Zwischen Mnemotechnik und Sammlungstheorie - Seminar für ...
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w<strong>und</strong>ergewechs“, „gedörte frücht, gewechs <strong>und</strong> samen“ 226 , diese Anordnung<br />
folgt der Quicchebergs, die bei Quiccheberg dazugehörigen Metalle, Steine,<br />
Farben <strong>und</strong> Stoffe finden sich laut Prager Inventar bearbeitet unter den artificialia,<br />
bei denen sich keine Ordnung ähnlich der Quicchebergs nachweisen lässt.<br />
Über die Unterbringung der Kunstkammer ist nur wenig aus den Marginalnotizen<br />
des Inventars bekannt. Sie war in drei aufeinanderfolgenden Räumen<br />
untergebracht, wovon ein Raum die eigentliche Kunstkammer war, die zwei<br />
Vorräume hatte. Die Objekte waren in Truhen, Schreibtischen mit Laden sowie in<br />
20 offenen bzw. geschlossenen Kästen (Almaren) mit je drei bis sechs Fächern<br />
untergebracht. In der Mitte der Kunstkammer befand sich eine Tafel um welche<br />
die Truhen <strong>und</strong> Schreibtische angeordnet waren. 227 Eine genaue Rekonstruktion<br />
der Sammlung erscheint mir <strong>für</strong> unseren Zweck nicht notwendig.<br />
Noch nicht beachtet wurde allerdings die Zeit der Sammeltätigkeit Rudolfs.<br />
Rudolf wurde 1572 zum König von Ungarn gekrönt, 1575 zum König von<br />
Böhmen <strong>und</strong> 1576, nach dem Tod Kaiser Maximilian II., zum Römischen Kaiser<br />
gewählt. Als kaiserliche Residenz wählte Rudolf II. die Stadt Prag. Bis 1571 hielt<br />
sich Rudolf in Spanien auf, besuchte 1571 Ferdinand II. in Innsbruck <strong>und</strong> war<br />
dann in Prag zu Hause. Bereits sein Vater, Maximilian II. war ein reger<br />
Kunstsammler <strong>und</strong> Rudolf übernahm sowohl seine Sammlung als auch viele<br />
seiner Handwerker <strong>und</strong> Künstler.<br />
Auffällig ist nun, dass Rudolf erst nach 1571 nach Prag kam <strong>und</strong> erst dann seine<br />
Sammelleidenschaft völlig entfaltete <strong>und</strong> diese umfassende Sammlung zusammen<br />
trug. Quicchebergs Traktat wurde bereits 1565 publiziert, zur Regierungszeit<br />
Maximilian II. <strong>und</strong> vor der Sammeltätigkeit Rudolf II.. Quiccheberg mag<br />
möglicherweise Sammlungsgegenstände Maximilians gekannt haben, denn<br />
Pantaleon berichtet, er sei zur Krönung Maximilians in Prag gewesen. 228 Zeitlich<br />
allerdings scheint auch hier ein Einfluss dieser Sammlung auf die Methode<br />
Quicchebergs nur sehr begrenzt möglich.<br />
Eine andere Möglichkeit wäre, dass sich Rudolf II. Anregungen <strong>für</strong> seine<br />
Sammlung bei seinem Besuch in Innsbruck holte <strong>und</strong> Ferdinand II., wie bereits<br />
erwähnt, wiederum von Quiccheberg Anregungen zur Aufstellung einer<br />
Sammlung übernahm.<br />
226 Bauer/ Haupt (Hg.): Das Kunstkammerinventar Kaiser Rudolf II., 1607-1611, S. 1ff.<br />
227 Vgl. Bauer/ Haupt (Hg.): Das Kunstkammerinventar Kaiser Rudolf II., 1607-1611, S. XVIIf.<br />
228 Pantaleone: Deutscher Nation Heldenbuch, S. 560.<br />
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