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KONSTRUKTION & ENGINEERING - konstruktion.de

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InnovatIon & ManageMent • Change ManageMent<br />

140<br />

Interview mit Moritz Denis le Maire und Thomas Beyer, IPU<br />

„Ein Konstrukteur wird<br />

immer die Fertigstellung <strong>de</strong>s<br />

Produkts <strong>de</strong>r Optimierung<br />

<strong>de</strong>s Prozesses vorziehen.“<br />

Moritz Denis le Maire, IPU<br />

<strong>de</strong>rungen ja nicht einfach ein, nur damit alles an<strong>de</strong>rs ist. Es muss<br />

einen Sinn haben, es muss besser sein als das bisherige System. Da<br />

einen gemeinsamen Weg zu fin<strong>de</strong>n – das ist die Aufgabe für das<br />

Verän<strong>de</strong>rungsmanagement.<br />

Jetzt nehmen wir einmal an, ein Unternehmen, eine Konstruktionsabteilung<br />

und auch die Mitarbeiter sind offen für eine<br />

Verän<strong>de</strong>rung. Was sind dann die größten Stolpersteine?<br />

Thomas Beyer: Da spielen viele Fragen hinein. Zum Beispiel innerhalb<br />

welcher Systemgrenzen betrachte ich das? Es kann eine Arbeit<br />

für eine einzelne Gruppe tatsächlich perfekt organisiert sein, aber<br />

mit <strong>de</strong>m Rest <strong>de</strong>r Organisation nicht zusammen passen. Genauso<br />

gibt es Konzepte, die im Rahmen einer übergeordneten, unternehmensweiten<br />

Betrachtung sehr nützlich sind, die aber die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

und Bedürfnisse von Untereinheiten nicht genügend berücksichtigen.<br />

Das sind Aspekte, die im Verän<strong>de</strong>rungsmanagement<br />

so gut wie möglich bewältigt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Moritz Denis le Maire: Und dann kommt in <strong>de</strong>r Entwicklungsabteilung<br />

noch etwas an<strong>de</strong>res dazu: Ich habe im Regelfall einen ausgesprochenen<br />

Termindruck. Das gibt es in <strong>de</strong>r Produktion auch, aber<br />

wenn ich dort einen Verän<strong>de</strong>rungsprozess plane, dann kann ich<br />

entsprechend vorproduzieren und die Umstellung auf ein Wochenen<strong>de</strong><br />

legen. Das geht in <strong>de</strong>r Entwicklung meist nicht. Ich kann<br />

nicht schneller konstruieren. Und ich kann auch schlecht zu meinem<br />

Kun<strong>de</strong>n sagen: Pass auf, ich habe da einen neuen Prozess eingeführt,<br />

<strong>de</strong>swegen kriegst du <strong>de</strong>ine Maschine zwei Monate später.<br />

Das ist unrealistisch. Ein Konstrukteur wird, sobald er in Spannungsverhältnisse<br />

kommt, immer die Fertigstellung <strong>de</strong>s Produkts<br />

<strong>de</strong>r Optimierung <strong>de</strong>s Prozesses vorziehen. Aber man muss sehr genau<br />

hinterfragen: Wie viel von <strong>de</strong>m Termindruck ist vielleicht nur<br />

vorgeschoben, um Verän<strong>de</strong>rungen nicht umsetzen zu müssen?<br />

Na dann einmal ganz praktisch: Gibt es Tipps, wie man<br />

Verän<strong>de</strong>rungen am besten einführt, sodass alle mitziehen?<br />

Thomas Beyer: Ein ganz entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Punkt ist, dass die Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>n Handlungsbedarf selbst erkennen und akzeptieren. Alleine<br />

dadurch, dass <strong>de</strong>r Vorgesetzte kommt und sagt: das und das<br />

machen wir jetzt an<strong>de</strong>rs, haben die meisten noch keinen Handlungsbedarf<br />

erkannt. Es fehlt <strong>de</strong>r Lei<strong>de</strong>nsdruck. Aber erfahrungsgemäß<br />

gibt es bei je<strong>de</strong>m Prozess Punkte, die einen ärgern, an die<br />

