Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...
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Self Culture: <strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> Bildungskonzept 141<br />
von Interesse. Sie greift einen Gedanken aus den früheren Essays auf und erläutert<br />
die Bedeutung der Frauen für Wilhelms Entwicklung: „As Wilhelm advances in the<br />
upward path he becomes acquainted with better forms of woman by knowing how<br />
to seek, and how to prize them when found.“ 143 Die verschiedenen Frauenfiguren<br />
dienen als Modelle weiblichen Seins und verkörpern unterschiedliche weibliche<br />
Eigenschaften: Während Mariane und Philine die gewöhnliche Frau repräsentieren,<br />
deren Interessen oberflächlich sind und die zu der Welt der Sinnlichkeit gehört,<br />
steht Mignon für das lyrische Element in der Frau. Die Figur der Mignon gewinnt<br />
für Fuller zunehmend an Bedeutung: In dem frühen Vorwort zu Conversations with<br />
Goethe findet Mignon keine Erwähnung; sie wird aber bereits im Juli 1841 in<br />
„Goethe“ als Geschenk der Muse für den Menschen bezeichnet und mit Worten<br />
wie Sehnsucht, Inspiration und Mysterium in Verbindung gebracht. 144 Als „the<br />
electrical, inspired lyrical nature“ wird Mignon im Juli 1843 in „The Great Lawsuit“<br />
vorgestellt und erscheint schließlich 1844 in Woman in the Nineteenth Century als<br />
Inkarnation der Poesie. 145 Mignon wird nun als die Verkörperung der kreativen,<br />
lyrischen Seite der weiblichen Psyche beschrieben. Fuller erläutert treffend, dass<br />
sich in der Figur der Mignon Wilhelms Sehnsucht nach poetischer Gabe und Poesie<br />
manifestiere, und sie erkennt die zentrale Rolle, die das naturnahe und knabenhafte<br />
Mädchen innerhalb des Romans einnimmt.<br />
Sowohl in dem Vorwort zu Conversations with Goethe als auch in „Goethe“,<br />
„The Great Lawsuit“ und in Woman in the Nineteenth Century preist Fuller die Figur<br />
der Natalie, die in ihren Augen für Weisheit, Verstand und Güte steht. Fuller<br />
scheint insbesondere Nataliens Bildung zu faszinieren und sie betont, dass<br />
Nataliens Verstand durch die Erziehung des Oheims ausgebildet wurde: „Advancing<br />
into the region of thought, he [Wilhelm] encounters a wise philanthropy in<br />
Natalia, (instructed, let us observe, by an uncle)[.]“ 146 Die Erziehung durch einen ihr<br />
verwandten Mann unterscheidet die weise Natalie von Therese, die nicht nur<br />
Wirtschaftlichkeit und Häuslichkeit verkörpert, sondern auch für Unabhängigkeit<br />
steht. Während Therese in Woman in the Nineteenth Century lediglich am Rande<br />
erwähnt wird, widmet sich <strong>Margaret</strong> Fuller in „Goethe“ eingehender dieser Figur,<br />
die ein selbstbestimmtes Leben führen kann und somit <strong>Fullers</strong> eigenem Weiblichkeitsideal<br />
entspricht: „Now with Theresa, he [Wilhelm] sees the blessings of<br />
domestic peace. He sees a mind sufficient for itself, finding employment and<br />
education in the perfect economy of a little world.“ 147<br />
Die Figur der Aurelie, die Fuller in „Goethe“ als Verkörperung der<br />
weiblichen Sehnsucht nach Vergnügung und Ablenkung charakterisiert, findet in<br />
Woman in the Nineteenth Century keine Beachtung. Außerdem spielt die schöne Seele,<br />
143 FULLER, Woman in the Nineteenth Century, 75.<br />
144 Vgl. FULLER, „Goethe“, 26.<br />
145 FULLER, „The Great Lawsuit“, 46; Vgl. FULLER, Woman in the Nineteenth Century, 75-76.<br />
146 FULLER, Woman in the Nineteenth Century, 75.<br />
147 FULLER, „Goethe“, 25.