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238 Reviews<br />

Die Epidemien sind eine Sammlung von Aufzeichnungen mehrerer Ärzte aus<br />

der Frühphase der griechischen Medizin über den Verlauf von Seuchen und individuellen<br />

Erkrankungen. Dass die überlieferten sieben Bücher nicht von einem einzigen<br />

Autor stammen können, war schon in der Antike bekannt. Galen kommentierte<br />

daher nur die Bücher I bis III und VI, jeweils in mehreren volumina. Aufgrund<br />

der schwierigen Diktion der Epidemien und des kaum elaborierten theoretischen<br />

Überbaus fühlten sich schon vor ihm viele zur Exegese veranlasst. Galens Erklärung<br />

verfolgte aber keineswegs nur philologische Zielsetzungen. In seinem Artikel<br />

kann Ph.J. van der Eijk zeigen, wie sich jener bemühte, Thesen anderer Schriften<br />

des hippokratischen Corpus darin zu erkennen, aber auch eigene Theorien in die<br />

dürren Krankenakten hinein zu interpretieren. Der allzeit streitbare Galen holte<br />

auch zur Polemik gegen ältere Interpretationen aus, wie die des Empirikers Quintus.<br />

Seine Beweisziele sind auch Thema des Aufsatzes von Brooke Holmes. Sie arbeitet<br />

heraus, wie er sein Konzept der sympˇùeia auf die hippokratische Schrift zu<br />

übertragen suchte. Nach Galens Ansicht ist für dieses Ausstrahlen bestimmter Erkrankungen<br />

auf andere Organe oft eine anatomische Ursache anzunehmen. Dies<br />

war seiner Vorlage aber fremd, in der nicht einmal der Terminus erschien.<br />

Auch nach Galen waren die Epidemien bis in die Spätantike noch Gegenstand<br />

von Bearbeitungen. Einer damit zusammenhängenden schwierigen Frage<br />

der syrischen Überlieferung von Galens Werk widmet sich G. Kessel. Er untersucht<br />

eine – von ihm etwas missverständlich als „Syriac Epidemics“ bezeichnete<br />

– hauptsächlich durch A. Vööbus bekannt gewordene Handschrift, die sich<br />

heute in Damaskus (Syrisch-Orthodoxes Patriarchat 12/25) befindet. Bislang gingen<br />

die Identifikationen und Datierungen des Ms. stark auseinander. Kessel<br />

kann schlüssig darlegen, dass es sich nicht einfach um die syrische Version Aiyub<br />

ar-Ruhaw\s von Galens In Hipp. Epid. VI comment. handelt. Vielmehr beweist er,<br />

dass ein Superkommentar vorliegt, der Ansätze der alexandrinischen Tradition<br />

zeigt. Kessel stellt dann die These auf, dass es sich um eine Übersetzung des zwar<br />

bezeugten, aber im Griechischen vollständig verlorenen Kommentars des Gessios<br />

von Petra handelt. Tatsächlich wird dieser spätantike Autor im Ms. zitiert (S. 115),<br />

weshalb er sicher als eine der Quellen dieses Textes gelten muss. Trotz der Parallelen<br />

zwischen Johannes Alexandrinus 1 und dem syrischen Befund reichen diese<br />

Hinweise nach Erachten des Rez. nicht aus, um das Ms. im Brustton der Überzeugung<br />

als Übersetzung des Gessios-Kommentars anzusprechen (S. 120). Weitere<br />

1 Dessen Abhängigkeit von Gessios ist allerdings nicht wirklich bewiesen. Auf S. 114 zitiert<br />

Kessel aber aus der lateinischen Johannes-Übersetzung eine Parallele zum syrischen Text,<br />

die mit „triseudemon sophista“ eingeführt wird. Tatsächlich ist triseyda›mvn ein belegtes<br />

Epitheton für Gessios (vgl. E. Watts: The Enduring Legacy of the Iatrosophist Gessius, in: Greek,<br />

Roman, and Byzantine Studies 49 [2009], S. 123).

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