0021-1818_islam_98-1-2-i-259
0021-1818_islam_98-1-2-i-259
0021-1818_islam_98-1-2-i-259
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
70 Ewald Wagner<br />
Ewald Wagner<br />
Yāh ˘ ād ˙ iba ˇs-ˇsaibi<br />
Arabische Verse für und wider das Färben<br />
des weißen Haares<br />
Abstract: The question as to whether or not it was allowed to dye one’s hair, became<br />
heavily discussed in early Islam. So we find controversial traditions (hadi©)<br />
on this problem. Dyeing the hair however, was not only under discussion in religious<br />
circles, but also in topics taken by poets. In Arabic poetry, grey hair meant<br />
old age. As a consequence, it was the end of love and youthful life. Dyeing the hair<br />
therefore, was a means to cheat the ladies about the real age of the poet. The poets<br />
did not have so much religious scruples, since for them the effectiveness of dyeing<br />
was the point. On this however, some poets had their doubts.<br />
The article gives an overview on how Arabic poets treated the pro and contra<br />
of dyeing the hair – some doing it in a self-ironical way.<br />
Ewald Wagner: Universität Gießen, idewwaggi@t-online.de<br />
In der altarabischen Poesie war das weiße Haar (ˇsaib) das untrügliche Zeichen<br />
dafür, dass das Alter gekommen und damit die Hoffnung geschwunden war, bei<br />
den Damen Erfolg zu haben. Susanne Enderwitz hat in ihrem Artikel Die grauen<br />
Haare 1 gezeigt, dass sich in der späteren Dichtung die schicksalhafte Bindung<br />
von weißem Haar und Ende der Liebe auflöst und einerseits die nicht nach Erfüllung<br />
strebende Liebe der ^Uüriten über den Tod hinaus endlos ist und andererseits<br />
in der frühen ^Abbasidenzeit die unerfüllte Liebe den Dichter vorzeitig<br />
ergrauen lässt, er sich aber doch in einer unbestimmten Zukunft die Erfüllung seiner<br />
Liebe erhofft.<br />
Neben dieser Entwicklung lebte aber die alte Vorstellung vom Ende der<br />
Liebe und auch des geselligen Lebens unter Zechgenossen, kurzum vom Ende<br />
der Jugend (ˇsabab), beim Auftreten des weißen Haares in der arabischen Poesie<br />
fort und wurde von zahlreichen Dichtern immer wieder behandelt. So nimmt es<br />
nicht Wunder, dass bereits ein mittelalterlicher arabischer Gelehrter, ^Alam al-<br />
Huda aˇs-Åar\f al-Murtada (gest. 1044) Gedichte zu diesem Thema zusammenge-<br />
1 Enderwitz 1<strong>98</strong>8.<br />
DOI 10.1515/<strong>islam</strong>-2012-0004 ISLAM 2012; 89(2): 70–96