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174 Reviews<br />

turen auseinander und kritisierte darüber hinaus vereinfachende Übernahmen<br />

westlicher Deutungsmuster in Literatur und Gesellschaft. Auch ihre literarischen<br />

Werke berühren die Frage, wie Emanzipation für arabische Frauen erfolgen<br />

kann, ohne sich von neuen, nicht selbst erarbeiteten Wertungen und Verhaltensmustern<br />

bevormunden zu lassen. Für uns Nachgeborene besonders interessant<br />

ist ihre Sammlung biographischer Essays über Frauen, die sich intellektuell betätigten<br />

oder in anderer Weise Bleibendes schufen; auch ihre Zeitgenossin ^A^iˇsa<br />

at-Taimur\ya wird darin porträtiert, Mitglied des berühmten Taimur-Clans, der<br />

Schriftsteller wie ihren Bruder A1mad und ihre Neffen Mu1ammad und Ma1mud<br />

(hier porträtiert von Stephan Guth) hervorgebracht hat. Marilyn Booth greift<br />

diese Verbindungen auf und zeigt anschaulich, wie schreibende Frauen ihre in<br />

allen sozialen Schichten spürbaren existenziellen Beschränkungen literarisch<br />

verarbeiteten, damit ihren europäischen Kolleginnen nicht unähnlich.<br />

Der Aufbau dieser Kurzbiographien ist dazu angetan, Querverbindungen<br />

sowohl innerhalb der arabischen Welt als auch außerhalb zu erkennen und aufzugreifen.<br />

So ist jedem Eintrag ein Werkverzeichnis vorangestellt, z.T. ergänzt<br />

durch vorliegende Übersetzungen. Am Ende finden sich Verweise auf weiterführende<br />

Literatur zur jeweiligen Person und ausgewählte Forschungsliteratur. Die<br />

vielfältigen persönlichen Beziehungen der porträtierten Protagonisten spiegeln<br />

das lebendige literarische Leben jener Zeit wider; die Leser können sich durch<br />

entsprechende Verweise selbst ein Bild davon machen, in welcher Weise sich Biographien<br />

überschnitten bzw. wie auch Literatur aufeinander Bezug nimmt. Ausgewählte<br />

Zitate lassen einen, wenn auch nur sehr kleinen, Blick auf die Werke zu.<br />

In seinem Essay über ^Abd ar-Ra1man Åukr\ erwähnt Terri DeYoung die enorm<br />

prägenden Bildungseinflüsse; die Entdeckung eines Buches von al-Marsaf\ führte<br />

wiederum zur Bekanntschaft mit dem Werk al-Barud\s, ebenfalls von DeYoung<br />

im Buch porträtiert. Lehrer-Schüler-Beziehungen, Kooperationen und Auseinandersetzungen<br />

(z.B. al-Mazin\) oder die Bezugnahme auf Vorbilder (z.B. Mutran)<br />

werden nachgezeichnet und geben eine Ahnung von den intellektuellen und<br />

künstlerischen Verflechtungen, die sich auch in Konkurrenz bzw. Dissens über<br />

den „richtigen“ Umgang mit den großen Fragen der Zeit äußerten.<br />

Die schwierige Aufgabe, Strömungen der Literaturgeschichte in biographischen<br />

Ausschnitten in all ihrer Widersprüchlichkeit darzulegen, ist den Verfassern<br />

in einer sehr lesbaren Form gut gelungen. Erklärtes Ziel des Bandes ist der<br />

Versuch, eine annähernd repräsentative Auswahl vorzustellen, sowohl hinsichtlich<br />

der vertretenen Genres und Stilrichtungen als auch in Bezug auf die geographischen,<br />

politischen und historischen Varianten innerhalb des arabischen<br />

Sprachraums. Der mit 1850 angesetzte Beginn der angezeigten Periode birgt natürlich<br />

Überschneidungen mit der in der Forschung vernachlässigten Zeit davor<br />

sowie wichtige Rückverweise, die oft nur angedeutet, aber im Rahmen eines sol-

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