KONSTRUKTION & ENGINEERING - konstruktion.de
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Maschinenbau & Zukunft • erneuerbare energie<br />
temperatur nicht zu verwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Material einstuft. Viele haben noch<br />
die Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r gesunkenen Libertyschiffe im zweiten Weltkrieg und an<strong>de</strong>re<br />
große Scha<strong>de</strong>nsfälle als Abschreckung in Erinnerung. Sprödbrüche<br />
von Schweißnähten in kalten Gewässern entwickelten eine hohe<br />
Sensibilität <strong>de</strong>r Ingenieure für die Kaltzähigkeit von Werkstoffen. Der<br />
in diesem Zusammenhang häufig angewandte Kerbschlagbiegeversuch,<br />
<strong>de</strong>r für kaltzähen Baustahl min<strong>de</strong>stens 27 J bei -20 °C nachweist,<br />
<strong>de</strong>klassierte somit ungerechtfertigt Gusseisen mit <strong>de</strong>n oben genannten,<br />
<strong>de</strong>utlich niedrigeren Kerbschlagwerten. Die gültige Norm<br />
EN DIN 10045 für die Kerbschlagbiegeprobe än<strong>de</strong>rt nichts an dieser<br />
allgemeinen Betrachtungsweise.<br />
Wenig bekannt ist dagegen die Tatsache, dass sich Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r Kerbschlagarbeit nur in einer einheitlichen Werkstoffgruppe<br />
vergleichen lassen. Somit sind Baustahl und Gusseisen sowie legierte<br />
Stahlsorten nicht auf Basis einer i<strong>de</strong>ntischen Kerbschlagbiegeprobe<br />
untereinan<strong>de</strong>r zu vergleichen. Da auch die Kerbschlagarbeit<br />
keine unmittelbare Anwendung in <strong>de</strong>r Bauteilberechnung<br />
zulässt, muss je<strong>de</strong>r Konstrukteur sich die Frage stellen, welche an<strong>de</strong>ren<br />
Werte er für seine Bauteilauslegung zu berücksichtigen hat.<br />
Konzept <strong>de</strong>r Bruchmechanik<br />
Neben <strong>de</strong>r Ermittlung von Festigkeits- und<br />
Dehnwerten bietet die Bruchmechanik an<br />
dieser Stelle weitere Möglichkeiten. Mit <strong>de</strong>m<br />
Konzept <strong>de</strong>r Bruchmechanik verbin<strong>de</strong>t man<br />
zulässige Spannungskomponenten und die<br />
Größen von strukturellen Ungänzen quantitativ<br />
miteinan<strong>de</strong>r und drückt damit eine<br />
neue Werkstoffeigenschaft, die Bruchzähigkeit,<br />
aus. Diese Werkstoffeigenschaft kennzeichnet<br />
<strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand gegen instabiles<br />
Risswachstum. Der für <strong>de</strong>n Werkstoff ermittelte<br />
Wert <strong>de</strong>r Bruchzähigkeit stellt somit ein<br />
wichtiges Kriterium in <strong>de</strong>r Bauteilauslegung<br />
dar. Bei <strong>de</strong>r Untersuchung <strong>de</strong>r Werkstoffe<br />
Gopag und Hyt 60 an <strong>de</strong>r Universität Aachen<br />
wur<strong>de</strong>n für bei<strong>de</strong> Werkstoffe i<strong>de</strong>ntische<br />
KIC-Werte ermittelt. Zurzeit laufen weitere<br />
Untersuchungen an <strong>de</strong>r TU Bergaka<strong>de</strong>mie<br />
34<br />
1<br />
2<br />
3/2012<br />
20<br />
14<br />
8<br />
3<br />
4<br />
5<br />
84<br />
Der Laborversuch<br />
Autofrettageprüfstand PS 912<br />
Temperaturen 22 °C, -20°C, -40°C<br />
Prüfmedium: Maxifluid<br />
Drucksensor Wika 7000 bar,<br />
N524700001<br />
Druckkurve Vordruck: 1000 bar<br />
Druckanstieg: 170 bar/s<br />
1 Das Testobjekt: Eine<br />
zylindrische Probenform mit 3<br />
mm Wandstärke bei a = 14 mm.<br />
2 Der Versuchsaufbau: Eine<br />
Seite <strong>de</strong>r Probe wur<strong>de</strong> mit einer<br />
Kugel verschlossen. Die<br />
Druckeinleitung erfolgte über<br />
einen eingepressten Stahlkegel,<br />
wobei die notwendige<br />
Dichtkraft durch Überwurfmuttern<br />
erzeugt wur<strong>de</strong>.<br />
3 bis 5 Unterschie<strong>de</strong> im<br />
Materialverhalten, hier die<br />
Ergebnisse bei -20 °C: Oben <strong>de</strong>r<br />
