KONSTRUKTION & ENGINEERING - konstruktion.de
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ke NEXT hakt nach<br />
Vier Fragen an Prof. Dr. Alexan<strong>de</strong>r Wurzer<br />
Unternehmen sollen zwei Workshops veranstalten zum Kun<strong>de</strong>nnutzen <strong>de</strong>r Innovation und zu<br />
möglichen Imitationen. Wer muss bei diesen Workshops mit im Boot sitzen?<br />
Das sind in je<strong>de</strong>m Fall drei Gruppen: Diejenigen, die Marktkenntnisse und Marktverantwortung haben,<br />
diejenigen, die für die Technik zuständig sind. Und diejenigen, die das Instrument geistiges Eigentum zur<br />
Verfügung stellen. Diese drei Bereiche müssen auf je<strong>de</strong>n Fall zusammenkommen. In <strong>de</strong>r Praxis ist dies<br />
lei<strong>de</strong>r ein nahezu unüberwindbares Problem.<br />
Warum ist es so schwierig, diese drei Gruppen zusammenzubringen?<br />
Weil beispielsweise die Aussage kommt: Wir können alle an einen Tisch bekommen, aber lassen Sie bitte<br />
die Marketingabteilung weg. Lei<strong>de</strong>r versteht die sich häufig nur als Werber. Dass sie einen Kun<strong>de</strong>nnutzen<br />
kommunizieren müsste, <strong>de</strong>n das Unternehmen technisch möglichst exklusiv herstellen will, wird übersehen.<br />
O<strong>de</strong>r weil ein Marktverantwortlicher sich keine Zeit nimmt, wenn man mit ihm über Patente re<strong>de</strong>n<br />
will und meint, die Patentstrategie solle die Patentabteilung machen. Die kann das aber gar nicht.<br />
Denn sie stellt ja nur das Instrument zur Verfügung.<br />
Das heißt, die Geschäftsleitung müsste sich <strong>de</strong>s Problems annehmen?<br />
Absolut! Wenn wir in Unternehmen solche Tools implementieren, dann nur mit Zustimmung <strong>de</strong>r Geschäftsleitung.<br />
Lei<strong>de</strong>r ist ja auch keiner dafür zuständig, dass die einzelnen Abteilungen nicht miteinan<strong>de</strong>r<br />
re<strong>de</strong>n. Und selbst wenn es diese Koordinatoren gibt, wer<strong>de</strong>n diejenigen häufig einfach überfahren.<br />
Ich frage jetzt mal ganz provokant: Wäre es da nicht gut, wenn die Unternehmen weiblicher<br />
wür<strong>de</strong>n? Dieses Machtgehabe, unsere Abteilung ist eine Burg und wir rücken keinen Zoll raus,<br />
ist doch eher eine männliche Verhaltensweise?<br />
Was das Kommunikationsverhalten angeht: Ja, mit einem höheren Frauenanteil wür<strong>de</strong> es <strong>de</strong>utlich einfacher.<br />
Wir erleben es durchaus in Patentabteilungen, dass diese das Patentrecht zu einem Herrschaftswissen<br />
machen. Man versucht sich oft eher durch das Eskalierenlassen von Problemen wichtig zu machen<br />
als dass man <strong>de</strong>n Innovationsteams erklärt, wie sie mithilfe von geistigem Eigentum Geld verdienen.<br />
Bei Frauen spielt die Motivation eine viel größere Rolle. Die Fragen stelle Angela Unger<br />
trocknet und keine Flecken hinterlässt.“ Dieses Problem<br />
lasse sich auch durch eine Spin<strong>de</strong>ldrehung o<strong>de</strong>r eine Kappe<br />
lösen. „Wenn man über das Verbietungspotenzial beim<br />
Kun<strong>de</strong>n nach<strong>de</strong>nkt, kommt man auf komplett an<strong>de</strong>re Lösungsmöglichkeiten<br />
und muss sich fragen: Was will ich<br />
<strong>de</strong>nn eigentlich anhand <strong>de</strong>r Bedürfnisse meiner Kun<strong>de</strong>n<br />
verbieten?“, konstatiert Wurzer. Für das Unternehmen<br />
könne dies be<strong>de</strong>uten, dass dann eben drei verschie<strong>de</strong>ne Patente<br />
