Zwischen Mnemotechnik und Sammlungstheorie - Seminar für ...
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angepasste wechselnde Orte zu gebrauchen, wählt er ein Gebäude mit fest<br />
angelegten Orten <strong>und</strong> schafft damit ein neues, starres System.<br />
Die Bilder nun sollen Formen, Zeichen oder Abbilder sein, augenfällig in<br />
jeglicher Hinsicht, um das Gedächtnis anzuregen <strong>und</strong> die Merkfähigkeit zu<br />
verstärken. Daran hält sich Camillo. Seine Bilder legt er, innerhalb des Systems,<br />
als wandelbare Bilder an, aber diese sind, einmal dort festgelegt, ewig <strong>und</strong> nicht<br />
austauschbar. Dynamik bringen die Planeten- <strong>und</strong> Rangsymbole in das System, da<br />
sie die gesetzten Bilder einem Bedeutungswandel unterziehen. Diese Dynamik<br />
allerdings ist ein Renaissancephänomen <strong>und</strong> entfernt sich weit von den antiken<br />
Regeln zur Gedächtniskunst. Camillo gelangt mittels seiner Dynamik zu einer<br />
Darstellung der Ordnung des Universums von den ersten Ursachen zu den<br />
Wirkungen. Darüber hinaus ist seiner Ordnung keinerlei Dynamik eigen.<br />
Camillo wendet sich mit seinem System an Gelehrte „studiosi“ 131 , wobei er den<br />
Begriff nicht weiter definiert oder einschränkt. Er wendet sich somit an Gelehrte,<br />
an Wissenschaftler jeglicher Art <strong>und</strong> nicht zuletzt an Philosophen. Auch hier geht<br />
er über die herkömmliche <strong>Mnemotechnik</strong> hinaus, die sich zunächst einmal an<br />
Rhetoren richtet.<br />
131 Camillo: L´idea del theatro, 1991, S. 58.<br />
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