Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...
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<strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> integratives Konzept einer Nationalliteratur und die deutsche Literatur<br />
Die Überlegenheit der deutschen Literatur wird auch in The Dial<br />
hervorgehoben. Von 1840 bis 42 ist <strong>Margaret</strong> Fuller Herausgeberin der Zeitschrift<br />
und verwirklicht ihr zentrales Anliegen, die deutsche Kultur zu verbreiten, was auch<br />
bei ihren Mitarbeitern Anklang findet. So betont Ralph Waldo Emerson in seinem<br />
Essay „Thoughts on Modern Literature“ in der Oktoberausgabe von 1840 den<br />
besonderen Status der deutschen Literatur und spricht von Deutschlands<br />
„paramount intellectual influence“, der sich auf das intellektuelle Leben Englands<br />
und Amerikas auswirke. 47 Noch deutlicher spricht sich jedoch Theodore Parker<br />
1841 für die deutsche Literatur aus. In der Januarausgabe des Dial erscheint der<br />
Essay „German Literature“, in dem Parker die deutsche Literatur als „the fairest,<br />
the richest, the most original, fresh, and religious literature of all modern times“<br />
bezeichnet. 48 Parker vergleicht das intellektuelle Leben in Deutschland mit dem in<br />
England und hebt die Überlegenheit der deutschen Kultur hervor, die sich auf den<br />
verschiedensten Gebieten manifestiere. In seiner Huldigung der deutschen Literatur<br />
ruft Parker auch nach einer eigenständigen amerikanischen Literatur, die den<br />
Nationalcharakter widerspiegeln müsse. Obwohl Parker die literarische Situation in<br />
Anglo-Amerika kritisiert, glaubt er an eine zukünftige amerikanische<br />
Nationalkultur. 49 Parker hebt hervor, dass die deutsche Literatur der<br />
amerikanischen Literatur in diesem Unabhängigkeitsprozess von Hilfe sein könne,<br />
und fordert, dass sich amerikanische Intellektuelle in einem verstärkten Maße der<br />
Vorbildliteratur Deutschlands zuwenden: „[F]rom the influence of the rich,<br />
beloved, and beautiful literature will exert on our infant world of letters, we hope<br />
the most happy results.“ 50<br />
Um 1833 steigt das Interesse an der deutschen Literatur rapide an, und<br />
neben Goethe finden sich in Übersetzungen, Anthologien, Rezensionen und<br />
literarischen Aufsätzen gehäuft die Namen von Schiller, Richter, Körner, Uhland,<br />
Zschokke, Heine, Kotzebue, Herder, Fouqué, Rückert, Lessing, Tieck, Bürger,<br />
Schlegel, Klopstock oder Wieland. 51 Die deutschen Immigranten Charles Follen,<br />
Carl Beck und Francis Lieber dienen als kulturelle Vermittler und verbreiten die<br />
deutsche Literatur unter den jungen Transzendentalisten. Charles Follen, der 1824<br />
nach Amerika emigriert, um politischer Verfolgung in Deutschland zu entgehen,<br />
erlangt 1825 durch seine Bekanntschaft mit George Ticknor die erste Professur für<br />
Deutsch an der Harvard-Universität. Follens German Reader for Beginners, der einen<br />
Überblick über die Literaturgeschichte liefert und Auszüge aus wichtigen deutschen<br />
Werken enthält, führt die erste Gruppe der Studenten der Germanistik in die<br />
political institutions in liberality, and welcome excellence from every quarter of the world.“<br />
(186)<br />
47 EMERSON, „Thoughts on Modern Literature“, 142.<br />
48 PARKER, „German Literature“, 320.<br />
49 Vgl. PARKER, „German Literature“, 326-27.<br />
50 PARKER, „German Literature“, 329.<br />
51 Vgl. POCHMANN, German Culture in America, 343.