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Zwischen Mnemotechnik und Sammlungstheorie - Seminar für ...

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3.3 Die Sammlung Albrecht V. in München<br />

Gesicherte Belege <strong>für</strong> die Existenz einer Kunstkammer in München sind erst mit<br />

der Regierungszeit Albrecht V. 229 (1550-1579) nachweisbar, auch wenn sich<br />

bereits <strong>für</strong> die Regierungszeit von Wilhelm IV. (1508–1550) Nachweise <strong>für</strong><br />

Sammeltätigkeiten finden lassen. 230 Mit der Errichtung eines Gebäudes durch<br />

Albrecht V., eigens <strong>für</strong> die Objekte seiner Sammlung, bekommt die Kunstkammer<br />

Albrechts einen mehr oder minder festen Standort. 1563 bis 1567 wurde die<br />

dreigeschossige Vierflügelanlage mit einem Arkadenhof durch den Hofbaumeister<br />

Wilhelm Egkl errichtet. 1568/69 kam es zum Bau eines weiteren Gebäudes bei der<br />

Residenz: dem Antiquarium. Dieses beinhaltete im Erdgeschoss die<br />

Antikensammlung des Herzogs <strong>und</strong> im ersten Stock die Bibliothek, welche 1589<br />

in den Alten Hof verlegt wurde.<br />

Eine Vorstellung vom Umfang, Inhalt <strong>und</strong> Aufbau der Sammlung zur Zeit<br />

Albrecht V. erhalten wir durch ein von Johann Baptist Fickler 231<br />

zusammengestelltes Inventar der Kunstkammer von 1598 <strong>und</strong> durch die<br />

Beschreibung der Sammlung in den Reisebeschreibungen des Augsburgers<br />

Philipp Hainhofer (1587-1647), 232 aus dem Jahre 1611.<br />

Bekannt ist, dass Albrecht V. im März 1565 siebzehn Objekte aus der<br />

Kunstkammer entfernte (die Zahl wurde später auf sieben<strong>und</strong>zwanzig erhöht) <strong>und</strong><br />

229 Albrecht V. wurde am 29.02.1528 in München geboren. 1546 heiratete er Anna, die Tochter<br />

Kaiser Ferdinand I. (1528-1590). Er regierte seit 1550, förderte die Gegenreformation <strong>und</strong> berief<br />

die Jesuiten nach München. Die erste methodische Vermessung des Landes durch Philipp Apian<br />

ab 1554 wurde von ihm initiiert. Er starb am 24.10.1579 in München.<br />

Vgl. Biller, Josef H. <strong>und</strong> Rasp, Hans-Peter: München. Kunst & Kultur. München 2004.<br />

230 Eine erste, gesicherte Quelle <strong>für</strong> Albrechts Sammeltätigkeiten ist ein Brief Albrechts an Hanns<br />

Eysner in Neustadt vom 28. Juli 1556, in dem Albrecht Eysner um die Übergabe eines von Eysner<br />

erworbenen alten Pfennigs bittet (Bayrische Annalen 1832, Nr. 31, S. 121.). Es folgen<br />

Hofzahlamtsrechnungen u.ä.<br />

Vgl. Sepp: Die Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammer Albrecht V. von Bayern, S. 17.<br />

231 Johann Baptist Fickler wurde 1533/34 in Backnang, Württemberg, geboren. Er studierte 1551-<br />

55 Artes <strong>und</strong> Jura an der Universität Ingolstadt <strong>und</strong> beendete dieses als Magister artium et<br />

philosophiae. 1559-62 arbeitete er als Sekretär des Erzbischofs von Salzburg. Anschließend<br />

studierte er in Bologna <strong>und</strong> erwarb 1565 den Doktor utriusque iuris. Zurückgekehrt nach Salzburg<br />

wurde er Hofrat <strong>und</strong> Protonotar. 1588 trat er in den Dienst Herzog Wilhelms V. von Bayern,<br />

unterrichtete als Praeceptor den Erbprinzen Maximilian <strong>und</strong> wirkte anschließend als Hofrat in<br />

München. Er starb 1610 in München.<br />

Vgl. Diemer, Peter (Hg.): Johann Baptist Fickler. Das Inventar der Münchner herzoglichen<br />

Kunstkammer von 1598 (= Bayerische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Historische<br />

Klasse. Abhandlungen, Neue Folge, Heft 125.) München 2004, S. 9.<br />

232 Philipp Hainhofer war als selbständiger Kunsthändler <strong>für</strong> Fürsten im In- <strong>und</strong> Ausland tätig.<br />

<strong>Zwischen</strong> 1611 <strong>und</strong> 1636 besuchte er vier mal die Stadt München.<br />

Langenkamp, Anne: Philipp Hainhofers Münchner Reisebeschreibungen. Eine kritische Ausgabe.<br />

Diss. Berlin 1990, S. 1ff.<br />

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