Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...
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<strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> integratives Konzept einer Nationalliteratur und die deutsche Literatur<br />
Kultur zu verbreiten, schlagen sich in einer Reihe von Übersetzungen und<br />
kritischen Beiträgen in verschiedenen Zeitschriften nieder. 56 Aus der Arbeit des<br />
Transcendental Club, der 1836 gegründet wird, gehen Übersetzungen deutscher Werke<br />
und Aufsätze zur deutschen Literatur hervor. Ein zentrales Ziel der Mitglieder ist<br />
es, zu der Bildung einer würdigen amerikanischen Eigenliteratur beizutragen.<br />
Bereits in der ersten Sitzung widmet man sich diesem Anliegen und bespricht das<br />
Thema „American Genius – the Causes which Hinder its Growth, and give us no<br />
First-Rate-Productions.“ 57 Die deutsche Kultur liefert den Mitgliedern wertvolle<br />
Anregungen: Anne Germaine de Staëls Darstellung Deutschlands als einer geistig<br />
unabhängigen Nation spricht die Transzendentalisten an, weil auch die USA Werte<br />
wie Unabhängigkeit und Individualismus propagieren. Sich gegen die utilitaristische<br />
Haltung der zeitgenössischen amerikanischen Kultur richtend, rezipieren die<br />
Mitglieder des Transcendental Club Dichter und Philosophen der deutschen Frühromantik<br />
und des deutschen Idealismus, auf die sie sich in ihren programmatischen<br />
Schriften berufen. Emerson, Ripley, Orestes Brownson und Parker finden in Kants,<br />
Fichtes und Schellings Schriften eine Bestätigung ihrer religiösen und philosophischen<br />
Überzeugungen. 58 Werke frühromantischer Dichter werden von<br />
amerikanischen Schriftstellern besprochen und August Wilhelm und Friedrich<br />
Schlegels literaturkritische Ansätze werden unter anderem von <strong>Margaret</strong> Fuller<br />
aufgenommen. The Dial, das Organ der Transzendentalisten, kann mit frühromantischen<br />
Zeitschriften verglichen werden, wie zum Beispiel mit August Wilhelm und<br />
Friedrich Schlegels Athenäum: Beide Zeitschriften werden von einer Gruppe<br />
gleichgesinnter Freunde herausgegeben und enthalten deren literarische Texte,<br />
literaturkritische Aufsätze und programmatische Schriften, die die Haltung der<br />
Gruppe wiedergeben. 59 1835 schlägt Hedge Fuller vor, ihm bei der Herausgabe des<br />
Dial zu assistieren. Fuller erklärt sich bereit, betont jedoch, dass sie an literarischen<br />
Fragestellungen und nicht an philosophischen Spekulationen interessiert sei: „Your<br />
periodical plan charms me[.] I shall feel myself honoured if I am deemed worthy of<br />
lending a hand albeit I fear that I am merely ‘Germanico’ and not ‘transcendental’.“<br />
60 Mit dieser Aussage bezieht Fuller eine deutliche Position und erklärt,<br />
56 Kurt Mueller-Vollmer liefert eine Chronologie des Transfers deutscher Kultur nach<br />
Amerika. Auch Stanley Vogel stellt in einem Überblick das Interesse der<br />
Transzendentalisten an der deutschen Kultur vor. Vgl. FRANK & MUELLER-VOLLMER, The<br />
Internationality of National Literatures, 93-97; VOGEL, German Literary Influences on the American<br />
Transcendentalists, 64-78.<br />
57 SPENCER, The Quest for Nationality, 158.<br />
58 Vgl. FRANK & MUELLER-VOLLMER, The Internationality of National Literatures, 282-93.<br />
Einen Überblick über die Bedeutung der deutschen Philosophie für die<br />
Transzendentalisten bietet René WELLEK in „The Minor Transcendentalists and German<br />
Philosophy“.<br />
59 Vgl. FRANK & MUELLER-VOLLMER, The Internationality of National Literatures, 284.<br />
60 FULLER, Letters, I:225-26.