Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...
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Schlussbetrachtung: <strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> <strong>transnationales</strong> <strong>Projekt</strong><br />
Obwohl Fuller erst 1846 nach Europa reist, sich lediglich drei Monate in England<br />
aufhält, vier Monate in Paris verbringt und sich dann nach Italien begibt, wo sie<br />
drei Jahre lebt, bezeichnet Charles Capper in „<strong>Margaret</strong> Fuller’s American Transnational<br />
Odyssey“ die Amerikanerin als „her generation’s most famous<br />
cosmopolitan intellectual“. 3 Im Sinne <strong>Fullers</strong> bezieht Capper die Bezeichnung<br />
,Cosmopolit‘ nicht auf Reisen und Erlebnisse in fremden Ländern, sondern auf<br />
<strong>Fullers</strong> Interesse an der europäischen Kultur und erklärt: „By this I mean a selfconscious<br />
public ‘thinker’; (to use her preferred term) vitally engaged with<br />
discourses outside her native country.“ 4 Capper verwendet das Adjektiv „public“,<br />
um hervorzuheben, dass Fuller in der Öffentlichkeit die Rolle einer weltgewandten<br />
Intellektuellen einnimmt und sich gezielt an die Amerikaner wendet, um ihr<br />
„transnational project“ zu verwirklichen. 5 Es ist ihr Anliegen, der amerikanischen<br />
Öffentlichkeit den kulturellen Reichtum Europas und insbesondere Deutschlands<br />
näherzubringen.<br />
Trotz ihres Plans, sich fundiertes Wissen über die verschiedenen<br />
europäischen Kulturen anzueignen, gewinnt in <strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> Leben zunehmend<br />
die deutsche Literatur an Bedeutung, wie ihre Aufsätze, Journals und fiktionalen<br />
Stücke zeigen. Fuller schenkt der britischen Literatur weitaus weniger Beachtung als<br />
der französischen, italienischen und deutschen Literatur. Ralph Waldo Emerson<br />
bemerkt in den Memoirs:<br />
[H]er English reading was incomplete; and while she knew Molière,<br />
and Rousseau, and any quantity of French letters, memoirs, and novels,<br />
and was a dear student of Dante and Petraca [...] she was little read in<br />
Shakespeare; and I believe I had the pleasure of making her acquainted<br />
with Chaucer, with Ben Jonson, with Herbert, Chapman, Ford,<br />
Beaumont and Fletcher, with Bacon, and Sir Thomas Browne. [...] She<br />
fancied that her sympathy and taste had led her to an exclusive culture<br />
of southern European books. 6<br />
Emerson erwähnt jedoch nicht <strong>Fullers</strong> Interesse an den britischen Romantikern:<br />
1836 erscheint ihr Aufsatz „Modern British Poets“ in The American Monthly<br />
Magazine, in dem die Amerikanerin die Dichter Samuel Taylor Coleridge, William<br />
Wordsworth, Sir Walter Scott, Lord Byron, Percy Bysshe Shelley und Robert<br />
Southey vorstellt und miteinander vergleicht. Southey, Wordsworth und<br />
Coledridge, die Fuller als „pilotminds of their time“ bezeichnet, ernten ihr größtes<br />
Lob. 7 Sie sieht die Dichter als Boten eines neuen Zeitalters in der Dichtung, die das<br />
Gefühl feiert. In Scotts Dichtung hingegen vermisst die Kritikerin emotionale<br />
Tiefe, die sie jedoch in den Gedichten von Byron, und Shelley findet. Fuller zufolge<br />
ist der größte britische Dichter Wordsworth, da er kein Idealist, sondern ein<br />
3 CAPPER, „<strong>Margaret</strong> Fuller’s American Transnational Odyssey“, 9.<br />
4 CAPPER, „<strong>Margaret</strong> Fuller’s American Transnational Odyssey“, 9.<br />
5 CAPPER, „<strong>Margaret</strong> Fuller’s American Transnational Odyssey“, 11.<br />
6 EMERSON, CHANNING & CLARKE, Memoirs, I:204.<br />
7 FULLER, „Modern British Poets“, 243.