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Reviews 199<br />
Texten. Um dieser Vielzahl sowie dem Forschungsansatz gerecht zu werden, ist<br />
die Arbeit in zwei Teile gegliedert: der „Thematische[n] Analyse der Dramen“<br />
folgt das Kapitel „Drama und Zeitgeschichte“. Eine Einführung in die Entstehung<br />
und Entwicklung der ersten palästinensischen bzw. hebräischen lokalen Dramen<br />
(bis Ende der 1940er Jahre) macht klar, dass sich beide Dramenformen spät und<br />
„zaghaft“ (S. 41) entwickelten. Gespielt wurden in beiden Kulturkreisen erst vor<br />
allem europäische Autoren. Bevorzugte Themen im entstehenden hebräischen<br />
Drama sind Stoffe aus der Bibel. Das palästinensische Drama behandelt historische<br />
Themen und Persönlichkeiten sowie vereinzelt bereits Probleme, die sich<br />
aus der jüdischen Besiedlung ergaben. Religion, die für das jüdische Selbstverständnis<br />
wichtig war, und daher auch Thema der Dramen wurde, spielt im arabischen<br />
Drama keine Rolle.<br />
Bevor nun die zentralen Themen herausgearbeitet werden, erläutert die Autorin<br />
die Theatergenres, die sich in beiden Dramatiken finden, wie Bibeldrama,<br />
Gesellschaftsdrama, Kriegsdrama, politisches und historisches Drama. Schon in<br />
den kurzen, eher historisch als ästhetisch konzipierten Einleitungen zu den einzelnen<br />
Genres wird deren Schwäche klar: die Überschneidungen, die eine konkrete<br />
Zuordnung einzelner Theatertexte nur mit Abstrichen ermöglichen bzw.<br />
mehrfache Zuordnungen notwendig machen.<br />
Als das wichtigste Genre der hebräischen und arabischen Dramatik wird das<br />
sogenannte Gesellschaftsdrama genannt, wobei sich in beiden Theaterkulturen<br />
unterschiedliche Formen herausbildeten. Für das hebräische Theater ist hier das<br />
Halutzdrama als israelisches Spezifikum zu nennen. „Halutz“ bedeutet Siedler<br />
und bezieht sich auf den im Rahmen der ersten „aliyah“ (hebr., Einwanderungswelle)<br />
nach Palästina immigrierten jüdischen Siedler. Die ersten im Drama bzw.<br />
auf der Bühne dargestellten Pioniere waren sehr positiv und stereotyp gezeichnet,<br />
als Helden der Einwanderung und Landnahme trotz widrigster Umstände.<br />
Ab den 1950er Jahren wurde innerhalb des Halutzdramas die israelische Gesellschaft<br />
kritisch beleuchtet; die Problematik des israelischen Volkes, das aufgrund<br />
der unterschiedlichen Herkunft einzelner Gemeinden nicht miteinander lebt,<br />
sondern nebeneinander, wurde dargestellt.<br />
Im Weiteren werden folgenden Ausformungen und Themen des hebräischen<br />
Gesellschaftsdramas vorgestellt: „sozialer Realismus“, „gesellschaftskritisches<br />
Drama“, „Religion“ sowie „Komödie und Satire“. Unter „historisches Drama“<br />
wird u.a. das Holocaustdrama behandelt, wobei Leah Goldberg mit Herrin des<br />
Schlosses (Ba’alat Ha-Armon, 1955) als erste israelische Dramatikerin genannt<br />
wird, die den Holocaust thematisiert. Dem „Krieg im hebräischen Drama“ wird<br />
ein eigener Abschnitt gewidmet, der zu dem überraschenden Schluss kommt,<br />
dass trotz der Zeitgeschehnisse dieses Genre bis in die späten 1<strong>98</strong>0er und frühen<br />
1990er Jahre kaum verbreitet war. Weitere kurze Darstellungen sind dem „fikti-