Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...
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<strong>Margaret</strong> Fuller: Kulturelle Vermittlerin<br />
Und es gewöhnt sich nicht mein Geist hierher. 132<br />
Fuller hält sich in ihrer Übersetzung an die Anzahl der Zeilen und strebt eine<br />
getreue Wiedergabe der Worte an. In ihrer Übersetzung ruft Iphigenie:<br />
Beneath your shade, living summits<br />
Of this ancient, holy, thick-leaved grove,<br />
As in the silent sanctuary of the Goddess,<br />
Still I walk with those same shuddering feelings<br />
As when I trod these walks for the first time.<br />
My spirit cannot accustom itself to these places.<br />
Während Fuller darum bemüht ist, Iphigeniens Monolog in seiner Vollständigkeit<br />
darzustellen, präsentiert sie den Dialog zwischen Iphigenie und Thoas im dritten<br />
Auftritt des ersten Aktes in Bruchstücken. Fuller stellt Iphigeniens Worte in den<br />
Mittelpunkt und übersetzt Thoas’ Worte unvollständig, was den Eindruck von<br />
Asymmetrie vermittelt und die Überlegenheit Iphigeniens hervorhebt. 133 Ihrer Übersetzung<br />
vorausgehend, analysiert Fuller den dritten Auftritt und betont die überlegene<br />
Position Iphigeniens dadurch, dass sie Thoas’ Verzweiflung und Liebe herausstellt<br />
und erläutert, Thoas’ Glück hänge von der Gegenwart Iphigeniens ab. 134<br />
<strong>Fullers</strong> partielle Übersetzung des Dialogs zwischen Iphigenie und Orest im<br />
ersten Auftritt des dritten Aufzugs vermittelt dagegen den Eindruck von<br />
Symmetrie, da Fuller die Gewichtigkeit von Orests Aussagen unterstreicht. Fuller<br />
betont Orests Edelmut und seine Bewunderung für Iphigenie, wenn sie seine<br />
Worte übersetzt und anschließend diskutiert. In Goethes Text erklärt Orest:<br />
Ich kann nicht leiden, daß du große Seele<br />
Mit einem falschen Wort betrogen werdest.<br />
Ein lügenhaft Gewebe knüpf ein Fremder<br />
Dem Fremden, sinnreich und der List gewohnt,<br />
Zur Falle vor die Füße; zwischen uns<br />
Sei Wahrheit!<br />
Ich bin Orest! [...] 135<br />
Fuller übersetzt Orests Worte folgendermaßen:<br />
I cannot suffer that thou, great soul<br />
Shouldst be deceived by a false tale,<br />
A web of lies let stranger weave for stranger,<br />
Subtle with many thoughts, accustomed to craft,<br />
Guarding his feet against a trap:<br />
But between us<br />
Be Truth; ----<br />
I am Orestes; [...] 136<br />
132 GOETHE, Iphigenie auf Tauris, 765.<br />
133 Vgl. GOETHE, Iphigenie auf Tauris, 774; FULLER, „Goethe“, 36.<br />
134 Vgl. FULLER, „Goethe“, 36. Fuller schreibt über die Beziehung zwischen Thoas und<br />
Iphigenie: „Thoas, who has always loved her, now left childless by the calamities of war,<br />
can no longer resist his desire to reanimate by her presence his desert house.“<br />
135 GOETHE, Iphigenie auf Tauris, 799-800.