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Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...

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186<br />

Bilder des Weiblichen: <strong>Margaret</strong> Fuller und die frühromantische Schule<br />

Nor to the guardian stars lifts up her eyes,<br />

But droops her graceful head upon her breast,<br />

Nor asks the wild-bird’s requiem to her nest,<br />

By her own heart sustained, of her own soul possessed. 72<br />

Die Akelei verkörpert die Form von self-reliance, die <strong>Margaret</strong> Fuller hofft, Frauen<br />

nahe zu bringen. In <strong>Fullers</strong> Komposition vergleicht das lyrische Ich die Akelei mit<br />

anderen Blumen und betont, dass die Akelei, die die Frauen lehren könne, „how to<br />

live alone“, durch eine besondere Anziehungskraft glänze:<br />

Yet has my flowret’s life a charm more rare<br />

Than those admiring crowds esteem so fair,<br />

Self-nurtured, self-sustaining, self-approved. 73<br />

Das lyrische Ich, das sich mit der „solitary Princess“ Akelei eng verbunden fühlt,<br />

identifiziert sich mit der Blume und glaubt, sie habe deren Gedanken verstanden:<br />

„All alone she sat, looking down the long green glade. The sun shone through her<br />

at that moment, and warmed her chest, so she nodded at me, as much to say ‘thank<br />

you for under-standing so well the character of our order’.“ 74<br />

In ihren Blumenstücken arbeitet <strong>Margaret</strong> Fuller mit bestehenden<br />

Auffassungen von Weiblichkeit, um ihr eigenes Konzept zu entwickeln. Wie<br />

Barbara Welter in „The Cult of True Womanhood“ hervorhebt, wurde im 19.<br />

Jahrhundert von der idealen Frau erwartet, sich für Blumen zu interessieren:<br />

She was expected to have a special affinity for flowers. To the editors<br />

of The Lady’s Token ‘A Woman never appears more truly in her sphere,<br />

than when she divides her time between her domestic avocations and<br />

the culture of flowers.’ 75<br />

Obwohl sich Fuller kritisch mit bestehenden Rollenmustern beschäftigt, bleibt sie<br />

in manchen Punkten dem Weiblichkeitsideal ihrer Zeit verhaftet und entwirft ein<br />

Frauenbild, das unter anderem die Attribute Sanftmut, Reinheit, Schönheit und<br />

Zärtlichkeit propagiert. Dieses Weiblichkeitsideal wird 1832 von Sarah Hale in ihrer<br />

Anthologie Flora’s Interpreter: or, the American Book of Flowers and Sentiments vorgestellt<br />

– ein Buch, das in Boston erscheint und Fuller bekannt gewesen sein muss. Sarah<br />

Hale betont die Affinität der Frau zu der Welt der Blumen und stellt Gedichte<br />

zusammen, in denen die Blume als Repräsentantin der Frau erscheint oder für die<br />

Gefühle zwischen Mann und Frau steht. Hale erklärt in ihrem Vorwort, die Blumen<br />

verkörperten „pure, tender and devoted thoughts and feelings“ und erläutert, sie<br />

vertrete mit ihrer Anthologie das didaktische Anliegen, die jungen Damen und<br />

Herren Neuenglands zu erziehen:<br />

To the Youth of America I commit my book. May it inspire our Young<br />

Ladies to cultivate those virtues which can be truly represented by the<br />

fairest flowers, and our Young Men to cultivate their minds, till our<br />

72 Anhang C.3.<br />

73 Anhang C.3.<br />

74 Anhang C.3.<br />

75 WELTER, „The Cult of True Womanhood“, 165.

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