Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...
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Freundschaftskult<br />
Have sought some isle far from the haunts of men,<br />
Ills left behind which cloud the social day,<br />
What grief I had escaped, yet left untried<br />
That holy faith, by which, now fortified,<br />
I felt a peace to happiness allied, –<br />
And thou, although for thee my loving heart<br />
Would gladly some Elysium set apart.<br />
From treachery’s pestilence, and passion’s strife,<br />
Sustained and fostered by hearts like thy own[.] 49<br />
Die Vorstellung einer zärtlichen Freundschaft wird in dem Gedicht „To the Same,<br />
Glen Anna. August 1835” weiter ausgeführt. Das zentrale Losungswort der<br />
Empfindsamen, ‚die Zärtlichkeit‘, bestimmt Klopstocks und Jean Pauls Freundschaftsauffassung.<br />
50 Zärtlich ist man vor allem in verdichteten zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen, die durch Vertrautheit und Zweisamkeit gekennzeichnet<br />
sind. 51 Fuller greift den Begriff der ‚Zärtlichkeit‘ auf und feiert in „To the<br />
Same, Glen Anna“ den zärtlichen Bund mit der Freundin, deren „sweet company“<br />
sie vermisst, und vergegenwärtigt sich die „tender thoughts, and moonlight<br />
memories“, die die Zeit der Zweisamkeit prägten. 52 Klopstock und Jean Paul<br />
betonen, der Abschied zerstöre den zärtlichen Bund nicht, sondern intensiviere ihn<br />
geradezu, da durch die Trennung die Freunde die Innigkeit der Freundschaft in<br />
gesteigerter Form erlebten. Fuller greift diese Vorstellung auf und erklärt, die<br />
emotionale Bindung überdauere die Trennung: „She will still love, if ne’er we meet<br />
again. / And thou hast made me blest by thy heart’s power / To read untaught the<br />
past, and share the present hour!“ 53<br />
Neben den Motiven des Abschieds und des Weinens bestimmt ein weiteres<br />
empfindsames Motiv die Freundschaftsgedichte von Klopstock und Fuller. Die<br />
Einsamkeitserfahrung des empfindsamen Menschen, der verlassen von dem<br />
geliebten Partner, sich in den „Innenraum der Seele“ zurückzieht, wird in beiden<br />
Gruppen von Freundschaftsgedichten thematisiert. 54 In „An Ebert“ stellt sich das<br />
lyrische Ich den Tod der Freunde vor und drückt so die schier unermessliche<br />
Bedeutung der Freundschaft aus. Der Sprecher beklagt die Einsamkeit seiner<br />
Situation: „Stirbt dann auch Einer von uns, und bleibt nur Einer noch übrig; / Bin<br />
der Eine dann ich; / [...] Bin dann ich der Einsame, bin allein auf der Erde.“ 55<br />
49 Anhang D.2.<br />
50 Vgl. zum Thema der Zärtlichkeit bei Klopstock, SAUDER, „Der ‚zärtliche‘ Klopstock“.<br />
51 Vgl. WEGMANN, Diskurse der Empfindsamkeit, 40-43. Wegman bespricht in dem Kapitel<br />
„Die Ausdifferenzierung des Empfindsamkeitsdiskurses unter dem Schlagwort der<br />
Zärtlichkeit“ den Zentralbegriff der ‚Zärtlichkeit‘.<br />
52 Anhang D.4.<br />
53 Anhang D.4.<br />
54 Alewyn bezeichnet die Einsamkeit als „Lebensform des Empfindsamen“. ALEWYN,<br />
„Was ist Empfindsamkeit?“, 3.<br />
55 KLOPSTOCK, „An Ebert“, z.63-68.