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Zwischen Mnemotechnik und Sammlungstheorie - Seminar für ...

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Auch das Anlegen privater Sammlungen hat sehr früh Verbreitung gef<strong>und</strong>en.<br />

Bereits Vitruv beschreibt in seiner Schrift De architectura libri decem die Anlage<br />

<strong>und</strong> Ausführung von Räumlichkeiten in Privathäusern speziell <strong>für</strong><br />

Sammlungszwecke. So sagt er: „Pinacothecae ... magnitudinibus sunt<br />

constituendae“. 414 Ebenso erwähnt er: „Cubicula et bybliothecae ad orientem<br />

spectare debent; usus enim matutinum postulat lumen, item in bybliothecis libri<br />

non putrescent“ 415 <strong>und</strong>: „...in porticibus, quae ad septentrionem spectant,<br />

triclinia cyzicena et pinacothecas, ad orientem autem bybliothecas...“ 416 .<br />

Römische Sammler, wie Sulla, Julius Caesar oder Verres hatten in ihren<br />

Sammlungen viele Gegenstände, die aus Plünderungen stammten, so schreibt<br />

Pomian: „daß in Rom die Kriegsbeute am Ursprung der Privatsammlungen<br />

steht.“ 417<br />

Ob in Tempeln, religiösen Einrichtungen oder privaten Sammlungen,<br />

Sammlungsobjekte waren zahlreich, ihr materieller <strong>und</strong> ideeller Wert war<br />

immens. So wurden sowohl Kataloge bzw. Inventare der Sammlungen angelegt<br />

als auch eine Bewachung der Gegenstände gewährleistet. Beides hat sich bis in<br />

die heutige Zeit erhalten.<br />

B. 2 Die mittelalterlichen Sammlungen<br />

Mittelalterliche Inventare machen deutlich, dass die Mehrzahl der gesammelten<br />

<strong>und</strong> verzeichneten Gegenstände dieser Sammlungen 418 , so Pomian, einen<br />

Verwendungszweck hatten. 419 Ob zeremoniell, religiös oder profan, es überwogen<br />

Dinge des täglichen Gebrauchs, wie Ringe, Gürtel, Kruzifixe, Bilder, Altäre,<br />

Kelche sowie Geschirre. Aber auch Weltkarten, Astrolabien, Raritäten 420 <strong>und</strong><br />

414<br />

Vitruv: De architectura libri decem, Liber sextus, cap. III 143, 10.<br />

415<br />

Vitruv: De architectura libri decem, Liber sextus, cap. IV 144, 20.<br />

416<br />

Vitruv: De architectura libri decem, Liber sextus, cap. VII 150, 25.<br />

417<br />

Pomian: Der Ursprung des Museums, S. 26.<br />

418<br />

Es handelt sich bei diesen Sammlungen zunächst ausschließlich um <strong>für</strong>stliche <strong>und</strong> kirchliche<br />

Sammlungen. Das Sammeln war ein Monopol der Könige <strong>und</strong> des Hochadels, im weltlichen, wie<br />

im geistlichen Bereich. Im Verlauf des 14. <strong>und</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>erts griff die Faszination der Objekte<br />

auf die Stände, die städtischen Patrizier <strong>und</strong> Berufsausübenden über. Die Sammler wurden<br />

zahlreicher <strong>und</strong> waren von unterschiedlichem Typus.<br />

Vgl. Daston, Lorraine <strong>und</strong> Park, Katharine: W<strong>und</strong>er <strong>und</strong> die Ordnung der Natur 1150-1750.<br />

Berlin 2002, S. 81.<br />

419<br />

Vgl. Pomian: Der Ursprung des Museums, S. 33.<br />

420<br />

Bei den Raritäten handelte es sich um Straußeneier, Narrwalzähne, Greifenklauen,<br />

Haifischzähne u.ä..<br />

Vgl. Daston / Park: W<strong>und</strong>er <strong>und</strong> die Ordnung der Natur, S. 81ff.<br />

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