Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...
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Self Culture: <strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> Bildungskonzept<br />
wird und das irdische Leben symbolisiert, durch den locus amoenus in eine Grotte, in<br />
der der Fluss von einer anderen Welt aufgenommen wird. Die Unterwelt, die das<br />
Licht ausschließt, fängt das lyrische Ich ein, das in der Dunkelheit und Trostlosigkeit<br />
eine gewisse Schönheit wahrnimmt und erkennt, wie eng beide Welten<br />
miteinander verbunden sind. In <strong>Fullers</strong> Gedicht steht die Dunkelheit der Unterwelt<br />
für unergründete Bereiche des Selbst, durch die die Figur der Melodia wandert. 232<br />
Die einsame Melodia, deren Name für Musik und Liebe steht und die die Muse in<br />
der Frau verkörpert, wird als ein Engel auf Wanderschaft beschrieben, der<br />
verzweifelt nach seiner Bestimmung sucht:<br />
Melodia suffered most, much would have striven,<br />
Had but her way been clear.<br />
Her heart was large with love, her ear was keen,<br />
Her hand was strong upon the golden wires.<br />
But through her flowed such endless wishing sweetness<br />
As dimmed her eyes with tears; she asked a guide,<br />
Or else to have that sweetness harmonized. 233<br />
Melodias Gesang illustriert ihre Unsicherheit und ihre Verwirrung angesichts der<br />
eigenen Person: Sie trifft die Töne selten, da der Grundton in einer anderen Sphäre<br />
liegt, mit der sie zwar verbunden ist, die sie aber nicht erreichen kann. Die Muse<br />
Melodia wird zentraler Aspekte ihres Selbst erst dann gewahr, als sie auf eine<br />
unerkannte Seite ihrer Psyche stößt, die in diesem Gedicht die Figur des Paria<br />
symbolisiert. Die Vereinigung mit dem Engel Paria, der männlichen Seite in ihrer<br />
Psyche, bedeutet für Melodia eine Offenbarung und Selbsterkenntnis. Das lyrische<br />
Ich beschreibt die Geburt eines neuen Selbst, wenn es die Vereinigung der<br />
weiblichen Seite der Psyche mit der männlichen zelebriert und erklärt, ein neues<br />
Leben durchströme Melodia:<br />
Close in the bosom of the only love,<br />
Birds drawn back to the nest, one moment full,<br />
They felt the pulse of the creative heart,<br />
And wise the key-note of concordia.<br />
They lived the multiple of unity,<br />
Beloved, the all embracing Sun and Moon<br />
Shed forth in that one look of mutual love,<br />
And stars, flowers, rivers, Angels, Gods and Thoughts,<br />
And brooding, trembling, hovered into life.<br />
232 Jeffrey Steele erklärt die Wanderschaft Melodias als Suche nach versteckten Seiten des<br />
Selbst und bezieht das Gedicht auf einen Tagebucheintrag <strong>Fullers</strong>, in dem sie das Bild einer<br />
versteckten Höhle, die die Tiefen des Selbst symbolisiert, zeichnet. Fuller schreibt im<br />
Januar 1841: „I wandered in the subterranean recesses, the light was darkness, my feet bled<br />
with sharp stones I could not see to avoid. [...] Gleams of light came sometimes only to<br />
show me that the path wound on and on ....“ Zitiert in: STEELE, „Symbols of<br />
Transformation“, 145.<br />
233 Anhang E.5.