GJS 400, in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r Gopag<br />
C500 und unten <strong>de</strong>r HYT 60. Je<br />
nach Struktur zeigen sich mehr<br />
o<strong>de</strong>r weniger starke<br />
Verformungen vor <strong>de</strong>m<br />
Bersten. Was <strong>de</strong>n maximalen<br />
Berstdruck angeht, stehen die<br />
Gusswerkstoffe <strong>de</strong>m Stahl in<br />
nichts nach.<br />
ke NEXT<br />
Crossmedia<br />
Eine ausführliche Version<br />
<strong>de</strong>s Beitrags mit<br />
<strong>de</strong>tailliertem Versuchs-<br />
aufbau fin<strong>de</strong>n Sie unter<br />
www.<strong>konstruktion</strong>.<br />
<strong>de</strong>/21399<br />
O<strong>de</strong>r Sie nutzen <strong>de</strong>n neben-<br />
stehen<strong>de</strong>n QR-Co<strong>de</strong> mit Ihrem<br />
internetfähigen Handy. Einfach<br />
abfotografieren und lossurfen.<br />
Freiberg für die Erstellung einer Stranggussnorm, um zukünftig für<br />
<strong>de</strong>n Konstrukteur gesicherte Werte zur Verfügung zu stellen.<br />
Im September 2010 zeigte ein bei Hydac Fluidtechnik durchgeführter<br />
Berstdruckversuch (Gopag C 500 F im Vergleich zu 11SMnPb30+C),<br />
dass <strong>de</strong>r Gusswerkstoff bei Raumtemperatur einem höherem Druck<br />
stand hält als <strong>de</strong>r Schnellarbeitsstahl. Der Versuchaufbau zeigte, dass<br />
bei bei<strong>de</strong>n Materialien bei etwa 5000 bar das Gewin<strong>de</strong> am Anschluss<br />
ausgerissen wur<strong>de</strong>. Vor diesen Hintergrün<strong>de</strong>n entschloss sich Gontermann-Peipers<br />
eigene Berstversuche an drei Kugelgraphit-Gusswerkstoffen<br />
und einem für <strong>de</strong>n Einsatz in <strong>de</strong>r Hydraulikindustrie optimierten,<br />
legierten Schmie<strong>de</strong>stahles bei Raumtemperatur, bei -20 °C sowie<br />
bei -40 °C durchzuführen. Verglichen wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r hochsiliciierte Gopag<br />
C 500 F (Strangguss), ein EN GJS-400-15U (Strangguss), <strong>de</strong>r von<br />
<strong>de</strong>r DNV gelistete und zugelassene EN-GJS-400-18 (Kokillenblockguss),<br />
und <strong>de</strong>r HYT 60 (legierter Schmie<strong>de</strong>stahl).<br />
Während <strong>de</strong>r Gopag C 500 F <strong>de</strong>n HYT 60 in Streckgrenze und A-<br />
Dehnung <strong>de</strong>utlich übertrifft, liegen die bei<strong>de</strong>n GJS 400-Werkstoffe bei<br />
Festigkeit und Härte unter <strong>de</strong>m Gopag und <strong>de</strong>m Schmie<strong>de</strong>stahl. Typisch<br />
für hochsiliciierte Werkstoffe weist <strong>de</strong>r C 500 F ein gegenüber<br />
<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Werkstoffen <strong>de</strong>utlich erhöhtes Streckgrenzenverhältnis<br />
auf. Alle Gontermann-Peipers-Gusswerkstoffe<br />
zeigen in <strong>de</strong>r Gefügestruktur ein rein ferritisches<br />
Gefüge mit sauber ausgebil<strong>de</strong>ten und<br />
fein verteilten Graphitkugeln, die bei <strong>de</strong>r Bearbeitung<br />
hohe Schnittgeschwindigkeiten<br />
erlauben und zu geringen Toleranzen führen.<br />
Die im akkreditierten Labor von GP nachgewiesene<br />
Struktur <strong>de</strong>s HYT 60 zeigt einen<br />
sehr hohen Perlit anteil. Beim Vergleich an<strong>de</strong>rer<br />
untersuchter Proben dieser Schmie<strong>de</strong>stahlqualität<br />
zeigt sich aber generell eine<br />
hohe Schwankungsbreite im Gefüge und <strong>de</strong>r<br />
Bruch<strong>de</strong>hnung. Allerdings gibt <strong>de</strong>r Herstel-<br />
ler für diesen Werkstoff auch keine garantierte<br />
Bruch<strong>de</strong>hnung im Werkstoffdatenblatt an.<br />
Für die Berstversuche fan<strong>de</strong>n sich bei<br />
<strong>de</strong>r Firma Maximator in Nordhausen/<br />
Harz die geeigneten Einrichtungen. Mit<br />
<strong>de</strong>m Ziel, 6000 bar als Berstdruck nicht zu