0021-1818_islam_98-1-2-i-259
0021-1818_islam_98-1-2-i-259
0021-1818_islam_98-1-2-i-259
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
Reviews 195<br />
sche Erneuerer und Prediger gilt, etwa ^Amr 2alid (Ägypten) und Mu1ammad<br />
Åa1rur (Syrien). Die ACSS verbreitet ihre Sichtweisen hauptsächlich über eine<br />
eigene Internetseite, womit sie sich in eine mittlerweile lange Liste von ähnlich<br />
agierenden <strong>islam</strong>ischen Gruppierungen einreiht. Sie publiziert ihre Texte ausschließlich<br />
auf Arabisch und mehrheitlich anonym. Der Umstand, dass es sich<br />
bei beinahe allen Informationen, die der Autor über die ACSS zusammengetragen<br />
hat, um Selbstdeklarationen handelt (z.B. zu Mitgliederzahlen und Finanzierung),<br />
schränkt methodisch die Erkenntnismöglichkeiten ein.<br />
Um sich der ACSS anzunähern, beschäftigt sich der Vf. deshalb nicht nur mit<br />
ihrem Hauptwerk, sondern auch mit ihrer Satzung und den wissenschaftlichen<br />
Aktivitäten (v.a. Tagungen, Vortragsreihen). Bedauerlicherweise setzt er sich<br />
nicht eingehend mit der konfessionellen Orientierung der ACSS auseinander –<br />
sieht man von seinen wiederholt geäußerten Vermutungen ab sowie von der am<br />
Ende der Arbeit stehenden Bestätigung, dass es sich bei den Mitgliedern der ACSS<br />
um Schiiten handele. Da eine Mehrheit der <strong>islam</strong>wissenschaftlichen Studien zum<br />
Thema Erneuerung sunnitische Denker oder Bewegungen in den Blick nimmt,<br />
könnte die Erforschung der ACSS möglicherweise Spezifika eines schiitischen<br />
Erneuerungsdenkens aufzeigen und somit interessante Vergleiche mit sunnitischen<br />
Bewegungen zulassen. Typisch für eine schiitische Bewegung erscheint<br />
etwa ihre ablehnende Haltung gegenüber (sunnitischen) hadi©-Sammlungen und<br />
die Bevorzugung von Überlieferungen der ahl al-bayt. Daher wäre auch eine Beschäftigung<br />
mit dem Namen der ACSS wünschenswert gewesen: Weshalb nennt<br />
sie sich „tapdid“-Gesellschaft, wo dieser Begriff doch für alle traditionell gebildeten<br />
MuslimInnen mit einem hadi© verbunden ist, der in einer sunnitischen Sammlung<br />
aufgeführt wird (Abu Dawud)? Der hadi© besagt, dass Gott der muslimischen<br />
Gemeinschaft in jedem Jahrhundert Personen sende, die die Religion erneuern.<br />
Der Vf. nennt diesen hadi© jedoch an keiner Stelle und lässt nicht erkennen, ob<br />
sich die von ihm untersuchte ACSS der Herkunft des Begriffs bewusst ist. Es wäre<br />
durchaus interessant zu untersuchen, ob der Begriff tapdid im Umfeld der Gesellschaft<br />
losgelöst von seiner normativen Quelle eine Bedeutung hat, die keines expliziten<br />
Bezugs auf den hadi© mehr bedarf.<br />
Die Gründe, die die ACSS für ihr Erneuerungswirken anführt, folgen dem<br />
Muster einer Vielzahl von Texten zeitgenössischer arabischer Denker und Gelehrter,<br />
das der Vf. knapp resümiert: Die muslimische Gemeinschaft (umma) sei<br />
krank, weshalb die ACSS eine Diagnose ihrer Krankheit erstellen wolle, um sie<br />
heilen zu können. Die umma besitze keine eigene Identität mehr und sei ihres Erbes<br />
beraubt worden.<br />
Das Hauptwerk der ACSS, Zugänge zu Koran und Verstand (Mafatih al-Qur#an<br />
wa-l-^aql), umfasst als E-Book 170 Seiten und ist in zwei Teile gegliedert: Teil 1 enthält<br />
die 16 Koranexegese-Regeln der ACSS. Diese umfassen u.a. das Beseitigen