Abakaba - Lohngleichheit für die Praxis - Eidgenössisches Büro für ...
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C 6.2 Die Situation in einzelnen Ländern<br />
C Analytische Arbeitsbewertung<br />
USA<br />
In den Vereinigten Staaten von Amerika sind (neben Grossbritannien<br />
und Kanada) <strong>die</strong> meisten Erfahrungen mit dem Einsatz<br />
von Arbeitsbewertungsverfahren im Zusammenhang mit<br />
<strong>Lohngleichheit</strong>sklagen verfügbar. Jedoch ist hier zu beachten,<br />
dass der Equal Pay Act Gleichbezahlung bei gleicher Arbeit<br />
(«equal pay for equal work»), nicht aber bei gleichwertiger<br />
Arbeit, vorschreibt. Gleichheit sei, so <strong>die</strong> Forderung, zu messen<br />
an der Erfordernis von gleichen Aufgaben, Anforderungen,<br />
Verantwortung und ähnlichen Arbeitsbedingungen (nach<br />
Fogel 1984, S. 1). Klagen in bezug auf <strong>die</strong> Entlöhnung verschiedenartiger,<br />
aber gleichwertiger Arbeit sind hingegen auf<br />
der Grundlage des – später in Kraft getretenen – Civil Rights<br />
Act (Title 7) grundsätzlich möglich. Die Rechtsprechung über<br />
<strong>die</strong> Voraussetzungen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> eine erfolgreiche Prozessführung<br />
in <strong>die</strong>sem Bereich vorliegen müssen, ist allerdings je nach Gericht<br />
und je nach Bundesstaat unterschiedlich. Das Oberste<br />
Gericht hat <strong>die</strong>sbezüglich noch nicht entschieden.<br />
In Streitfällen wird in erster Linie überprüft, ob das von einer<br />
Arbeitgeberin bzw. einem Arbeitgeber zur Lohnermittlung eingesetzte<br />
Instrument der Arbeitsbewertung auch tatsächlich korrekt<br />
angewandt wird und/oder ob nicht neben der durch <strong>die</strong> Arbeitsbewertung<br />
ermittelten Entlöhnung andere, evtl. diskriminierende<br />
Entgelte (Lohn oder Lohnäquivalente) ausbezahlt werden.<br />
In Streitfällen zum Thema Lohngerechtigkeit kam wiederholt <strong>die</strong><br />
Hay-Guide-Chart-Profile-Method zum Einsatz; 5 hier werden drei<br />
Anforderungsmerkmale zur Bewertung herangezogen: Wissen,<br />
Denkleistung, Verantwortung. Eine kritische Einschätzung <strong>die</strong>ser<br />
international ausgesprochen weit verbreiteten Methode<br />
wurde von uns bereits früher formuliert (Baitsch et al. 1988);<br />
sie bezog sich einerseits auf <strong>die</strong> unverhältnismässig hohe Bewertung<br />
der Verantwortung, das hierarchisch hohe Funktionen<br />
bevorzugt, und anderseits auf <strong>die</strong> Nichtberücksichtigung von<br />
zwischenmenschlichen Merkmalen einer Funktion wie etwa<br />
Verantwortung <strong>für</strong> Menschen. Damit werden einerseits typischerweise<br />
durch Männer besetzte Arbeitsfunktionen bevorteilt, anderseits<br />
frauentypische Arbeitsfunktionen benachteiligt (ähnlich<br />
äussert sich dazu Steinberg 1992). Dennoch ist festzuhalten:<br />
27<br />
5 Jochmann-Döll (1990)<br />
zählt ein Gerichtsverfahren<br />
und sieben Stu<strong>die</strong>n aus dem<br />
öffentlichen Dienst der USA<br />
auf, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong>se Methode<br />
zurückgriffen. Es ist <strong>die</strong>s u.W.<br />
auch <strong>die</strong> einzige Methode,<br />
<strong>die</strong> in ihrem «code of<br />
practice» explizit das Prinzip<br />
«Gleicher Lohn <strong>für</strong> gleichwertige<br />
Arbeit» festgeschrieben<br />
hat.