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Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...

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202<br />

Freundschaftskult<br />

Kritiker, die glauben, in <strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> Beziehungen zu ihren Freundinnen Anna<br />

Barker oder Caroline Sturgis homosexuelle Neigungen feststellen zu können,<br />

berücksichtigen nicht in einem ausreichenden Maße den historischen und sozialen<br />

Hintergrund der Freundschaften und werden dem Diskurs der Zeit nicht gerecht. 10<br />

In ihren Briefen und Manuskripten erwähnt Fuller wiederholt, die Freundin Anna<br />

Barker verfüge über eine magnetische Ausstrahlung, die sie in den Bann ziehe. In<br />

ihrem Tagebuch reflektiert Fuller über die gleichgeschlechtliche Beziehung:<br />

It is so true that a woman may be in love with a woman, & a man with<br />

a man. [...] It is regulated by the same law as that of love between<br />

persons of different sexes, only it is purely intellectual & spiritual,<br />

unprofaned by any mixture of lower instincts; its law is the desire of<br />

the spirit to realize the whole, which makes it seek another being for<br />

what it finds not in itself. [...] I loved _ for a time with as much passion<br />

as I was then strong enough to feel. Her face was always gleaming<br />

before me, – her voice was echoing in my ear, all poet thoughts<br />

clustered around the dear image. This love was for me a key which<br />

unlocked many a treasure which I still possess; it was the carbuncle<br />

(emblematic germ) which cast light into many of the darkest corners of<br />

human nature. 11<br />

Diese Form der Homoemotionalität ist, wie Lilian Faderman erklärt, als ein<br />

integraler Bestandteil historischer Frauenbeziehungen zu werten. 12 Die Freundschaften<br />

zwischen Fuller und Anna Barker oder Caroline Sturgis definieren sich<br />

durch Intimität, Zärtlichkeit und Sinnlichkeit. Ihren Freundinnen gegenüber muss<br />

die junge Frau keine Rolle spielen. Innerhalb der weiblichen Welt bewegt sie sich<br />

freier und kann ihren Gefühlen Ausdruck verleihen, ohne zu befürchten, von der<br />

Gesellschaft kritisiert zu werden. In den Memoirs beschreibt Emerson in dem<br />

Kapitel „Friendship“ <strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> besondere Beziehung zu ihren Freundinnen:<br />

„Her friendships, as a girl with girls, as a woman with women, were not unmingled<br />

with passion, and had passages of romantic sacrifice and of ecstatic fusion[.]“ 13<br />

Solch enge romantische Freundschaften zwischen Frauen wurden von der<br />

Gesellschaft akzeptiert: „Until the 1880s, most romantic friendships were thought<br />

milieu in which women could develop a sense of inner security and self-esteem. [...] They<br />

valued each other. Women, who had little status or power in the larger world of male<br />

concerns, possessed status and power in the lives and worlds of other women.“ SMITH-<br />

ROSENBERG, „The Female World of Love and Ritual“, 14.<br />

10 Mary E. Wood zum Beispiel glaubt, <strong>Margaret</strong> Fuller setze sich in ihren Schriften mit<br />

ihrer lesbischen Identität auseinander: „By looking for lesbian positionality in the writings<br />

of <strong>Margaret</strong> Fuller [...] we can begin to see that notions of lesbian ‘identity’ were already<br />

being constructed and deconstructed well before sexologists named lesbianism as medically<br />

deviant in the 1880s.“ WOOD, „‘With Ready Eye’“, 4.<br />

11 MsAm 1086.<br />

12 FADERMAN, Surpassing the Love of Men, 16-17.<br />

13 EMERSON, CHANNING & CLARKE, Memoirs, I:281.

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