Myth, 213.<br />
181 WILHELMY, Der Berliner Frauensalon im 19. Jahrhundert, 32. Obwohl Wilhelmy betont, das<br />
„Hauptcharakteristikum des Salons“ sei die Kristallisierung um eine Frau, weist sie der<br />
Institution des literarischen Salons eher eine unterhaltende gesellschaftliche Funktion zu als