Margaret Fullers transnationales Projekt : Selbstbildung, feminine ...
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Self Culture: <strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> Bildungskonzept 163<br />
Diese kosmische Vereinigung, in der alle Dualität aufgehoben wird und die die<br />
männliche Sonne mit dem weiblichen Mond verschmelzen lässt, symbolisiert einen<br />
entscheidenden Schritt der Transformation des Selbst: Die Muse in der Frau wird<br />
mit der Minerva zusammengeführt.<br />
<strong>Margaret</strong> <strong>Fullers</strong> Interesse an den Tiefen des Selbst, die sie in „Melodia“ behandelt,<br />
wird durch ihre Beschäftigung mit Goethes Konzept des Dämonischen geweckt. In<br />
einem Brief betont Fuller ihre Faszination an dem Selbst und erläutert, ihre<br />
Darstellung der unbewussten Gebiete des Selbst habe sich aus Goethes Konzept<br />
entwickelt. Anhand ihres Gedichtes „Drachenfels“ illustriert Fuller die Beziehung<br />
des Bewussten zu dem Unbewussten und impliziert, der Dämon repräsentiere den<br />
Kern des Selbst, der dem Menschen meist verborgen bleibe:<br />
As to the Daemonical, I know not that I can say to you anything more<br />
precise than you find from Goethe. There are no precise terms for<br />
such thoughts. The word instinctive indicates their existence. I intimated<br />
it in the little piece on the Drachenfels. It may be best understood,<br />
perhaps, by a symbol. As the sun shines from the serene heavens,<br />
dispelling noxious exhalations, and calling forth exquisite thoughts on<br />
the surface of the earth on the shape of shrub or flower, so gnome-like<br />
works the fire within the hidden caverns and secret veins of earth,<br />
fashioning existences which have a longer share in time, perhaps,<br />
because they are immortal in thought. Love, beauty, wisdom, goodness<br />
are intelligent, but this power moves only to seize its prey. It is not<br />
necessarily either malignant or the reverse, but it has no scope of<br />
demonstrating its existence. [...] while it is unconscious, it is not<br />
devilish, only daemonical. 234<br />
Aus Goethes Konzept des Dämonischen zieht <strong>Margaret</strong> Fuller die Erkenntnis, dass<br />
Teile der Psyche, die das Wesen und das Verhalten des Menschen entscheidend<br />
bestimmen, im Unbewussten liegen. Wie Jeffrey Steele treffend erläutert, sieht sich<br />
Fuller als „miner of the subconscious“ und versucht, die Tiefen des Selbst zu<br />
ergründen. 235 Das Konzept der Metamorphose inspiriert Fuller die Bildung des<br />
Selbst als einen metamorphischen Prozess aufzufassen, der beinhaltet, dass das<br />
Selbst des Menschen nicht starr ist, sondern sich ständig weiter entwickelt. Anhand<br />
der Figuren Mariana, Miranda und Melodia demonstriert Fuller, dass, obwohl sich<br />
das Selbst von Figur zu Figur ständig verändert und verschiedene transformative<br />
Stadien durchläuft, der Kern der Persönlichkeit bestehen bleibt.<br />
234 FULLER, Letters, VI:141.<br />
235 STEELE, „Symbols of Transformation“, 145.