rauskämen – o<strong>de</strong>r sogar ein ganzes Bün<strong>de</strong>l an Patenten.<br />
„Das muss aber <strong>de</strong>r Markt- o<strong>de</strong>r Innovationsverantwortliche<br />
sagen, also jemand, <strong>de</strong>r garantiert nicht in <strong>de</strong>r<br />
Patentabteilung sitzt“, betont Wurzer. Also <strong>de</strong>r Ingenieur,<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Markt kennt und <strong>de</strong>r im Rahmen <strong>de</strong>s Projekts <strong>de</strong>n<br />
Kun<strong>de</strong>nnutzen herstellt. In <strong>de</strong>r Regel ist dies <strong>de</strong>r Vorgesetzte<br />
<strong>de</strong>s Erfin<strong>de</strong>rs, <strong>de</strong>r versucht, mit <strong>de</strong>r Erfindung Geld zu<br />
verdienen.<br />
Zwei Workshops für <strong>de</strong>n optimalen Schutz<br />
Rein methodisch wür<strong>de</strong> Wurzer an diesem Punkt einen<br />
Umgehungsworkshop veranstalten, <strong>de</strong>r sich mit folgen<strong>de</strong>n<br />
Fragen beschäftigen sollte: Welche Kun<strong>de</strong>nbedürfnisse<br />
kann man auf <strong>de</strong>r Basis dieser Erfindung befriedigen?<br />
Wie wür<strong>de</strong>n das Wettbewerber tun? Und schließlich:<br />
Kann man auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Erfindung <strong>de</strong>m Wettbewerber<br />
etwas verbieten? Erst wenn diese Fragen geklärt sind,<br />
kommen die Patente ins Spiel. „Und dann stürzen sich<br />
die Patentanwälte ins Gefecht, um die Schutzrechte zu<br />
schnitzen und das juristisch Mögliche zu erreichen“,<br />
meint Wurzer. Der Experte rät dazu, sich in einem weite-<br />
@<br />
ren Workshop mit <strong>de</strong>r Imitation zu beschäftigen und sich<br />
zu fragen, wie man das Problem alternativ lösen könnte.<br />
Das schließt das Thema Umgehung ein, aber auch,<br />
welche Ressourcen und welche Produktionsverfahren <strong>de</strong>r<br />
Wettbewerb hat, um Imitationen zu erreichen. „Häufig<br />
kommt heraus, dass man eine Imitation am besten dadurch<br />
unterdrückt, dass man die Klappe hält. Beispielsweise,<br />
wenn es um Produktionsverfahren geht, wie etwas<br />
in großer Stückzahl kostengünstig zu produzieren ist. Das<br />
ist dann ein faktischer Imitationsschutz“, empfiehlt Wurzer.<br />
Aber auch ein guter Zuliefervertrag schützt vor Imitationen.<br />
„Wenn ich <strong>de</strong>r einzige bin, <strong>de</strong>r auf die nicht austrockenbare<br />
Tinte Zugriff für zwei Jahre hat, dann ist dies<br />
ein faktischer Ressourcenschutz“, so <strong>de</strong>r Spezialist für Patentmanagement.<br />
Nach<strong>de</strong>nken hilft also.<br />
Der größte Blödsinn sei es in <strong>de</strong>m oben genannten<br />
Beispiel, sich <strong>de</strong>n Schraubenfe<strong>de</strong>rkugelschreiber patentieren<br />
zu lassen, wenn <strong>de</strong>r Wettbewerber sich einen Zulieferer<br />
für nicht austrockenbare Tinte besorge und <strong>de</strong>n<br />
Kun<strong>de</strong>nnutzen damit um die Hälfte günstiger befriedigen<br />
könne. Der wirtschaftliche Nutzen <strong>de</strong>r Erfindung ist damit<br />
perdu. Und die Patenturkun<strong>de</strong> nicht einmal das Papier<br />
wert, auf das sie gedruckt ist. n<br />
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InnovatIon & ManageMent • Patente<br />
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Autor Angela Unger, Redaktion<br />
Professor Dr. Alexan<strong>de</strong>r Wurzer<br />
3/2012 137