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Zwischen Mnemotechnik und Sammlungstheorie - Seminar für ...

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<strong>und</strong> speziell die Anwendung der Techniken zur Stützung der memoria, die<br />

<strong>Mnemotechnik</strong>, ist das verbindende Element zwischen den Ordnungssystemen<br />

Camillos <strong>und</strong> Quicchebergs.<br />

Das von den Autoren in eine Ordnung gebrachte Material ist gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

verschieden.<br />

Bei dem von Camillo bearbeiteten Material handelt es sich um bildliche<br />

Darstellungen aus Texten der Mythologie <strong>und</strong> um Textauszüge philosophischer<br />

Autoren.<br />

Quiccheberg hingegen bringt Gegenstände, Objekte einer Sammlung in eine<br />

Ordnung. Was sich vergleichen lässt ist nicht das Material, sondern der Umgang<br />

mit dem Material. Beide Autoren haben aus einer Vielzahl von Material, bei<br />

Camillo aus Texten, bei Quiccheberg aus einer Masse von Objekten, eine<br />

Auswahl getroffen. Ihnen wichtige Elemente wurden aus der Masse ausgewählt,<br />

gesammelt <strong>und</strong> in eine Ordnung gebracht. Die Ordnung ist verschieden, das<br />

Material ist verschieden aber die Art <strong>und</strong> Weise des Umgangs mit dem Material<br />

bis zur Anordnung ist identisch <strong>und</strong> folgt einer in der antiken Rhetorik bereits<br />

formulierten Verfahrensweise des Sammelns, Auswählens (Exzerpierens) <strong>und</strong><br />

Anordnen des Stoffes. Bei Cicero oder im Ad Herennium (Liber II) wird dieses<br />

Sammeln <strong>und</strong> Anordnen, wie bereits erwähnt, inventio <strong>und</strong> dispositio genannt.<br />

Quiccheberg geht, wie gezeigt wurde, über das Sammeln, Auswählen <strong>und</strong><br />

Anordnen des Stoffes hinaus <strong>und</strong> orientiert sich weiter an der Rhetorik. Er tut dies<br />

indem er das Material <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Inhalte ausschmückt bzw.<br />

ansprechend präsentiert. Die Präsentation erfolgt mittels einer Technik, der<br />

<strong>Mnemotechnik</strong>, die die Inhalte ins Gedächtnis einprägen soll <strong>und</strong> damit dem<br />

Betrachter oder Sammler die Möglichkeit gibt sich über diese Inhalte<br />

auszutauschen.<br />

Cicero verwendete diese Bezeichnungen <strong>für</strong> eine Verfahrensweise, die das Ziel<br />

hatte, einen Redner auf eine Rede vor Gericht vorzubereiten. Der Redner sollte<br />

auf jedes Argument oder jede Situation vor Gericht angemessen reagieren <strong>und</strong><br />

fließend reden können.<br />

Die Ziele Camillos <strong>und</strong> Quicchebergs waren anderer Art, auch wenn sie sich an<br />

der rhetorischen Verfahrensweise orientierten.<br />

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