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Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...

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162<br />

Self Culture: <strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> Bildungskonzept<br />

wird und das irdische Leben symbolisiert, durch den locus amoenus in eine Grotte, in<br />

der der Fluss von einer anderen Welt aufgenommen wird. Die Unterwelt, die das<br />

Licht ausschließt, fängt das lyrische Ich ein, das in der Dunkelheit und Trostlosigkeit<br />

eine gewisse Schönheit wahrnimmt und erkennt, wie eng beide Welten<br />

miteinander verbunden sind. In <strong>Fullers</strong> Gedicht steht die Dunkelheit der Unterwelt<br />

für unergründete Bereiche des Selbst, durch die die Figur der Melodia wandert. 232<br />

Die einsame Melodia, deren Name für Musik und Liebe steht und die die Muse in<br />

der Frau verkörpert, wird als ein Engel auf Wanderschaft beschrieben, der<br />

verzweifelt nach seiner Bestimmung sucht:<br />

Melodia suffered most, much would have striven,<br />

Had but her way been clear.<br />

Her heart was large with love, her ear was keen,<br />

Her hand was strong upon the golden wires.<br />

But through her flowed such endless wishing sweetness<br />

As dimmed her eyes with tears; she asked a guide,<br />

Or else to have that sweetness harmonized. 233<br />

Melodias Gesang illustriert ihre Unsicherheit und ihre Verwirrung angesichts der<br />

eigenen Person: Sie trifft die Töne selten, da der Grundton in einer anderen Sphäre<br />

liegt, mit der sie zwar verbunden ist, die sie aber nicht erreichen kann. Die Muse<br />

Melodia wird zentraler Aspekte ihres Selbst erst dann gewahr, als sie auf eine<br />

unerkannte Seite ihrer Psyche stößt, die in diesem Gedicht die Figur des Paria<br />

symbolisiert. Die Vereinigung mit dem Engel Paria, der männlichen Seite in ihrer<br />

Psyche, bedeutet für Melodia eine Offenbarung und Selbsterkenntnis. Das lyrische<br />

Ich beschreibt die Geburt eines neuen Selbst, wenn es die Vereinigung der<br />

weiblichen Seite der Psyche mit der männlichen zelebriert und erklärt, ein neues<br />

Leben durchströme Melodia:<br />

Close in the bosom of the only love,<br />

Birds drawn back to the nest, one moment full,<br />

They felt the pulse of the creative heart,<br />

And wise the key-note of concordia.<br />

They lived the multiple of unity,<br />

Beloved, the all embracing Sun and Moon<br />

Shed forth in that one look of mutual love,<br />

And stars, flowers, rivers, Angels, Gods and Thoughts,<br />

And brooding, trembling, hovered into life.<br />

232 Jeffrey Steele erklärt die Wanderschaft Melodias als Suche nach versteckten Seiten des<br />

Selbst und bezieht das Gedicht auf einen Tagebucheintrag <strong>Fullers</strong>, in dem sie das Bild einer<br />

versteckten Höhle, die die Tiefen des Selbst symbolisiert, zeichnet. Fuller schreibt im<br />

Januar 1841: „I wandered in the subterranean recesses, the light was darkness, my feet bled<br />

with sharp stones I could not see to avoid. [...] Gleams of light came sometimes only to<br />

show me that the path wound on and on ....“ Zitiert in: STEELE, „Symbols of<br />

Transformation“, 145.<br />

233 Anhang E.5.

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