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Reviews 239<br />
diesem Autor zugeschriebene Fragmente in einem Londoner Palimpsest, die hier<br />
nicht näher untersucht wurden (S. 115, Anm. 91f.), sprechen dafür, dass das Werk<br />
ins Syrische übertragen worden war. Daher können das Zitat und die Parallelen<br />
auch Zutaten der syrischen Tradition sein. Vorerst kann also nicht entschieden<br />
werden, ob das Vööbus-Ms. nicht doch eine Bearbeitung von Aiyubs verlorener<br />
Galen-Version ist. Da also nicht gewiss ist, ob überhaupt eine unabhängige Übersetzung<br />
aus dem Griechischen vorliegt, bleibt eine Zuschreibung an Sergios spekulativ.<br />
Sie mag teils auf der unsicheren Frühdatierung der Handschrift vor 705<br />
n. Chr. beruhen (S. 97).<br />
Der griechische Text Galens ist äußerst schlecht und lückenhaft überliefert –<br />
Buch II fehlt z.B. vollständig. Die bekannten Handschriften gehen auf einen<br />
einzigen Archetyp zurück, der um Jahrhunderte jünger ist, als die arabische<br />
Version 0unains. 2 Dass diese wichtige Dienste für die Kritik des Originaltextes<br />
leisten kann, erkannte schon E. Wenkebach, der das Werk Anfang des 20. Jh. für<br />
das CMG herausgab. F. Pfaff erarbeitete hierfür nach den Vorarbeiten von M. Simon<br />
eine deutsche Übersetzung. Die ebenfalls geplante Edition des arabischen<br />
Textes fiel den Krisen der Zwischenkriegszeit zum Opfer. Das Warwick-Projekt<br />
hat sich nun zum Ziel gesetzt, diese Lücke zumindest teilweise zu schließen und<br />
eine zuverlässigere Übersetzung vorzulegen. U. Vagelpohl erklärt in einem<br />
der Aufsätze diese Vorgeschichte und zeigt erste Ergebnisse seiner Ausgabe des<br />
Kommentars zu Epid. I auf, insbesondere hinsichtlich der Sprache der Übersetzung.<br />
3 B. Hallum et al. berichten über eine bislang unbekannte Handschrift der<br />
zweiten Hälfte des Textes von Buch II (Ayasofya 3592), die N.P. Joosse unlängst<br />
entdeckte. Die Beiträge, die sie für die Edition leisten kann, werden anhand einer<br />
Kostprobe dargestellt. Dass die arabische Galen-Version sogar für die Kritik des<br />
Hippokrates-Textes wichtig ist, weist R. Alessi nach. Der Pergamener hatte beispielsweise<br />
ältere Lesarten der Vorlage diskutiert, die in der handschriftlichen<br />
Überlieferung fehlen, welche allein von der Ausgabe des Artemidorus Capito<br />
(1. Jh. n. Chr.) abhängt. Der griechische Text der Lemmata bei Galen wurde aber<br />
mit dem des Grundwerks kontaminiert, weshalb 0unains Übertragung der einzige<br />
wirklich unabhängige Zeuge für dessen ursprüngliche Gestalt ist.<br />
2 Vgl. zu dieser auch F. Käs: Eine neue Handschrift von 0unain ibn Is1aqs Galenbibliographie,<br />
in: Zeitschrift für Geschichte der arabisch-<strong>islam</strong>ischen Wissenschaften 19 (2010–2011), S. 175,<br />
Nr. 95 (mit weiterer Literatur).<br />
3 U.a. vergleicht er den Epidemienkommentar statistisch mit anderen Werken 0unains und<br />
solchen aus dem Umkreis al-Kind\s. Zur Übersetzung der hierzu gezählten aristotelischen Tierbücher<br />
durch Eustathios und ihrem Bezug zu Teilen der Eth. nic. kann nunmehr auf M. Ullmann<br />
verwiesen werden: Die Nikomachische Ethik des Aristoteles in arabischer Übersetzung. Teil 2.<br />
Überlieferung, Textkritik, Grammatik, Wiesbaden 2012, bes. S. 16ff.