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Zwischen Mnemotechnik und Sammlungstheorie - Seminar für ...

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Zunächst haben die beiden zu untersuchenden Texte, bis auf den Titel, der ein<br />

Theater suggeriert nichts gemein. Camillos Traktat vermittelt eine<br />

mnemotechnische Methode, Quicchebergs Traktat ein sammlungstheoretisches<br />

Konzept. Auch Ordnung, Struktur <strong>und</strong> Methode scheinen zunächst keine<br />

Gemeinsamkeiten aufzuweisen. Camillo entwickelte ein System von Orten <strong>und</strong><br />

Bildern zur Darstellung einer, das gesamte Universum umfassenden, Ordnung.<br />

Quiccheberg stellt Klassen auf <strong>und</strong> ordnet ihnen Sammlungsobjekte zu. Beide<br />

erläutern ihre Aufstellungen.<br />

Dennoch gibt es eine offensichtliche Verbindung der Texte, die über die<br />

Theaterdarstellung hinaus geht. Samuel Quiccheberg bezieht sich in seinem Text<br />

mehrfach auf Giulio Camillo <strong>und</strong> erwähnt ihn namentlich. Bei näherer<br />

Untersuchung des Quiccheberg Textes ist festzustellen, dass Quiccheberg in sein<br />

Konzept mnemotechnische Methoden integriert <strong>und</strong> sich bei der Umsetzung<br />

seines Konzeptes an der klassischen Rhetorik 11 orientiert.<br />

Somit stellt sich die Frage, ob es eine Verbindung zwischen <strong>Mnemotechnik</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Sammlungstheorie</strong> gibt <strong>und</strong> wenn, wie diese ausschaut? Aber es stellt sich auch<br />

die Frage inwieweit eine Verbindung zwischen <strong>Sammlungstheorie</strong> <strong>und</strong> Rhetorik<br />

besteht?<br />

Lina Bolzoni bemerkt, „…daß zwischen dem 16. <strong>und</strong> dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert die ars<br />

memoriae <strong>und</strong> das Sammeln sich gegenseitig beeinflussen, sich ineinander<br />

spiegeln <strong>und</strong> miteinander Modelle <strong>und</strong> Anregungen austauschen, sowohl in der<br />

Praxis als auch auf der Ebene theoretischer Systematik“ 12 <strong>und</strong> sie belegt ihre<br />

Aussage anhand metaphorischer Wendungen zur Auffassung des Gedächtnisses in<br />

Begriffen des Raumes. So wird das Gedächtnis, laut Bolzoni, als „geschlossener,<br />

endlicher Raum dargestellt, in welchem man kostbares Material ansammelt, das<br />

man zu geeigneter Zeit wieder aufnehmen <strong>und</strong> verwenden kann“. Einer<br />

Schatzkammer thesauro gleich, nimmt das Gedächtnis kostbares Material auf <strong>und</strong><br />

bewahrt es, um es bei Bedarf wieder frei zu geben.<br />

11<br />

Unter klassischer Rhetorik verstehe ich die Rhetorik Ciceros oder die Ausführungen im Ad<br />

Herennium.<br />

12<br />

Bolzoni : Das Sammeln <strong>und</strong> die ars memoriae, S. 132.<br />

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