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Zwischen Mnemotechnik und Sammlungstheorie - Seminar für ...

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künstliches Gedächtnis 376 . Das natürliche, angeborenes Gedächtnis <strong>und</strong> das<br />

künstliche, durch Methode, Technik <strong>und</strong> Übung erworbene, wobei Letzteres als<br />

Stütze des natürlichen Gedächtnisses dient. Für dieses künstliche Gedächtnis, das<br />

aus Orten loci <strong>und</strong> Bildern imagines besteht 377 , stellt der Autor Regeln auf.<br />

Regeln <strong>für</strong> die bereits erwähnten Orte <strong>und</strong> Bilder, sowie <strong>für</strong> das Sach- <strong>und</strong><br />

Wortgedächtnis.<br />

Diese Orte sollen vom Gedächtnis leicht zu erfassen sein, das heißt egal ob es sich<br />

um reale oder fiktive Orte handelt, sie sollen verlassen sein oder wenig bzw. keine<br />

Menschen beherbergen. Sie sollen darüber hinaus nicht zu ähnlich, von mittlerer<br />

Größe, Helligkeit <strong>und</strong> Abstand sein <strong>und</strong> eine Reihe bilden. Das Bilden einer Reihe<br />

ist entscheidend, da an jedem Punkt dieser Reihe ein Einstieg möglich sein soll.<br />

Von diesem Ausgangspunkt aus sollen die Orte in jede Richtung, vorwärts oder<br />

rückwärts, aufzusuchen sein. Die gebildeten Orte sind in ihrer Anzahl nicht<br />

begrenzt, was bedeutet, dass <strong>für</strong> verschiedene einzuprägende Informationen die<br />

entsprechende Anzahl von Orten angelegt werden kann. Um die Übersicht über<br />

die angelegten Orte zu behalten <strong>und</strong> eine Unterscheidung der vielen Orte zu<br />

gewährleisten, rät der Autor, jeden fünften Ort mit einem Sonderzeichen zu<br />

belegen. Die Orte bleiben, im Gegensatz zu den noch zu betrachtenden Bildern,<br />

bestehen <strong>und</strong> werden nur bei Bedarf ausgetauscht oder neu eingerichtet. 378<br />

Die Bilder werden auch als Formen formae, Zeichen notae <strong>und</strong> Abbilder<br />

simulacra bezeichnet. Sie sind je nach dem zu bearbeitenden Thema austauschbar<br />

<strong>und</strong> werden den Orten zugeordnet. Diese Bilder müssen, so stellt der Autor fest,<br />

möglichst augenfällig sein. Das heißt auffällig schön, hässlich oder in jeglicher<br />

anderer Form besonders, um eine schnelle Haftung im Gedächtnis zu garantieren.<br />

Da<strong>für</strong> können sowohl menschliche Gestalten, als auch ornamentale oder andere<br />

Ausschmückungen vorgenommen werden. Darüber hinaus ist es wichtig, Arten<br />

von Bildern zu unterscheiden. Bilder zur Erinnerung an Dinge res<br />

375 „Oportet igitur esse in oratore inventionem, dispositionem, elocutionem, memoriam,<br />

pronuntiationem. Inventio est excogitatio rerum verarum aut veri similium quae causam<br />

probabilem reddant. Dispositio est ordo et distributio rerum, quae demonstrat quid quibus locis sit<br />

conlocandum. Elocutio est idoneorum verborum et sententiarum ad inventionem adcommodatio.<br />

Memoria est firma animi rerum et verborum et dispositionis perceptio. Pronuntiatio est vocis,<br />

vultus, gestus moderatio cum venustate.“<br />

Ad C. Herennium libri IV de ratione dicendi, I, ii, 3.<br />

376 „Sunt igitur duae memoriae: una naturalis, altera artificiosa.“<br />

Ad C. Herennium libri IV de ratione dicendi, III, xvi, 28.<br />

377 „Constat igitur artificiosa memoria ex locis et imaginibus.“<br />

Ad C. Herennium libri IV de ratione dicendi, III, xvi, 29.<br />

378 Vgl. Ad C. Herennium libri IV de ratione dicendi, III, xvi. 30 – xix. 32.<br />

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