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Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...

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Freundschaftskult 215<br />

Bettina von Arnim löst sich von einem Frauenbild, das der Frau in einer<br />

Paarbeziehung lediglich die Rolle der Geliebten eines Mannes zuspricht, und stellt<br />

in Die Günderode eine Beziehung zwischen zwei gleichwertigen Frauen vor. Im<br />

Gegensatz zu der asymmetrischen Paarbeziehung, die von Arnim in Goethes Briefwechsel<br />

mit einem Kinde darstellt, entwirft sie nun das Bild einer idealen symmetrischen<br />

Beziehung.<br />

Aus <strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> Interesse an Bettina von Arnims Schilderung einer<br />

symmetrischen Freundschaftsbeziehung zwischen zwei Frauen geht ihr Aufsatz<br />

„Bettine Brentano and Her Friend Günderode“ hervor. 68 Fuller übersetzt zentrale<br />

Passagen aus dem Briefroman, um dem amerikanischen Leser die Außergewöhnlichkeit<br />

der Frauenfreundschaft vor Augen zu führen. 69 <strong>Fullers</strong> fragmentarische<br />

Übersetzung des Romans wird 1842 von Elizabeth Peabody unter dem Titel<br />

Günderode veröffentlicht. Nach <strong>Fullers</strong> Tod vervollständigt Minna Wesselhoeft die<br />

Übersetzung, die 1861 als Correspondence of Fräulein Günderode and Bettine von Arnim<br />

erscheint. <strong>Fullers</strong> Biograph Thomas Wentworth Higginson berichtet über die<br />

Übersetzung:<br />

There is nothing in the reprint to indicate the double origin, but the<br />

point of transition occurs at the end of the first letter on page 86; while<br />

this volume, as completed, retains <strong>Margaret</strong> Fuller’s preface and an<br />

extract from her ‘Dial’ essay. Mrs. Wesselhoeft informs me that she<br />

revised Miss Fuller’s part of the translation, but found nothing to<br />

correct save two or three colloquial idioms, pretty sure to be<br />

misinterpreted by one not a native of Germany. 70<br />

In ihrem literaturkritischen Aufsatz vergleicht <strong>Margaret</strong> Fuller eine asymmetrische<br />

Paarbeziehung mit der symmetrischen Freundschaftsbeziehung, die von Arnim in<br />

Die Günderode beschreibt. Fuller widmet sich einleitend von Arnims Correspondence<br />

with A Child (Goethes Briefwechsel mit einem Kinde) und erklärt, die Beziehung zwischen<br />

Goethe und Bettine sei ein Beispiel für ein ungleiches Verhältnis, in dem der eine<br />

Partner dem anderen untergeordnet sei: „[W]e must feel that the relation in which<br />

she [Bettine] stands to Goethe is not a beautiful one.“ 71 Fuller zufolge fördert die<br />

Haltung beider Partner die Ungleichheit:<br />

Were Bettine, indeed, a child, she might bring her basket of flowers<br />

and strew them in his path without expecting even a smile in return.<br />

But to say nothing of the reckoning by years, which the curious have<br />

made, we constantly feel that she is not a child. [...] Then Goethe is so<br />

68 Zu Fuller und Bettina von Arnim, vgl. BÄUMER, „<strong>Margaret</strong> Fuller (1810-1850) and<br />

Bettina von Arnim: An Encounter Between American Transcendentalism and German<br />

Romanticism“.<br />

69 Fuller lobt das Buch mit den folgenden Worten: „[The] books is true, and of the rarest<br />

excellence, a many-petalled flower on the bosom of nature, from which the dew shall never<br />

vanish.“ FULLER, „Bettine Brentano and Her Friend Günderode“, 353.<br />

70 HIGGINSON, <strong>Margaret</strong> Fuller Ossoli, 193.<br />

71 FULLER, „Bettine Brentano and Her Friend Günderode“, 314.

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