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Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...

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80<br />

<strong>Margaret</strong> Fuller: Kulturelle Vermittlerin<br />

Neben dem zentralen Anliegen, der amerikanischen Öffentlichkeit die deutsche<br />

Kultur zu vermitteln und somit auf die literarische Produktion wie auf die<br />

Geistesverfassung einzuwirken, haben die Übersetzungen für Fuller als Frau eine<br />

besondere Bedeutung. Die frühe Konzeption von Übersetzung als eine passive<br />

Handlung lässt die Übersetzung als eine neutrale Zone erscheinen, in der Frauen<br />

schreiben können, ohne stark in den Vordergrund zu drängen. 108 Die Tätigkeit des<br />

Übersetzens ermöglicht es Fuller, sich literarisch zu betätigen. Ihre ersten wichtigen<br />

literarischen Produktionen, die Anerkennung finden, sind Übersetzungen: Fuller<br />

übersetzt Johann Peter Eckermanns Gespräche mit Goethe und Goethes Drama<br />

Torquato Tasso. Sie fasst den Akt der Übersetzung jedoch nicht als eine passive<br />

Aktivität auf, sondern ist darum bemüht, sich als Frau zu artikulieren und ihre<br />

Autorität geltend zu machen. Die Übersetzungen haben für Fuller sowohl auf<br />

kultureller Ebene als auch auf persönlicher Ebene eine Bedeutung und tragen zur<br />

Bildung des kulturellen und weiblichen Selbstverständnisses bei.<br />

<strong>Margaret</strong> Fuller schreibt dem Übersetzer eine aktive Rolle zu: Sie bezeichnet<br />

den Übersetzer als Interpreten, der zwischen dem Werk des Autors und der<br />

Rezeption des Lesers zu vermitteln habe. Während der Übersetzer die Botschaft<br />

des Autors übermittelt und dabei interpretierend vorgeht, interpretiert der Rezipient<br />

beim Lesen ebenfalls. Fuller erklärt:<br />

No great poet can be well translated. [...] Translations come to us as a<br />

message to the lover from the lady of his love through the lips of a<br />

confidante or menial – we are obliged to imagine what was most vital<br />

in the utterance. 109<br />

<strong>Fullers</strong> Ansatz deutet auf rezeptionsästhetische Herangehensweisen hin. Die Progressivität<br />

von <strong>Fullers</strong> Ansatz liegt darin, dass sie nicht von einer werkimmanenten<br />

Betrachtungsweise aus argumentiert, sondern berücksichtigt, dass der Prozess des<br />

Lesens wie der des Übersetzens ein aktiver Vorgang sei, der von außerliterarischen<br />

Faktoren nicht unbeeinflusst bleiben könne. In den Vorworten zu ihren Übersetzungen<br />

reflektiert Fuller über die Schwierigkeiten des Übersetzens und diskutiert<br />

die Probleme, mit denen der Übersetzer konfrontiert wird. Danach steht der<br />

Übersetzer aus dem Deutschen dem Problem gegenüber, die lexikalischen, syntaktischen<br />

und idiomatischen Besonderheiten der Ausgangssprache in die englische<br />

Sprache zu überführen: In dem Vorwort zu ihrer Übersetzung von Torquato Tasso<br />

erläutert Fuller:<br />

In presenting to the public this imperfect translation of a very<br />

celebrated production of the first German writer, I hope for indulgence<br />

from those who are acquainted with the original. There are difficulties<br />

attending the translation of German works into English[.] A great<br />

variety of compound words enable the German writer to give a degree<br />

of precision and delicacy of shading to his expression nearly<br />

impracticable with the terse, the dignified, but by no means flexible<br />

108 Vgl. ZWARG, „Feminism in Translation“, 60.<br />

109 MsAm 1086.

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