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Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...

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<strong>Margaret</strong> Fuller: Kulturelle Vermittlerin 89<br />

Fuller verändert Orests Aussage in den letzten drei Zeilen des Zitats: Sie fügt eine<br />

Zeile hinzu, indem sie die Worte „But between us“ von dem vorausgehenden Satz<br />

trennt und in eine Zeile stellt. Sie betont so die Gewichtigkeit der Worte, die durch<br />

die hinzugefügte Alliteration „But between us / Be Truth“ verstärkt wird. Eine<br />

weitere Veränderung stellt der von Fuller hinzugefügte Gedankenstrich dar, der<br />

unweigerlich einen Bruch herbeiführt, der in der deutschen Fassung nicht<br />

vorhanden ist und der der Spannung, die in der Originalfassung zum Ausdruck<br />

kommt, gerecht werden soll. Fuller glaubt, der zweisilbige Name ‚Orest‘ vermittele<br />

die Kraft der Worte eingehender als der dreisilbige Name ‚Orestes‘ und ergänzt das<br />

Satzzeichen, um die Spannung zu steigern und die Eröffnung „I am Orestes“<br />

hervorzuheben. Im Anschluss an ihre Übersetzung der Passage diskutiert Fuller die<br />

von ihr vorgenommene Veränderung und rechtfertigt ihr Vorgehen:<br />

Like all pure productions of genius, this may be injured by the slightest<br />

change, and I dare not flatter myself that the English words give an<br />

idea of the heroic dignity expressed in the cadence of the original by<br />

the words<br />

‘zwischen uns<br />

Seg [!] Wahrheit!<br />

ICH BIN OREST!’<br />

where the Greek seems to unfold his robe around him in the full<br />

strength of classic manhood, prepared for worst and best, not like a<br />

cold Stoic, but a hero, who can feel all, know all, and endure all. The<br />

name of the two syllables in the German is much more forcible for the<br />

pause than the three syllable Orestes. 137<br />

In dieser Passage wird deutlich, dass Fuller über die Techniken des Übersetzens<br />

reflektiert und der aktiven Rolle des Übersetzers Bedeutung beimisst, indem sie den<br />

Leser mit der Problematik konfrontiert und erläutert, wie der Übersetzer die<br />

Probleme, die sich bei der Übersetzung ergeben, lösen könne.<br />

<strong>Fullers</strong> Behandlung von Iphigenie auf Tauris ist ein Beispiel für ihre<br />

eklektische Vorgehensweise, die charakteristisch für den Aufsatz „Goethe“ ist. 138<br />

Ihre Methode ist nicht einseitig, sondern sie wechselt von der Interpretation des<br />

Textes zu der Übersetzung derjenigen Passagen, die sie für ihre Analyse geeignet<br />

hält, so dass ein Geflecht von Kommentar, Interpretation und Übersetzung<br />

entsteht. Neben ihrer Auseinandersetzung mit Goethes Werken, stellt Fuller die<br />

Auffassungen anderer Kritiker vor, um der Gefahr der Einseitigkeit vorzubeugen,<br />

und führt ein Zitat von Rahel von Ense an, das Goethes Genius herausstellt. In<br />

ihrer Übersetzung von Enses Ausführungen wird eine zentrale Vorgehensweise<br />

<strong>Fullers</strong> deutlich: In ihrem Aufsatz tendiert Fuller dazu, auf Quellenangaben zu<br />

verzichten oder die Quellen vage zu bestimmen. Während Fuller für Enses Goethe-<br />

Kritik keine Quelle angibt, erwähnt sie bei ihrer Übersetzung eines Briefes von<br />

136 FULLER, „Goethe,“ 39.<br />

137 FULLER, „Goethe;“ 39.<br />

138 Vgl. DELPHENDAHL, „<strong>Margaret</strong> Fuller“, 67.

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