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Zwischen Mnemotechnik und Sammlungstheorie - Seminar für ...

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3.1 Die Sammlung Ambras<br />

Erzherzog Ferdinand II. von Tirol 183 hatte umfassende familiäre Bindungen zur<br />

damaligen Kunst- <strong>und</strong> Sammlerszene 184 . Er selbst war Sammler.<br />

Die Sammlung Ambras hatte mehrere Sammelschwerpunkte: die umfangreiche<br />

Waffensammlung, die Bibliothek <strong>und</strong> eine Gemäldesammlung mit Porträts <strong>und</strong><br />

Kupferstichen. 185 Ein Teilinventar zur Waffensammlung wurde bereits 1583<br />

angelegt, ein Inventar der Kunstkammer jedoch erst nach dem Tod Ferdinands im<br />

Jahre 1596. 186<br />

Die einzelnen Teile der Sammlung waren zu unterschiedlichen Zeiten nach<br />

Schloss Ambras verlegt worden. Die Bibliothek, das Antiquarium 187 <strong>und</strong> eine<br />

kleine Rüstkammer brachte man 1572 dort unter, den Rest der Sammlung erst<br />

nach Fertigstellung der jeweiligen Räumlichkeiten. Die Bibliothek Ferdinands<br />

umfasste ca. 4000 Bände, die Porträtsammlung mehr als 1000 Gemälde 188 , seine<br />

Waffensammlung „das eigentliche Schoßkind Ferdinands“ 189 war in eigens da<strong>für</strong><br />

gebauten Sälen untergebracht. 190 Die Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammer Ferdinands, wie<br />

183<br />

Erzherzog Ferdinand II. von Tirol wurde 1529 als zweiter Sohn Kaiser Ferdinand I. in Linz<br />

geboren. 1547 wurde er zum Statthalter von Böhmen ernannt. 1563 wurde er zum Landes<strong>für</strong>sten<br />

von Tirol. Neben seiner Residenz, der Hofburg in Innsbruck, bewohnte er Schloss Ambras. Er<br />

starb 1595 in Innsbruck.<br />

184<br />

Vater Ferdinand I. hatte 1563 den Kunstbesitz der Habsburger in Wien vereinigt. Der Bruder<br />

Erzherzog Karl von Steiermark begründete die Grazer Kunstkammer. Durch seine Schwestern<br />

bestanden Bindungen nach Bayern zu Albrecht V., nach Italien zu Alfons II. Este von Ferrara, zu<br />

Herzog Wilhelm von Mantua <strong>und</strong> zu Francesco Medici von Toscana. Mit seinem Bruder Max II.<br />

verbindet ihn die Sammelleidenschaft.<br />

Vgl. Schlosser, Julius: Die Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammern der Spätrenaissance. Braunschweig<br />

1978, S. 45f.<br />

185<br />

Gemälde in Form von Porträts finden sich auch noch einmal am Ende des Kunst- <strong>und</strong><br />

W<strong>und</strong>erkammerteils.<br />

186<br />

Es handelt sich hier um folgendes Inventar:<br />

Inventar des Nachlasses Erzherzog Ferdinands II. in Ruhelust, Innsbruck <strong>und</strong> Ambras, vom 30.<br />

Mai 1596, Jahrbuch der Kunshistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Bd.<br />

VII/2, 1888, S. CCXXVI-CCCXII, <strong>und</strong> Bd. X, 1889, S. I-X. Weitere Inventare folgten.<br />

Vgl. Scheicher, Elisabeth: Die Kunstkammer. Innsbruck 1977, S. 11.<br />

187<br />

Das Antiquarium der Sammlung Ambras ist ein Raum der „zur Aufstellung „antiker“ Plastiken<br />

im weitesten Sinne“ diente. Antiquarium, Bibliothek <strong>und</strong> Kleine Rüstkammer bildeten einen<br />

Raumkomplex, der durch Bogenöffnungen verb<strong>und</strong>en war. Dieser Raum lag im 1. Stock des<br />

Kornschüttgebäudes, das vor 1572 entstand.<br />

Vgl. Scheicher: Die Kunstkammer, S. 157.<br />

188<br />

Ein Teil dieser Porträtsammlung umfasste Porträts physisch abnormer Personen.<br />

Vgl. Scheicher, Elisabeth: Die Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammern der Habsburger. Wien, München,<br />

Zürich 1979, S. 73.<br />

189<br />

Schlosser: Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammern der Spätrenaissance, S. 57.<br />

190<br />

Scheicher: Die Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammern der Habsburger, S. 73.<br />

Ein von Ferdinand selbst zusammengestellter Prachtband zu dieser Sammlung wurde 1601 von<br />

Johann Agricola in Innsbruck verlegt. Die erste deutsche Übersetzung folgte 1603. Ein Titel wurde<br />

nicht angegeben.<br />

Vgl. Schlosser: Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammern der Spätrenaissance, S. 57.<br />

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