man sich aber im Alltag gewöhnt hat o<strong>de</strong>r wo man schon aufgegeben<br />

hat, die Dinge än<strong>de</strong>rn zu wollen. Wenn man das Thema analysiert,<br />

dann hat man schnell eine ganze Anzahl von Leuten, die bestätigen:<br />

ja, stimmt, das wollen wir so eigentlich wirklich nicht<br />

3/2012<br />

Das bleibt hängen<br />

■ Die heutige Arbeitswelt ist ständigen Verän<strong>de</strong>rungen<br />

unterworfen<br />

■ Anpassungen in Workflows und Organisationsstrukturen<br />

sind regelmäßig notwendig<br />

■ Gegen Verän<strong>de</strong>rungen gibt es oft sachliche<br />

ebenso wie angsthinterlegte Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong><br />

■ Das rechtzeitige Einbeziehen <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

hilft, alle Beteiligten für die Verän<strong>de</strong>rung zu gewinnen<br />

■ Externe Beratung kann einen Verän<strong>de</strong>rungsprozess<br />

strukturieren und beschleunigen<br />

Infos unter www.ipu-online.<strong>de</strong><br />

■<br />

haben. Wenn man das in <strong>de</strong>r Run<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n Mitarbeitern erfasst<br />

und auch die Auswirkungen bewertet: Welche Folgen hat das auf<br />

unsere Entwicklungszeiten und -kosten? O<strong>de</strong>r auf die Zusammenarbeit<br />

mit an<strong>de</strong>ren Bereichen? Dann wird schnell klar, warum <strong>de</strong>r<br />

bestehen<strong>de</strong> Zustand einer ist, <strong>de</strong>n man verlassen will. Dann hat<br />

man schon mal einen ersten Schritt zur Verän<strong>de</strong>rung getan.<br />

Moritz Denis le Maire: Wichtig außer<strong>de</strong>m, und da tun sich die<br />

Techniker häufig schwer: Es gibt die rationale Schiene und dann<br />

gibt’s die emotionale Schiene. Man muss die Leute eher emotional<br />

packen. Die Mitarbeiter müssen nachvollziehen können, dass das,<br />

was man vor hat, funktionieren kann. Außer<strong>de</strong>m braucht es die<br />

Entschlossenheit <strong>de</strong>s Topmanagements. Wenn die nicht erkennbar<br />

ist o<strong>de</strong>r sich bei <strong>de</strong>n kleinsten Problemen in Nichts auflöst – dann<br />

wird es auch nicht funktionieren.<br />

Welchen Nutzen bieten in diesem Kontext externe Beratungsunternehmen<br />

wie das Ihre?<br />

Moritz Denis le Maire: Oft bleiben Verän<strong>de</strong>rungsprozesse auf halber<br />

Strecke hängen. Das kann daran liegen, dass man die Ausgangssituation<br />

nicht komplett analysiert hat. Hier hilft ein Berater<br />

ohne Betriebsblindheit. O<strong>de</strong>r aber <strong>de</strong>r Vorgesetzte resigniert. Eine<br />

Verän<strong>de</strong>rung ist ja auch für ihn eine Zusatzbelastung, und er hat<br />

ein reguläres Tagesgeschäft. Auch das sind Punkte, wo eine externe<br />

Unterstützung bei Verän<strong>de</strong>rungsprozessen helfen kann. Außer<strong>de</strong>m<br />

können Berater leichter nach oben hin agieren. Manchmal ist es ja<br />

auch <strong>de</strong>r Vorgesetzte, <strong>de</strong>r die Dinge gewöhnt ist und gar nicht auf<br />

die I<strong>de</strong>e käme, dass man etwas än<strong>de</strong>rn müsste o<strong>de</strong>r könnte. n<br />

Autor Das Interview führte <strong>de</strong>r Leiten<strong>de</strong> Chefredakteur Wolfgang Kräußlich<br />

„Zum Einen haben wir ein<br />

Bedürfnis nach Verän<strong>de</strong>rung,<br />

zum An<strong>de</strong>ren die<br />

Angst, dass die Verän<strong>de</strong>rung<br />

zum Nachteil führt.“<br />

Thomas Beyer, IPU

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