Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris
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Berliner Zeitung - 4 Februar 1993<br />
Ein kurdisches Waisenmidchen blickt hoffnungsvoll<br />
in die Zukunft: Szene aus ,,Ein Lied für Beko"<br />
.Eln Lied für Beko": Der Kur<strong>de</strong> Nlzam<strong>et</strong>tlnArlc Inszenierteund spielte In seinem<br />
FIlmgleichzeitig die Hauptrolle.<br />
Foto: Arie<br />
Die biographische<br />
Geschichte einer Flucht<br />
"Ein Lied für Beko" und ein kurdischer Regisseur<br />
Seinen kurdischen Landsleuten<br />
müßte man <strong>de</strong>n Sänger, Komponisten,<br />
Autor, Schauspieler und nun<br />
auch Regisseur Nizam<strong>et</strong>tin Aric<br />
kaum vorstel>n: Als Sänger und<br />
aus Fernseha:lftritten war er eine<br />
bekannte GröLe im Kulturleben <strong>de</strong>r<br />
Türkei, als ihn <strong>de</strong>r Versuch, ein Lied<br />
in seiner kurdischen Muttersprache<br />
zu singen, in <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r Staatsmacht<br />
über Nacht zum "Separatisten<br />
und Terroristen" stempelte. Bis<br />
zu 15 Jahren Gefängnis drohten ihm<br />
dafür, <strong>de</strong>nen er durch die Flucht<br />
nach Syrien und 1982 nach Berlin<br />
entging. Hier produzierte <strong>de</strong>r 1956 in<br />
Agri im türkischen Teil Kurdistans<br />
geborene Aric einige Kass<strong>et</strong>ten mit<br />
kurdischer Musik, bevor er nun seinen<br />
ersten Spielfilm als Regisseur<br />
fertigstellte: "Ein Lied für Beko" b<strong>et</strong>itelte<br />
er die teilweise autobiographische<br />
Geschichte einer Flucht, <strong>de</strong>ren<br />
Drehbuch er gemeinsam mit Christine<br />
Kernich schrieb und in <strong>de</strong>m er<br />
'selbst die Hauptrolle übernahm. Mit<br />
<strong>de</strong>n Filmemachern sprach unser<br />
Mitarbeiter Eugen L. Ribnitzer.<br />
Berliner Zeitung: Ein kurdischer<br />
Film, aber im wesentlichen mit <strong>de</strong>utschem<br />
Geld finanziert ...<br />
Arie: Ganz sicher hätte ich meinen<br />
Film lieber 'dort gedreht, wo er<br />
spielt, in Türkisch-Kurdistan, aber<br />
das war völlig un<strong>de</strong>nkbar, <strong>de</strong>nn an<br />
<strong>de</strong>r Unterdrückung <strong>de</strong>r kurdischen<br />
Kultur durch die .türkische Regierung<br />
hat sich ja praktisch nichts geän<strong>de</strong>rt.<br />
Zwar hat man die Ges<strong>et</strong>ze<br />
Nr. 141 und Nr. 142, durch die die<br />
kurdische Sprache offiziell verboten<br />
war, unter <strong>de</strong>r Regierung Demirel<br />
abgeschafft, aber gleichzeitig wur<strong>de</strong><br />
ein neues Ges<strong>et</strong>z geschaffen, das<br />
praktisch <strong>de</strong>n gleichen Effekt hat,<br />
in<strong>de</strong>m es <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n erlaubt, Aktivitäten<br />
von Kur<strong>de</strong>n leicht unter<br />
"Separatismus 1:!1d Terrorismus"<br />
einzustufen, und das gilt auch für<br />
kulturelle Aktivl~äten. Außer<strong>de</strong>m<br />
b<strong>et</strong>rifft ja diese "Liberalisierung" sowieso<br />
nur das gesprochene Wort, gedruckte<br />
Publikationen in kurdisch<br />
sind nach wie vor verboten.<br />
Dennoch ist es ungewöhnlich, daß<br />
man fÜr so ein Projekt Gel<strong>de</strong>r von<br />
<strong>de</strong>utschen För<strong>de</strong>rgremien bekommt.<br />
Kernieh: Es stimmt, daß die Problematik<br />
<strong>de</strong>r Kur<strong>de</strong>n hierzulan<strong>de</strong><br />
jahrelang überhaupt kein Thema<br />
war. Erst mit <strong>de</strong>n Gasangriffen Saddam<br />
Husseins 1988 nahm man das<br />
Thema zur Kenntnis. Dann hat es<br />
immer noch Jahre gedauert, bis das<br />
Projekt durch Gel<strong>de</strong>r vom Kuratorium<br />
(Junger Deutscher Film), För<strong>de</strong>rung<br />
aus Hamburg und B<strong>et</strong>eiligung<br />
<strong>de</strong>s WDR in Gang kam.<br />
Angesichts <strong>de</strong>r brennen<strong>de</strong>n Aktualität<br />
<strong>de</strong>r Kur<strong>de</strong>nproblematik wür<strong>de</strong>n<br />
viele wohl einen <strong>de</strong>utlicher politischen<br />
Film erwarten.<br />
Arie: Natürlich war klar, daß wir<br />
einen politischen Film machen wür<strong>de</strong>n,<br />
aber nicht so einen, <strong>de</strong>r schreit.<br />
Wir wollten eine Form fin<strong>de</strong>n, die<br />
Lage <strong>de</strong>r Kur<strong>de</strong>n so darzustellen,<br />
daß <strong>de</strong>r Zuschauer auch Zugang zur<br />
Problematik fin<strong>de</strong>t.<br />
Kernieh: Wir wollten die Geschichte<br />
einzelner Menschen erzählen.<br />
Beson<strong>de</strong>rs wichtig war uns, vieles<br />
über die Kin<strong>de</strong>r zu erzählen, statt<br />
mit <strong>de</strong>n üblichen Actionmustern Klischees<br />
zu bedienen.<br />
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