0021-1818_islam_98-1-2-i-259
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Das Geburtsjahr des Åahrastan\ 117<br />
gen ging er nicht ein. Nur Gott weiß, was er sich in Wirklichkeit dachte“ (wörtlich.<br />
„wie es um ihn stand, wa-llahu a^lam bi-halihi“). 49<br />
Wenn nur Gott Bescheid wusste, hatten die Verdächte der Menschen natürlich<br />
leichtes Spiel. Sam^an\ sprach direkt von isma^\litischem Einfluss. 50 2warazm\<br />
machte etwas mehr Umstände: „Hätte er in seinen religiösen Überzeugungen<br />
nicht so herumgezappelt und sich nicht diesem Irrglauben (ilhad) anheimgegeben,<br />
dann wäre er der große Mann (al-imam) gewesen. Wie häufig haben wir ihn<br />
bewundert wegen seiner hohen Begabung und seines vollkommenen Wissens!<br />
Aber wie kann er sich einer Sache anheimgeben, mit der so wenig anzufangen ist,<br />
und etwas zur Richtschnur nehmen, das sich weder rational noch aus der Tradition<br />
heraus (la ma^qulan wa-la manqulan) beweisen lässt!“ 51 Gottseidank gab es<br />
noch keine Drohnen, mit denen sich klare Verhältnisse hätten schaffen lassen.<br />
Åahrastan\ hatte noch 40 Jahre vor sich und konnte Bagdad lebendig verlassen.<br />
Üahab\, der in seinen Siyar Sam^an\ ebenso wie 2warazm\ zitiert, 52 meint zu wissen,<br />
wie Åahrastan\ damals reagierte: „Bei uns verhält es sich da wie bei den Kindern<br />
Israels: Sie erhielten Manna und Wachteln; 53 aber sie wollten (weiter) Knoblauch<br />
und Zwiebeln“. 54 Also: Die himmlische Speise, die er zu bieten hatte,<br />
behagte dem gemeinen Volke – und seinen Bagdader Kollegen – nicht. 55 Ob er sich<br />
diesen Spott bis an sein Lebensende hat bewahren können? 56 Aber damit begeben<br />
wir uns auf ein Terrain, das weiterer Erkundung bedarf. Es ging uns nur darum, einem<br />
chronologischen Problem zu seinem Recht zu verhelfen, das sich im Rahmen<br />
eines Lexikonbeitrages nicht hinreichend ausleuchten ließ.<br />
49 Yaqut, Mu^pam III 377b, 8ff.<br />
50 Vgl. van Ess, Der Eine und das Andere 863; näher dann ibid., 866ff.<br />
51 Yaqut, Mu^pam, 377b, 1ff.<br />
52 aü-Üahab\, Siyar XX 287, pu. ff.<br />
53 al-Mann wa-s-salwa; Sure 2/57.<br />
54 aü-Üahab\, Siyar, Bd. XX 288, 11f.<br />
55 Der Koranvers nimmt die gleiche Wendung. Er lautet, mit den Ergänzungen Parets: „Und wir<br />
sandten das Manna und die Wachteln auf euch hinunter (indem wir euch aufforderten): ‚Eßt von<br />
den guten Dingen, die wir euch beschert haben!‘ (Doch die Kinder Israels waren undankbar und<br />
widerspenstig.) Und sie frevelten (damit) nicht gegen uns, sondern gegen sich selber.“ Der<br />
Genuss von Knoblauch und Zwiebeln war übrigens vor einem Moscheebesuch verpönt, aus<br />
naheliegenden Gründen (VAN ESS, Theologie und Gesellschaft II 112 und 145).<br />
56 Isma^\litisches Gedankengut finden wir vor allem in Åahrastan\s spätem Korankommentar,<br />
den Mafatih al-asrar. Das ist vielleicht der Grund, warum Dawud\ (gest. 945/1538) ihn in seinen<br />
Tabaqat al-mufassirin nicht unter die Koranexegeten aufgenommen hat; Dawud\ war Ägypter<br />
und hatte unter Suyut\ studiert.